HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Konten und Listen. Er musste die Abrechnungen für die Bauern machen, die auf seinem Grund und Boden wirtschafteten. Es galt, Berichte über die weit entfernten Ländereien zu schreiben.
Aber eine Minute würde er wohl erübrigen können?
Bevor er es sich anders überlegen konnte, hörte sich Kane zu seiner Überraschung sagen: „Dann muss ich dazu beitragen, dass dieser Tag für Sie schön wird, Miss Lambert. Kommen Sie, wir können uns vom Balkon aus einen Eindruck verschaffen.“
Bethany schob die schweren Vorhänge beiseite und trat nach draußen. Begeistert schaute sie sich um. „Oh, wie wunderschön.“ Bewundernd betrachtete sie die grünen Hügel, die sich in der Ferne abzeichneten, die dunklen Wälder, die den Alsmeeth-Besitz wie ein Ring umgaben. Schließlich blickte sie auf die nahe dem Haus liegenden Gärten. „Ich glaube, ich habe noch nie zuvor etwas so Schönes gesehen“, erklärte sie.
„Da kann ich Ihnen nur zustimmen.“
Beim Klang seiner Stimme drehte sich Bethany um. Kane war hinter ihr auf den Balkon getreten, doch sie erkannte, dass er mit seinen Worten nicht die Landschaft meinte. Er sah sie in einer Art und Weise an, bei der ihr eine unangenehme Röte in die Wangen stieg.
Erstmals sah sie ihn jetzt im hellen Sonnenlicht. Er entsprach ganz und gar nicht den Vorstellungen, die sie sich von ihm gemacht hatte. Er war groß und von kräftiger Statur. Seine Kleidung bestand aus eleganten engen Kniehosen, die er in Stiefel aus bestem, weichem Leder gesteckt hatte, sowie aus einem weißen Hemd aus bestem Leinen, dessen Ärmel er bis über die Ellbogen hochgekrempelt hatte.
Seine Haare waren bläulich schwarz, seine Augen grau. Im Sonnenlicht schimmerten sie silbrig. Er wies keinerlei körperliche Missbildungen auf. Vielmehr war er, wie Bethany schlagartig erkannte, unglaublich gut aussehend.
Sie bemerkte, dass sie Kane ungebührlich lange anstarrte. Schnell wandte sie den Blick von ihm ab und machte eine weit ausholende Handbewegung. „Was für ein Gefühl ist es, so weit das Auge reicht, alles Land zu besitzen?“
Er trat näher, und seine Stimme klang einschmeichelnd, als er erwiderte: „Nicht alles, was ich sehe, gehört mir. Zumindest jetzt noch nicht. Aber vielleicht habe ich ja Glück, und …“
Bethany stockte der Atem. Ihr fielen Winifred Mellons Befürchtungen ein. „Ich glaube … ich würde jetzt gern einen Tee trinken.“
Er lächelte zufrieden, denn es bereitete ihm ein ungeahntes Vergnügen, sie in Verlegenheit zu sehen. Das war wie ein unverhoffter Preis. „Selbstverständlich.“
Er ging ihr voran zurück in die Bibliothek und schenkte für sie beide Tee ein. Als er Bethany ihre Tasse reichte und sich dabei ihre Finger berührten, wurde ihr unnatürlich heiß.
„Es ist doch gewiss nicht einfach, drinnen zu bleiben, wenn man eine so herrliche Aussicht hat, nicht wahr? Wie schaffen Sie es nur, Mylord, an Ihrem Schreibtisch zu sitzen bei dieser Nähe zur Natur?“
Kane lächelte kaum merklich. „Ich war in meinem Leben bisher kaum jemals in Gefahr, der Versuchung zu erliegen, meine Verpflichtungen zu vergessen. Zumindest bisher.“
Bethany neigte den Kopf. Sie war verwirrt und versuchte, das eigentümliche Flattern in der Magengegend loszuwerden. Gedankenverloren tätschelte sie den großen Hund, der daraufhin sofort warnend knurrte. Erschrocken zog sie die Hand zurück.
„Niemand darf Storm kraulen außer mir, Miss Lambert.“
„Warum denn das?“
„Ich weiß nicht. Ich scheine der einzige Mensch zu sein, von dem er sich anfassen lässt. Vielleicht hat er als Welpe schlechte Erfahrungen gemacht. Für Menschen hat er nichts übrig.“
„Und warum traut er Ihnen?“
„Vielleicht braucht er mich mehr, als dass er mir vertraut. Ich fand ihn während eines heftigen Sturms unter einem schweren Ast, der abgeknickt und auf ihn gefallen war. Ich befreite ihn aus seiner misslichen Lage.“
„Und er dankte es Ihnen, indem er bei Ihnen blieb?“
„Nein, er biss mich in die Hand.“ Auf ihren überraschten Ausruf hin setzte Kane hinzu: „Tiere beißen, wenn sie Angst haben, Miss Lambert. Aber ich nahm ihn trotzdem mit nach Hause und kümmerte mich um seine Verletzungen. Als ich ihn später wieder in die Freiheit entlassen wollte, blieb er einfach bei mir.“
„Und so wurde er sozusagen Ihr Schoßhund.“
„Nein, Miss Lambert. Storm leistet mir Gesellschaft und ist mir ein treuer Verteidiger und Beschützer. Aber er ist nicht mein Schoßhund.“
„Aha,
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