HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
lächelnd. „Aber wir sind im Vergleich so … so gewöhnlich.“
Kane musste ein Lachen unterdrücken. „Ich versichere Ihnen, Miss Lambert, dass ich niemanden aus Ihrer Familie gewöhnlich nennen würde, wenn damit das Gegenteil von außergewöhnlich gemeint ist.“
„Nun gut, vielleicht nicht gewöhnlich, sondern eher einfach“, erwiderte sie. „Wir kennen eben solch eine prachtvolle Umgebung wie hier nicht.“
Genau in diesem Moment sah Mistress Coffey auf und sagte: „Mylord, dieses wunderbare Essen erinnert mich an unseren Besuch bei Seiner Majestät, dem König, in Hampton Court.“
„Hampton Court?“ Interessiert sah Kane die Haushälterin an. „Leider hat Miss Lambert mir von diesem Abenteuer noch nichts erzählt. Wie kam es dazu, dass Sie Zeit mit dem König verbrachten?“
„Wir waren …“ Mistress Coffey sah die anderen an und merkte, dass sie dabei war, ein Familiengeheimnis auszuplaudern. Schnell erklärte sie: „Wir waren in London mit Ambrosias Gatten, Riordan Spencer, der ein guter Freund von König Charles ist.“
„Ja, das ist mir bekannt.“ Kane warf Bethany einen nicht zu deutenden Blick zu. „Einfach nur eine weitere Geschichte Ihrer angeblich ganz gewöhnlichen Familie?“
„Es sieht so aus, als hätte ich vergessen, sie Ihnen zu erzählen.“
„Ich werde Sie bei Gelegenheit daran erinnern, dies nachzuholen, Miss Lambert.“ Und leise, sodass niemand den Nachsatz hören konnte, fügte er hinzu: „Seien Sie dessen versichert.“ Ohne eine Entgegnung abzuwarten, wandte Kane nun seine ganze Aufmerksamkeit Darcy zu.
„Erzählen Sie mir ein wenig über sich“, bat er. „Segeln und reiten Sie auch so gern wie Ihre Schwester?“
„Ja, Segeln ist meine große Leidenschaft. Ich reite zwar auch, aber nicht mit der gleichen Begeisterung wie Bethany. Meine Liebe gehört dem Meer.“
„Und Graham Barton“, warf Bethany ein.
„Ja, das stimmt.“ Schon bei der Erwähnung des Namens leuchtete Darcys Gesicht vor Freude auf. „Ich kenne ihn schon, seit ich fünf Jahre alt war. Und fast genauso lange liebe ich ihn auch schon.“
„Dann kann er sich als Mann sehr glücklich schätzen.“
Kane erwies sich als galanter und aufmerksamer Gastgeber, der sich mit aufrichtigem Interesse bei jedem seiner Gäste nach dessen Vorlieben und Besonderheiten erkundigte. So erfuhr er von Geoffrey Lamberts Unfall, als dessen Folge der alte Herr seinerzeit die Seefahrerei hatte aufgeben müssen. Von Miss Mellon erfuhr er, dass sie seit dem Tod von Mary Lambert, der Mutter der Lambert-Mädchen, im Hause war und die Familie darauf bestanden hatte, dass sie auch ihren Lebensabend dort verbrachte, weil sie nicht gewusst hätte, zu wem oder wohin sie hätte gehen sollen.
„Und wer würde auch sonst dafür sorgen, dass die Mädchen eine wirklich gute Erziehung bekommen“, setzte sie noch stolz hinzu. „Auch wenn sie sich immer wieder heftig gegen die Teilnahme am Nähzirkel und den Psalmlesungen wehren.“
Unter angeregtem Geplauder verging die Zeit wie im Flug, und nachdem sie im Salon noch köstliche Nachspeisen genossen hatten, hob Geoffrey schließlich sein Glas auf den Gastgeber. „Mylord, meine Familie und ich danken Ihnen für Ihre Großzügigkeit und diesen wunderbaren Abend.“
Kane lächelte und hob ebenfalls seinen Kelch. „Ich versichere Ihnen, Captain, dass Ihre Großzügigkeit die meine bei Weitem übertrifft.“ Nach einem bedeutungsvollen Blick auf Bethany fügte er hinzu: „Was Sie mir geben, ist durch Gold und Besitz nicht aufzuwiegen.“
Winnie seufzte tief auf. Wer hätte gedacht, dass der Herr über Penhollow Abbey so romantisch sein konnte? Und Mistress Coffey nickte zum Zeichen ihres Einverständnisses.
Auf dem Heimweg sann Bethany darüber nach, dass der Earl all die Gerüchte, die über ihn im Umlauf waren, nach und nach widerlegte. Er erwies sich als charmanter, äußerst gut erzogener Gentleman, der überdies besser aussah als jeder andere Mann, den sie bisher kennengelernt hatte.
Wie kam es nur, dass sie bei der geringsten Berührung durch seine Hände das Gefühl hatte, in ihrer Magengegend flatterten Schmetterlinge? Kane Preston war so überaus zurückhaltend. Seine Berührungen waren eher flüchtig, als beherrschte er sich mit aller Macht. Gerade so, als befürchtete er, es könnte mehr aus den zufälligen Berührungen entstehen.
Bethany wünschte, sie hätte niemals den Lord der Nacht getroffen, der eine bis dahin ungeahnte Leidenschaft in ihr geweckt
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