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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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die Treppe hinunter und nach draußen, wo Newton tatsächlich bereits neben der Kutsche stand und auf sie wartete.
    Beim Einsteigen warf Bethany verstohlen einen Blick nach oben zu den Fenstern der Bibliothek. Wieder sah sie den Schatten eines Mannes hinter den Vorhängen und hatte erneut das beunruhigende Gefühl, dass der Earl of Alsmeeth ihre Abfahrt beobachtete.
    Sie hob das Kinn und blickte starr geradeaus, bis das Anwesen weit hinter ihr lag.

5. KAPITEL
    „So, und jetzt erzähl uns alles.“ Es war Darcy, die Bethany bedrängte, nachdem die Familie sich zum Abendessen versammelt hatte.
    „Ich habe mit dem Gärtner einen langen Spaziergang durch die Anlagen gemacht. Ich habe mir die Stallungen mit den Pferden angesehen und dabei den Stallmeister Richmond kennengelernt“, zählte Bethany auf und fuhr fort: „Penhollow Abbey ist so unvorstellbar groß, dass man wahrscheinlich einen ganzen Sommer brauchen würde, um jede Ecke zu erkunden.“
    „Du machst Witze“, bemerkte Miss Mellon unbeeindruckt.
    „Nein, Winnie. Ich habe nur einen ganz kleinen Eindruck von dem Land gewinnen können, als wir dort ankamen. Aber die Wiesen und Wälder scheinen sich bis zum Horizont zu erstrecken.“
    „Ich möchte lieber mehr über den Earl erfahren.“ Darcy nippte an ihrem Tee, ließ dabei ihre Schwester aber keine Sekunde lang aus den Augen.
    „Ich glaube, er tut nichts anderes, als endlose Zahlenreihen in seine Rechnungsbücher einzutragen. Er hat den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht.“
    „Ich will nicht wissen, wie er den Tag verbracht hat. Ich will mehr über den Mann wissen. Wie ist er? Groß oder klein? Dick oder dünn? Du verstehst?“
    „Ach so.“ Bethany biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, bevor sie erklärte: „Das ist schwierig zu beantworten. Er bleibt stets hinter seinem Schreibtisch sitzen. Er hat dunkle Haare und trägt einen dunklen Gehrock. Auch seine Augen sind dunkel. Überhaupt scheint er viel für die Dunkelheit übrigzuhaben. In der Bibliothek hängen schwere Vorhänge vor den Fenstern, die fast immer geschlossen sind, angeblich zum Schutz vor der Sonne.“
    „Vielleicht ist er körperlich missgebildet oder sonst irgendwie entstellt“, gab Miss Mellon zu bedenken.
    „Daran habe ich noch gar nicht gedacht“, gab Bethany zu. „Ich habe zwar seinen Butler gefragt, ob der Earl körperlich behindert sei, was Huntley verneinte. Aber wenn er in irgendeiner Weise entstellt wäre, würde das natürlich erklären, warum er sich zu verstecken scheint.“
    Mistress Coffey, die sich bisher jeglicher Bemerkung enthalten hatte, warf ein: „Das würde auch erklären, warum sich seine Braut in der Hochzeitsnacht das Leben genommen hat.“
    Bethany schüttelte unwillig den Kopf. „Wir waren uns doch alle einig, dass wir Edwinas abscheuliches Gerede nicht übernehmen wollten.“
    „Ja, das waren wir. Doch es fällt mir schwer, zu vergessen, und das umso mehr, als du gezwungen bist, ganze Tage mit diesem Mann zu verbringen, der möglicherweise ein Ungeheuer ist. Was wissen wir denn schon von ihm?“
    Bethany nippte nachdenklich an ihrem Tee. Jedes Mal, wenn sie den Earl hinter seinem Schreibtisch sah, fragte sie sich, ob er sich versteckte. Wenn er vielleicht nicht nur körperliche Narben hatte, sondern auch seelische, wäre das auch eine Erklärung dafür, dass seine Bediensteten nicht über ihn sprachen.
    „Auf jeden Fall bist du Seiner Lordschaft einen Dank schuldig“, unterbrach Darcy schließlich das allgemeine Schweigen.
    „Und warum?“
    „Da du morgen wieder in aller Frühe aufbrechen musst, hat Mistress Coffey entschieden, dich heute Abend nicht zur Psalmlesung zu schicken. An deiner Stelle muss ich nun ins Pfarrhaus.“
    Bei dem Anblick von Darcy mit ihrer gerunzelten Stirn konnte sich Bethany ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich werde versuchen, nicht zu vergessen, mich bei dem Earl zu bedanken“, versicherte sie.
    Wie zuvor, so wurde Bethany auch am nächsten Tag an der Grenze zu den Ländereien des Earl of Alsmeeth von Huntley begrüßt. Doch diesmal sträubte sie sich, in die Kutsche einzusteigen.
    „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich das Gespann lenken würde?“
    Der Butler verlor augenblicklich seine sonst zur Schau getragene Selbstsicherheit. „Das Gespann lenken, Miss?“
    „Ja.“ Bethany schwang sich ohne Umschweife auf den Kutschbock und nahm die Zügel in die Hand. „Ich habe noch nie ein Paar so herrlicher Rösser gelenkt“, verriet sie. „Sie bewegen sich

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