HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
große Freude daran, das Familienvermögen unter eiserner Kontrolle zu halten“, erklärte er voller Bitterkeit. „Es bereitet ihm Vergnügen, mich um jeden Brotkrumen von seiner Tafel betteln zu lassen.“ Im Weitergehen streifte er Bethany und erklärte: „Seien Sie auf der Hut, Miss Lambert. Halten Sie Ihren Besuch so kurz wie möglich, denn Sie befinden sich in Gegenwart eines Mannes, der es genießt, seine Macht über andere auszuspielen.“
Wutentbrannt stürmte er aus dem Haus, und kurz darauf hörte man das donnernde Geräusch von Pferdehufen, als Oswald in gestrecktem Galopp davonritt. Danach war es völlig still.
Schließlich kam Kane die Treppe herunter. Bethany sah den Ausdruck mühsam unterdrückten Zorns in seinen Augen, bevor er sich wieder in der Gewalt hatte. „Miss Lambert, Miss Mellon, ich wünsche Ihnen einen guten Morgen.“
Während er ihre Hand an die Lippen hob, schaute er Bethany aufmerksam an. Offensichtlich war sie sehr erschrocken über den Ausbruch seines Vetters.
„Ich … ich möchte Ihnen etwas sagen, Mylord.“ Sie lächelte unsicher, denn Kane machte nicht den Eindruck, als wäre er in der Stimmung, sich ihr Geständnis anzuhören.
Und sie hatte recht. „Ich hoffe, das hat Zeit bis später“, wehrte er ab. „Verzeihen Sie, aber ich habe heute Vormittag einige dringende Arbeiten zu erledigen. Mit etwas Glück kann ich Ihnen zum Mittagessen Gesellschaft leisten. Bis dahin fühlen Sie sich hier wie zu Hause. In Penhollow Abbey stehen Ihnen alle Türen offen.“
„Ja, selbstverständlich.“ Einen Moment lang fühlte sich Bethany eigentümlich entmutigt, doch ihre Zuversicht gewann rasch wieder die Oberhand. Sie würde ihm eben ihr Geheimnis offenbaren, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war.
„Komm, Winnie, ich überlege schon lange, wie viele Räume es in Penhollow Abbey wohl gibt.“ Sie hakte Miss Mellon unter. „Nun können wir uns nach Herzenslust hier umsehen.“
Zur Mittagszeit war Kane tatsächlich zur Stelle, um mit Bethany und Winnie Mellon zu speisen. Lächelnd hörte er sich die begeisterten Berichte und Komplimente über Haus und Hof an, bevor er spontan vorschlug: „Da die Damen sich heute Vormittag drinnen umgesehen haben, dachte ich mir, Sie würden heute Nachmittag vielleicht die Ländereien, die zu Penhollow Abbey gehören, ansehen wollen.“
Er war fast so überrascht von der Idee wie seine Gäste, denn der Einfall war ihm gerade erst gekommen. Ohne eine Antwort abzuwarten, klingelte er nach seinem Butler. „Huntley, sorgen Sie bitte dafür, dass Richmond Pferd und Einspänner bereitstellt.“
„Pferd und Einspänner?“, wiederholte der Mann, als hätte er nicht richtig gehört. Doch schnell verbarg er seine Verwunderung über das ungewöhnliche Ansinnen seines Herrn und antwortete: „Sehr wohl, Mylord.“
Und so kam es, dass der Lord of Alsmeeth eine kleine Weile später zur Überraschung sämtlicher Hausangestellten und aller anderen dienstbaren Geister Bethany und Winnie in den Sitz des offenen Wagens half, der von nur einem Pferd gezogen wurde. Kane schwang sich auf den Kutschbock, dicht gefolgt von Storm, der sich sofort zu Füßen seines Herrn legte. „Ich habe mir gedacht, dass wir auf die Kutsche verzichten können“, erklärte er den beiden Frauen. „Von diesem Wagen aus kann man Land und Leute am besten sehen.“
Bethany pflichtete ihm im Stillen bei. Freudig nahm sie den Anblick der farbenprächtigen Rosengärten in sich auf, bewunderte die kunstvoll gestutzten Hecken und gepflegten Rasenflächen. Der Weg führte an Feldern vorbei, die von Lohnbauern bewirtschaftet wurden. Diese wohnten in sauberen Häuschen, zu denen ausnahmslos kleine Gemüsegärten gehörten.
Sie fuhren durch grüne Hügellandschaften. An den Hängen weideten Schafherden, die von Schäfern und ihren Hunden bewacht wurden.
Bethany schob eine Strähne, die sich aus dem im Nacken geschlungen Knoten gelöst hatte, hinters Ohr. „Wo leben Sie, wenn Sie sich nicht hier in Cornwall aufhalten, Mylord?“, wollte sie wissen.
Kane zügelte das Pferd zu einem langsamen Schritttempo und wandte sich Bethany zu. Fasziniert beobachtete er, wie ihr prachtvolles rotes Haar in der Sonne aufleuchtete. Er musste an sich halten, um es nicht zu berühren. „Ich besitze noch ein Anwesen außerhalb von London.“
„Dann muss es Sie doch zutiefst berühren, Mylord, wann immer Sie all diese Schönheit ringsum erblicken. Der Unterschied zu London ist ja
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