HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
in völligem Gleichklang.“
„In der Tat, Miss Lambert, das tun sie.“ Der arme Huntley hatte gerade noch Zeit, auf den Platz neben Bethany zu klettern. Er hoffte inständig, der Earl möge ihre Ankunft nicht bemerken. Sonst würde er mit einer empfindlichen Strafe rechnen müssen.
Während die Kutsche zügig dahinrollte, erkundigte sich Bethany: „Wie fühlt sich Seine Lordschaft heute Morgen?“
„Sehr gut, Miss. Warum wollen Sie das wissen?“
„Nun, ich hoffe, dass er heute vielleicht etwas unternehmen möchte. Vielleicht einen Ausritt machen oder eine Fahrt über Land.“
„Ich bezweifle, dass er so eine Beschäftigung auch nur in Betracht zieht, Miss. Er verlässt kaum jemals die Bibliothek, außer zu den Mahlzeiten.“
Bethany seufzte, während sie die Kutsche im Hof zum Stehen brachte. „Wie schade.“
Auch an diesem Morgen erwartete die Haushälterin bereits ihre Ankunft. Sie schien noch aufgeregter zu sein als am Tag zuvor. „Ich bedauere, Miss, aber leider können Sie Seine Lordschaft nicht gleich sehen. Er hat Besuch von seinem Vetter Oswald Preston.“
Bethany entgingen die wissenden, besorgten Blicke, die Mistress Dove und der Butler wechselten, nicht. Es fiel kein Wort zwischen den beiden, doch Bethany hatte das untrügliche Gefühl, dass die Bediensteten ganz und gar nicht erfreut waren über diese frühmorgendliche Visite.
„Vielleicht möchten Sie einen Tee trinken, während Sie warten, Miss“, bot die Haushälterin an.
Sie nickte. „Herzlich gerne, Mistress Dove. Das ist eine gute Idee.“
„Was soll das heißen, du brauchst Geld?“ Misstrauisch betrachtete Kane seinen Vetter, der es sich auf einem Stuhl gegenüber dem Schreibtisch bequem gemacht hatte. „Was hast du denn mit dem Geld gemacht, das ich dir vor der Abreise aus London gegeben habe?“
„London ist weit weg, und ich brauche dringend eine finanzielle Unterstützung“, erklärte Oswald Preston.
„Wenn du doch wusstest, dass du hierher nach Cornwall kommen würdest, hättest du doch genügend Geld mitbringen können, um deine Ausgaben zu bestreiten.“
Oswald lächelte. „Ich hatte in der Tat nur einen kurzen Aufenthalt geplant. Konnte ich ahnen, dass ich Land’s End dermaßen reizvoll finden würde? Diese Landmädchen sind sehr … freigebig. Ich kann mich einfach nicht von ihnen losreißen.“
„Es ist nicht meine Aufgabe, dich daran zu erinnern, dass du als Gentleman die Verpflichtung hast, die Mädchen so unbeschadet zu lassen, wie du sie antriffst.“
Oswalds Lächeln vertiefte sich, doch in seine Augen trat ein seltsames Funkeln. „Wie du ganz richtig bemerktest, lieber Vetter, ist es nicht deine Aufgabe, mir Ratschläge zu erteilen. Und was die Mädchen betrifft …“ Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Was kann ich dafür, wenn sie sich mir förmlich an den Hals werfen. Sie haben ja so gut wie keine Gelegenheit, wohlsituierte Herren zu treffen, die überdies gutes Benehmen haben.“
„Hier leben einfache Leute, Preston. Ihr Geschmack und ihre Erwartungen sind gleichermaßen einfach.“ Kane hatte in der Vergangenheit reichlich Gelegenheit gehabt, die Wirkung seines Vetters auf die holde Weiblichkeit zu beobachten. Doch es erstaunte ihn immer wieder, zu sehen, wie viele Frauen sich von einem charmanten Lächeln, das lediglich einen oberflächlichen Geist verbarg, und einer ansehnlichen, in die neueste Mode gekleideten Statur blenden ließen.
„Ich habe keinerlei Interesse an deinen Belehrungen.“ Oswald richtete sich ein wenig aus seiner bequemen Position auf. „Versetz dich doch an meine Stelle. Wenn mein Vater vor deinem geboren worden wäre, säße ich jetzt hinter diesem Schreibtisch, würde all das Gold verdienen, und du würdest vor mir sitzen und um Almosen betteln müssen.“
Kane bedachte ihn mit einem eiskalten Blick. „Dein Vater bekam mehrere der feinsten Anwesen Englands sowie die Mittel, diese Besitztümer auch zu unterhalten. Seit seinem Tod hast du es geschafft, das gesamte Vermögen durchzubringen für jedes Laster, das es gibt. Und da wagst du es, auch nur anzudeuten, dir stünde noch mehr zu?“
„Ein Darlehen vielleicht? Als Sicherheit mag dir mein Besitz in London dienen. Wenn ich dorthin zurückkehre, werde ich deinen Rechtsbeistand aufsuchen und ihm das geliehene Geld zurückzahlen.“
„Du hast ja noch nicht einmal das vorherige zurückgezahlt. Und das davor auch nicht.“
„Was soll ich noch tun? Betteln? Würde das dein Bedürfnis, mich zu
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