HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
gewaltig.“
„Allerdings. Aber sagen Sie, Bethany, würden Sie mir wohl einen großen Gefallen tun? Ich fände es sehr schön, wenn Sie mich bei meinem Namen nennen würden. Ich heiße Kane.“
„Nein, das kann ich unmöglich tun. Es wäre unziemlich.“
„Unziemlich? Dann darf ich Sie daran erinnern, dass ich die Erlaubnis habe, um Sie zu werben.“
Bethany zuckte zusammen wie jedes Mal, wenn sie an die jetzt offizielle Bekanntschaft mit Kane Preston dachte. Ihm entging ihr Unbehagen nicht.
„Werden Sie meine Bitte wenigstens in Erwägung ziehen?“, versuchte er sein Glück erneut, und Bethany blieb nichts anderes übrig, als ergeben zu nicken.
„Wie ich hörte, waren Sie selbst auch schon in London?“, nahm er das ursprüngliche Gespräch wieder auf.
„Ein oder zwei Mal.“
„Und? Hat es Ihnen dort gefallen?“
„Es war auf jeden Fall sehenswert, aber ich könnte es niemals ertragen, dort dauerhaft zu leben.“ Bethany hielt ihr Gesicht der Sonne entgegen.
Kane konnte sich von dem liebreizenden Anblick nicht losreißen. Wie alles andere an Bethany, so fand er auch ihre Haut faszinierend. Sie hatte nichts gemein mit der kühlen Blässe, die junge englische Damen für ein Schönheitsideal hielten. Vielmehr wirkte Bethany mit der von Wind und Wetter leicht getönten Gesichtshaut wie ein sonnengebräunter Engel auf ihn.
„Ich muss gestehen, dass auch ich lieber hier draußen bin als in London. Aber mit meinem Titel habe ich viel Verantwortung übernommen, sodass ich nicht immer tun kann, wonach mir der Sinn steht.“
„Sie scheinen so erschreckend viele Verpflichtungen zu haben.“
„Ich will dafür nicht bewundert werden“, erwiderte er. „Mir ist klar, dass ich mehr Glück gehabt habe im Leben als die meisten anderen Menschen. Der Name und Titel meines Vaters haben mir Türen geöffnet, die mir sonst verschlossen geblieben wären. Gleichzeitig bedeutet mein Erbe dermaßen viel Arbeit, die meiste davon überdies langweilig und zeitraubend, dass ich mich manchmal danach sehne, frei zu sein von allen Verpflichtungen.“
„Könnten Ihre Advokaten und Bankdirektoren Ihnen nicht vieles von der Arbeit abnehmen?“
„Das könnten Sie in der Tat“, bestätigte Kane, um dann sofort hinzuzufügen: „Aber wer würde ihnen bei ihrem Tun über die Schulter schauen? Wenn es sich um meine Geschäfte handelt, kümmere ich mich am besten selbst darum, bevor andere Leute sie mir aus der Hand nehmen.“
Bethany dachte an die Abenteuer, die sie und ihre Schwestern auf der Undaunted erlebt hatten. Nicht für alles Gold der Welt würde sie diese Erlebnisse eintauschen wollen und womöglich die langweiligen Pflichten übernehmen, die anscheinend der Preis waren, den man für Wohlstand und Sicherheit bezahlen musste.
Für eine Weile verfielen er und Bethany in Schweigen. Jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach, bis Kane irgendwann verkündete: „Ich glaube, wir sollten allmählich umkehren.“ Und schon lenkte er Pferd und Wagen in einem weiten Bogen zurück nach Penhollow Abbey.
Bethany beobachtete ihn verstohlen. Sie meinte, eine unterschwellige Traurigkeit bei ihm zu spüren. Oder deutete sie zu viel in seine Stimmungen hinein? Vielleicht war er auch einfach nur launisch.
Als sie vor dem großen Hauptportal anhielten, übergab Kane die Zügel an einen bereitstehenden Stallburschen und half den beiden Damen beim Aussteigen. Winnie presste eine Hand in den Rücken.
„Sie sehen erschöpft aus, Miss Mellon.“ Kane entging der Ausdruck von Schmerz auf dem Gesicht der alten Dame nicht. „Vielleicht möchten Sie sich ein Weilchen im Garten ausruhen? Wie wäre es mit einem Tee?“
„O ja, das klingt sehr verheißungsvoll, Mylord.“
Kurze Zeit später saßen Kane, Bethany und Miss Mellon in einer geschützten Ecke des weitläufigen Gartens auf Steinbänken und ließen sich von einem Bediensteten Tee servieren. Bethany deutete mit einer Hand in die Ferne, wo man die Umrisse einer Ruine erkennen konnte.
„Was können Sie uns darüber erzählen, Mylord?“
„Das dort drüben sind die Überreste der ursprünglichen Abtei, nach der Penhollow Abbey benannt ist.“ Fragend schaute er Winnie an. „Hätten Sie beide vielleicht Lust, die Ruine zu erforschen?“, erkundigte er sich.
„O ja!“ Bethany war sofort begeistert, aber die alte Kinderfrau schüttelte den Kopf. „Ich möchte dieses Fleckchen Erde am liebsten gar nicht mehr verlassen“, gestand sie. „Würde es euch etwas ausmachen, ohne
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