HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
ihn geschossen. Zum Glück wird der Mann überleben.“
„Hat jemand den Verbrecher erkannt?“, wollte Kane wissen.
Newt schüttelte den Kopf. „Er soll in großer Eile gewesen sein. Und dann fand ich Lacey und mache mir nun allergrößte Sorgen um unser Mädchen. Schauen Sie nur, Mylord.“
Kane ließ die Hand durch die Mähne des Pferdes gleiten. Als er sie zurückzog, wies sie Blutspuren auf.
„Bethany muss gestürzt sein“, rief Geoffrey Lambert aus, doch Kane schüttelte den Kopf.
„Nein, dann müsste das Blut eher im Sand zu finden sein als in der Mähne des Pferdes.“
„Glauben Sie, der Wegelagerer hat Bethany in seiner Gewalt?“, fragte Darcy angsterfüllt.
Kane war bereits auf dem Weg zu seinem Hengst. Er hatte das Gefühl, als würde ihm ein eisernes Band die Brust zusammenpressen. „Das weiß ich nicht. Aber ich gebe euch allen mein Wort: Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie unversehrt nach Hause zu bringen.“
Schweigend starrten die anderen hinter ihm her, als Kane in wahnwitzigem Tempo zum Strand hinunterritt. Schließlich drehte sich Geoffrey um und schlug den Weg zum Haus ein.
„Was hast du vor, Großvater?“, wollte Darcy wissen.
„Ich werde mich ankleiden, und das solltet ihr auch tun. Alsdann machen wir uns auf die Suche nach Bethany. Zu Lande und auf hoher See gelten die gleichen Regeln. Wenn einer von uns in Schwierigkeiten steckt, werden wir weder Kampf noch Gefahr scheuen, um ihn oder sie zu retten.“
Bethany lag auf den harten Planken an Bord der Undaunted . Sie war an Händen und Füßen gefesselt und musste hilflos zusehen, wie Oswald den Anker lichtete und die Segel hisste.
Dieser Anblick beruhigte sie in gewisser Weise, denn dieses hier war schließlich ihr eigenes Schiff, das sie bis in den letzten noch so kleinen Winkel kannte. Früher oder später würde sie ihr Wissen gegen den Mann, der ganz offensichtlich den Verstand verloren hatte, einsetzen können.
Um das Auslaufen des Seglers so lange wie möglich hinauszuzögern, begann sie ein Gespräch mit Oswald. „Wieso glauben Sie, dass Ihr Vetter kommen wird, um mich zu retten?“
„Nun tu doch nicht so, als wüsstest du nicht, was Kane für dich empfindet. Er ist viel zu nobel, als dass er tatenlos zusehen würde, wie die Frau, die er liebt, stirbt.“
„Die Frau, die er liebt?“ Bethany lachte freudlos auf. „Was für ein übles Theaterspiel. In diesem Moment ist Kane in London und fest entschlossen, sich so weit wie irgend möglich von mir fernzuhalten.“
„Wenn du das tatsächlich glaubst, bist du wirklich dumm wie ein Schaf. Er fuhr nach London, weil er die Summen entdeckt hat, die in seinen Büchern fehlen. Doch jetzt ist er wieder in Cornwall, begleitet von Soldaten des Bürgermeisters von London.“
„Er ist zurückgekommen?“ Bethany schluckte hart, um die Tränen zu unterdrücken. Ihr Herz klopfte ungestüm. „Woher wissen Sie das?“
„Die Männer des Bürgermeisters suchten auf Edwina Cannons Anwesen nach mir. Aber die Zofe, die kurz zuvor erst mein Bett verlassen hatte, sagte ihnen, ich sei nicht da.“
Arme Edwina! Sie schien sich immer unwiderstehlich zu grausamen, verbrecherischen Männern hingezogen zu fühlen.
„Die Kerle waren mir gefährlich nahe gekommen.“ Oswald sah zu, wie sich die Segel allmählich in der leichten Brise blähten. „Ich musste eine Fluchtmöglichkeit finden und gleichzeitig sicherstellen, dass mein Vetter mir folgen würde, sodass ich mich endlich an ihm rächen kann. Und da kommst du ins Spiel, kleine Bethany. Mir fiel irgendwann auf, dass Kane dir auf Schritt und Tritt folgt. Sowie er dein Pferd gefunden hat, wird er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dich zu retten.“
Wenn das nur wirklich so wäre! Aber Bethany war sich lediglich sicher, dass sich ihre Familie auf die Suche nach ihr begeben würde. Deshalb wollte sie alles tun, damit die von Oswald geplante Reise so spät wie möglich begann. „Warum hassen Sie Kane so sehr?“
„Weil er sich nahm, was rechtmäßig mir gehört.“
„Und was wäre das?“
Er steuerte das Schiff geschickt zwischen einigen Felsen hindurch und warf Bethany erst dann einen hasserfüllten Blick zu. „Kane Preston hat meinen Titel und mein Erbe gestohlen.“
15. KAPITEL
Kane trieb seinen Hengst bis an die Grenze zur Erschöpfung, als er an der Küste entlangritt und nach Hufabdrucken Ausschau hielt. Plötzlich bemerkte er, dass Oswald eine sehr deutliche Spur hinterlassen hatte. Wenn er
Weitere Kostenlose Bücher