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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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Stiefeln schlug. Anscheinend ließ er sich diesmal besonders viel Zeit, ehe er den Speiseraum betrat.
    „Wurde auch Zeit.“ Mistress Coffey warf ihm einen finsteren Blick zu. „Noch eine Minute länger und ich hätte Libby gebeten, deinen Teller vom Tisch zu nehmen.“ Sie rümpfte die Nase, als sie an ihm vorbeiging. „Rieche ich da Alkohol?“ Ihre Augen schienen Funken zu sprühen. „Newton Findlay, bist du wieder in der Dorfschenke gewesen?“
    „Ja“, erwiderte er kleinlaut. Der alte Seemann blieb auf der Schwelle stehen und machte keine Anstalten, am Tisch Platz zu nehmen. Und anstatt sich mit der Haushälterin auf einen lebhaften Wortwechsel einzulassen, dem die ganze Familie wieder gespannt entgegensah, blieb Newton ungewöhnlich schweigsam.
    Als er sich weiterhin nicht rührte, hielten die anderen inne und schauten ihn fragend an.
    „Was ist, Newt?“ Ambrosia zog die Stirn in Falten. „Du siehst aus, als hättest du soeben deinen besten Kameraden verloren.“
    „Nicht ich, mein Kind.“ Er räusperte sich und starrte auf seine Stiefel.
    Angestrengt suchte er nach den richtigen Worten. Dann schaute er auf und sah Darcy an. „Ich habe Männer unten im Dorf reden hören, mein Mädchen.“
    „Männer im Dorf?“ Hastig setzte sie die Teetasse ab. Ihre Augen weiteten sich vor Freude, während ein zartes Lächeln ihren Mund umspielte. „Gray. O Newt. Sie haben von Gray gesprochen.“
    „Nicht direkt, Mädchen. Aber sie sprachen über sein Schiff.“
    „Ja?“ Unwillkürlich führte sie eine Hand zum Herzen. „Was hast du gehört, Newt? Wann wird er heimkehren?“
    „Ich traf einen Mann, dessen Bruder mit Gray an Bord der Carrington war. Sie waren vor der Küste von Wales, als sie in einen Sturm gerieten. Einige sagen, es sei ein Hurrikan gewesen, doch sie glaubten, sie würden es schaffen. Dann muss ein fürchterliches Feuer an Bord ausgebrochen sein. Keiner weiß, wie es dazu kommen konnte. Vermutlich ist während des Unwetters ein Kohlenbecken umgekippt. Auf jeden Fall waren alle Seeleute gezwungen, das Schiff zu verlassen.“
    Darcy schob ihren Stuhl zurück und stand abrupt auf. Mit beiden Händen umklammerte sie die Tischplatte und starrte Newton mit weit aufgerissenen Augen an. „Was ist mit Gray, Newt? Sag mir … sag mir, dass er es bis zur Küste geschafft hat.“
    Der alte Seemann schüttelte den Kopf. „Sein Kapitän verletzte sich bei dem Feuer. Gray hat sich darum gekümmert, dass er mit dem Rest der Mannschaft in einem Boot Platz fand. Aber Gray weigerte sich, das Schiff zu verlassen, bevor alle anderen in Sicherheit waren. Sie sahen ihn von Flammen eingeschlossen, als die Carrington sank.“
    „Sie?“ Ihre Augen verengten sich. „Wer sind die, die so üble Geschichten erzählen?“
    „Grays Matrosen, mein Mädchen. Nur drei haben es geschafft. Die übrigen hat die See verschluckt, auch den Kapitän und diejenigen, die mit ihm in dem Boot saßen.“
    „Nein“, brachte sie scharf hervor. „Gray ist ein guter Schwimmer.“ Zustimmung heischend sah sie die anderen an. „Nichts hätte ihn aufhalten können, die Küste zu erreichen. Nichts. Nicht einmal ein Feuer.“
    „Mädchen …“
    „Nein, Newt.“ Darcy stieß sich vom Tisch ab. „Ich würde es wissen, in meinem Herzen.“ Sie starrte ihren Großvater an, dann ihre ältere Schwester, um zu sehen, ob man sie verstand. „Ich hätte den Schmerz verspürt, wenn er ertrunken wäre. Ich hätte selbst aufgehört zu atmen.“
    „Darcy …“ Ambrosia war im Begriff, sich zu erheben, doch ihre Schwester schüttelte heftig den Kopf.
    „Er ist nicht tot. Ich werde das nicht hinnehmen. Das kann ich nicht.“ Ihre Augen huschten ängstlich von einem zum anderen, wie bei einem Tier, das in der Falle saß. „Gray hat überlebt. Ich weiß, dass er lebt. Es muss so sein.“
    „Aber, Mädchen …“
    Sie hob eine Hand, um Newton am Sprechen zu hindern. „Es kümmert mich nicht, was andere dir erzählt haben. Wie kann ich noch am Leben sein, wenn Gray tot ist? Verstehst du nicht? Es ist unmöglich für mich, ohne ihn zu leben. Wir sind … eins. Wir waren immer schon eins. Wir haben ein Herz. Dieselbe Seele. Denselben Geist.“
    „Du magst so denken, mein Mädchen. Aber tatsächlich seid ihr zwei getrennte Lebewesen. Und wie schmerzvoll es auch immer sein wird, es ist möglich, ohne Gray zu leben.“
    „Nein. Halt ein, Newt. Es ist nicht möglich. Gray lebt, ich sage es dir.“
    Sie floh aus dem Zimmer, während die anderen ihr

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