HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
alte Mann seufzte. „Ich kann mich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ich meine drei Mädchen in nur einem einzigen Jahr verlieren werde.“
„Aber du verlierst uns doch nicht, Großvater“, erwiderte Darcy beschwichtigend. Sie deutete auf die Arbeiter, die ein neues Gebäude neben dem alten Wohnsitz errichteten. „Ambrosia und Riordan werden bald nebenan wohnen. Bethany und Kane leben nur eine kurze Fahrt entfernt bei der Penhollow Abbey. Was Gray betrifft, so glaube ich, dass er zustimmen wird, hier in Mary Castle zu wohnen, wenn wir nicht an Bord des Schiffes sind. O Großvater.“ Sie schlang die Arme um seine Taille und drückte ihre Wange an die seine. „Denk doch nur an all die süßen Kinder, die wir dir schenken können.“
„Ja.“ Er lächelte. „Eine neue Generation, die dem alten Newt auf die Nerven gehen kann und die arme alte Winnie in den Wahnsinn treibt.“
Darcy fiel in das Lachen ein. „Es wird sie neu beleben, Großvater. Es wird uns alle beleben.“
„In der Tat.“ Als der Wind heftiger wurde, zitterte der alte Mann. „Der Winter wird uns im Griff haben, bevor wir es ahnen. Komm, mein Mädchen. Lass uns hineingehen.“
„Geh du nur, Großvater.“ Darcy zog sich das Tuch fest um die Schultern. „Ich bleibe noch ein wenig hier draußen. Ich habe das Gefühl, dass Grays Schiff heute einlaufen wird. Und ich möchte die Erste unten am Ufer sein, die ihn begrüßt.“
„Ja, mein Mädchen.“ Sacht berührte er ihre Schulter, bevor er sich abkehrte. „Aber bleib nicht zu lange in der Kälte. Du willst doch nicht, dass Gray dich hier angefroren auf dem Söller findet.“
„Mach dir keine Sorgen.“ Sie umfasste das Geländer und wandte sich der See zu. „Mein Herz wird genauso für ihn glühen wie bei seiner Abfahrt. In meiner Seele ist ein Feuer, das nur für ihn allein brennt.“
„Unser Dinner wird bald kalt sein.“ Mistress Coffey, die Haushälterin der Lamberts, blickte sich verstimmt um. „Wo ist Darcy?“
Ambrosia fuhr fort, die Kerzen in der Mitte der Tafel anzuzünden. Sie war soeben von nebenan herübergekommen, wo sie und ihr Gemahl Riordan Spencer ihr neues Haus errichten ließen. „Ich habe sie den ganzen Nachmittag noch nicht gesehen.“
„Wenn ich raten müsste“, sagte ihr Großvater, „würde ich sagen, dass sie vermutlich immer noch auf dem Söller steht und nach Grays Schiff Ausschau hält.“
„Dann solltest du vielleicht mit ihr sprechen, Geoffrey.“ Das alte Kindermädchen, Winifred Mellon, schnalzte mit der Zunge, als sie den gewohnten Platz am Tisch einnahm. „Das ist nun schon das fünfte Mal, dass sie das Dinner verpasst.“
„Du kannst es ihr nicht verübeln, dass sie unruhig ist, Winnie.“ Ambrosia küsste ihren Gemahl auf die Wange, als er den Speiseraum betrat, und hakte sich bei ihm ein. „Grays Schiff hätte schon vor mehr als einem Monat hier sein müssen.“
Riordan hauchte einen Kuss auf die Lippen seiner Frau. „Und du, mein Liebling, solltest besser als alle anderen wissen, dass Schiffe ihren Zielhafen niemals pünktlich erreichen. Es gibt so viele Dinge, die einen Zeitplan durcheinanderbringen können, nicht zuletzt das Wetter.“ Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, als die anderen Platz nahmen. „Ich habe von Seeleuten gehört, dass furchtbare Stürme vor der walisischen Küste toben. Wollte Grays Schiff nicht genau dorthin?“
„Ja.“ Geoffrey Lambert verließ plötzlich die Tafel.
„Wohin geht Ihr?“, wollte die Haushälterin wissen.
„Ich hole das Mädchen. Ich nehme es ihr nicht übel, dass sie Ausschau hält. Aber sie muss bei Kräften bleiben.“
Die anderen warteten und atmeten erleichtert auf, als der alte Mann schließlich mit Darcy an den Tisch zurückkehrte. Ihr blondes Haar war vom Wind zerzaust, und die Wangen leuchteten rot von der kalten Brise, die vom Atlantik herüberwehte. Und obwohl die tiefen Schatten unter ihren Augen von vielen schlaflosen Nächten zeugten, brachte sie ihrer Familie gegenüber ein freundliches Lächeln zustande.
„Großvater hat mich überredet, von Eurem feinen Gänsebraten zu kosten, Mistress Coffey.“
„Du wirst es nicht bereuen.“ Die Haushälterin reichte die Platte herum. „Ich habe eure geliebte süße Honigsoße und Sauerrahmplätzchen gemacht.“
Die alte Frau ging von Platz zu Platz und goss Tee in die Tassen. Man hörte, wie die Haustür aufging. Es konnte nur der alte Newton sein. Das Geräusch verriet, dass er sich den Dreck von seinen
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