HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Brust und begann heftig zu schluchzen.
Plötzlich deutete James aufs Meer. „Schau doch, Newt!“
Der alte Seemann brauchte einen Moment, ehe er erleichtert ausstieß: „Bei meiner Treu.“
„Was ist?“ Das Kindermädchen erhob sich wieder und blickte angestrengt aufs Wasser, aber alles, was es sehen konnte, war die schwarze, aufgeworfene See.
„Dort.“ Als ein Blitz über den Himmel zuckte und auf den Wellen zu tanzen schien, konnten sie die Umrisse eines kleinen Bootes erkennen.
Bei jedem grellen Blitz schien das Boot näher zu kommen.
„Gelobt sei …“, murmelte Newton, als er in die schäumende Brandung lief.
Minuten später zog er das kleine Boot ans Ufer. Völlig außer Atem kletterte Gray heraus und hielt die kleine Darcy in den Armen.
Als Miss Mellon ihm das Kind abnehmen wollte, klammerte sich die Kleine mit beiden Armen an ihren Retter und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge.
„Nein. Ich will bei Gray bleiben. War er nicht tapfer? Er ist den ganzen Weg geschwommen, um mit mir zurückzurudern. Und was für eine aufregende, unruhige Fahrt das war! Ich hatte schon Angst, aber Gray sagte, er würde es nie zulassen, dass mir etwas zustößt. Niemals.“
Anstatt das Mädchen auf die Füße zu stellen, um wieder zu Atem zu kommen, strahlte der Junge über das ganze Gesicht. „Alles in Ordnung, Miss Mellon. Sie ist nicht schwer. Sie ist ja noch ein kleines Mädchen.“ Er blickte in ihre Augen und sah, dass sie voller Bewunderung zu ihm aufschaute. „Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Darcy hatte nicht einmal Angst. Sie paddelte wie wild und war ein bisschen verärgert, dass sie nicht zurück zur Küste kam.“
Er guckte die anderen an. „Ist sie nicht etwas ganz Besonderes?“
„Ja, mein Junge, das ist sie“, bestätigte Newton. „Genau wie du. Du hast großen Mut bewiesen.“
„Ich habe ihrem Vater feierlich versprochen, dass ich immer auf sie achten werde, wenn er auf See ist.“
„Das hast du heute bewiesen, Junge.“
„Ja, Sir. Denn ich halte mein Versprechen.“
„Das glaube ich.“ Newton legte den Arm um die Schultern des Jungen und führte ihn zum Haus der Lamberts.
Und obwohl Gray am Ende seiner Kräfte sein musste, trug er seine kleine Last den ganzen Weg und setzte Darcy schließlich auf einen Teppich vor dem Kaminfeuer. Dann legte er sich neben sie und hüllte sich in eine warme, trockene Decke.
Als kurze Zeit später die Haushälterin mit Tassen voll warmer Milch hereinkam, war der Junge in tiefen Schlaf gefallen. Mit angezogenen Beinen lag Darcy dicht neben ihm und hatte ihre Hand in die seine gelegt.
Während die Erwachsenen an den Kamin traten und sich die ungeheuerliche Heldentat des Jungen vor Augen führten, wurde ihnen noch etwas anderes klar. Obgleich Gray beinahe acht Jahre älter war als Darcy, waren diese beiden jungen Menschen sich in besonderer Weise zugetan. Beide waren von der See fasziniert und liebten sie. Beide waren völlig Furcht los . Und der Glaube an den jeweils anderen war unerschütterlich.
Newton beobachtete die Schlafenden. Selbst ihre Atemzüge folgten dem gleichen Rhythmus. „Eine vollkommenere Verbindung kann ich mir nicht vorstellen.“ Er schüttelte den Kopf, ehe er zu Bett ging und vor sich hin murmelte: „Hoffentlich erlebe ich es noch, wenn sie erwachsen sind.“
Einige Menschen, machte er sich bewusst, waren einfach füreinander geschaffen.
1. KAPITEL
„Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass Ambrosia und Bethany jetzt beide verheiratet sind, nicht wahr, Großvater?“ Darcy Lambert, die jüngste der drei Lambert-Schwestern, stand neben ihrem Großvater auf dem Söller des Wohnsitzes Mary-Castle, der sich im ersten Stockwerk an der Längsseite des Gebäudes befand. Während sie sprach, blickte sie unverwandt zum Horizont, denn sie hoffte, die hohen Masten der Carring ton zu erspähen, des Schiffes, auf dem Gray Barton als Erster Offizier diente.
„Ich habe keine Zweifel, dass du den beiden schon bald in den Hafen der Ehe folgen wirst, mein Mädchen.“ Liebevoll strich Geoffrey Lambert Darcy über die Wange, und sie umschloss seine Hand.
„Ja. Gray sagte, dass er zum letzten Mal unter fremdem Kommando auf See sein wird. Das nächste Mal wird er Kapitän seines eigenen Schiffes sein. Denk nur, Großvater. Kapitän eines Schiffes. Das hat er sich seit langer Zeit erträumt. Und er hat mir versprochen, dass ich mit ihm fahren werde, wenn er wieder die Segel setzt, als seine Gemahlin und Erster Offizier.“
Der
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