HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
freuen.“ Erst war er überrascht gewesen, nun zeigte sich auf seinem Gesicht ein erfreutes Lächeln. „Und was ist in den anderen Paketen?“
„Geschenke für die Kinder. Newt hat ein paar Schiffchen geschnitzt und Großvater ein Schaukelpferd. Mistress Coffey und Miss Mellon haben tagelang an kleinen Stoffpuppen gearbeitet. Darcy und ich haben uns auch daran versucht, aber die Puppen sind nicht so gut gelungen. Leider beherrschen wir nicht die weibliche Kunst des Nähens und anderer Handarbeiten.“
Kane musste seinen Schwur, Bethany nicht mehr zu berühren, einfach brechen. Er legte ihr einen Zeigefinger unters Kinn und hob ihr Gesicht ein wenig an. „Du besitzt etwas viel Größeres“, erklärte er leise. „Du hast ein großmütiges und gutes Herz.“
Bethany schaute wie gebannt in seine Augen und staunte über die Empfindungen, die sie dabei durchströmten.
Neben ihnen räusperte sich Miss Mellon bedeutungsvoll, und sofort trat Kane einen Schritt zurück. „Huntley“, wies er den Butler an, „sorge dafür, dass die Sachen wieder in der Kutsche verstaut werden. Diese Geschenke sind viel zu schön, als dass wir sie auch nur eine Stunde länger hierbehalten als unbedingt notwendig.“
Dann wandte er sich an seine Haushälterin. „Was hat Cook uns heute Gutes fürs Mittagessen zugedacht?“
„Fasan, Mylord, und frischen Lachs.“
„Dann soll uns jemand die Sachen einpacken. Und wir werden sie zu all den anderen Schätzen legen. Huntley, du wirst dafür sorgen, dass alles zusammen in der Kutsche verstaut wird.“
Er überlegte einen Moment, als hätte er noch etwas vergessen, und sprach dann seine Haushälterin an. „Mistress Dove, meine Gäste und ich werden nach Mead fahren. Vor dem frühen Abend brauchen Sie uns nicht zurückzuerwarten.“
„Sehr wohl, Mylord.“
Kurz darauf waren Kane und die Damen unterwegs. In gemäßigtem Tempo rollte die Kutsche dahin, während Bethany ihrer ehemaligen Kinderfrau von dem Örtchen Mead und dem Findelhaus dort erzählte. Kane war es zufrieden, einfach nur zuzuhören. Ihm fiel auf, dass allein schon Bethanys Stimme eine beruhigende und entspannende Wirkung auf ihn hatte. Wenn er könnte, würde er ihr Tag und Nacht immer nur zuhören. In seinem ganzen Leben würde er des Klanges nicht überdrüssig werden.
Miss Mellon zog den Schal um ihre Schultern zurecht. „Was kannst du mir über Miss Jenna Pike erzählen?“, wollte sie wissen.
Bethany lachte. „Ich weiß nur, dass sie wunderschön und völlig selbstlos ist. Du wirst dich schon bald selbst davon überzeugen können, Winnie. Sie hat ihr Leben diesen Kindern gewidmet. Ohne Miss Pike würde sich niemand um die armen Geschöpfe kümmern.“
„Aber woher hat sie die Mittel, sich und die Kinder zu ernähren und zu kleiden?“
„Ich weiß es nicht. Sie wohnen in einem leer stehenden Pfarrhaus. Sie backen Brot und verkaufen es im Dorf. Ich vermute, dass einige Bewohner von Mead mit ihnen teilen, was sie selbst entbehren können.“
Winifred Mellon war nicht überzeugt. „Nun … es bedarf aber doch weitaus mehr als das, um so viele Menschen ernähren und kleiden zu können.“
„Ja, so ist es. Und deshalb müssen wir ebenfalls unseren Teil dazu beitragen, dass Miss Pike ihre Arbeit fortsetzen kann.“
„Ich bin sicher, Miss Pike und die Kinder werden erfreut sein, uns zu sehen“, warf Kane ein und wies Miss Mellon darauf hin, dass sie jetzt gerade durch das winzige Dorf fuhren. Der Weg führte, wie Bethany bereits wusste, an kleinen Häusern mit noch kleineren Gärten und der verwaisten Kirche, die einzustürzen drohte, vorbei, bis die Kutsche schließlich vor dem blitzsauberen Pfarrhaus zum Stehen kam.
Fast im selben Moment kamen Kinder herausgestürmt und umringten das prachtvolle Gefährt. „Herzlich willkommen, Eure Lordschaft!“, riefen sie, und „Herzlich willkommen, Miss Lambert!“.
Nun trat auch Jenna Pike vor die Tür. Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab, bevor sie die Ankömmlinge begrüßte. „Wie schön, Sie zu sehen, Mylord. Und auch Sie, Miss Lambert. Es ist mir eine große Freude.“
Kane übernahm es, Miss Mellon vorzustellen, dann gingen die Erwachsenen ins Haus. Nur zögernd folgten die Kinder, denn diese hatten die Pakete entdeckt und betrachteten sie verlangend.
Drinnen roch es köstlich nach frisch gebackenem Brot, und Miss Mellon bemerkte außerdem mit großer Befriedigung, dass die Fußböden sauber und alle Oberflächen blitzblank geputzt
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