HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
sah er immer wieder auffällig auf ihre Taille, bis Ambrosia endlich merkte, worauf er sie aufmerksam machen wollte.
Hastig verschränkte sie die Hände über der Taille, sodass die Waffe nicht mehr zu sehen war. „Bitte, Lord Fenwick, verzeihen Sie, dass ich hier so hereingestürmt komme. Mir ist soeben eingefallen, dass meine Schwestern und ich wahrscheinlich einige … delikate Kleidungsstücke haben herumliegen lassen, die wahrscheinlich für jedermann sichtbar sind.“
In offenkundiger Verlegenheit bewegte sie sich von einer Hängematte zur nächsten und hoffte im Stillen inständig, tatsächlich etwas zu finden, womit sie ihren Worten Glaubwürdigkeit verleihen konnte.
„Oh, das habe ich mir gedacht!“ Sie hielt ein weiches, mit kostbarer Stickerei verziertes Etwas in die Höhe, das sich bei näherem Hinsehen als Leibchen entpuppte.
„Miss Mellon wäre außer sich über unsere mangelnde Würde“, erklärte sie, zählte im Stillen bis fünf, um den beiden Männern Gelegenheit zu geben, einen Blick auf das Kleidungsstück zu werfen, bevor sie es hinter dem Rücken verbarg und sich rückwärts auf eine der von Quilts bedeckten angeblichen Kleiderkisten zubewegte.
Silas und Riordan konnten nun beobachten, wie Ambrosia einen Zipfel des Quilts anhob und das anstößige Kleidungsstück darunter verschwinden ließ. Sie blickte verlegen zu Boden und brachte es sogar fertig, zu erröten. „Ich hoffe sehr, Lord Fenwick, dass Sie uns nicht zu hart für dieses Missgeschick verurteilen.“
„Gewiss nicht.“ Silas betrachtete nachdenklich Ambrosias gerötete Wangen. Vielleicht war sie ja wirklich so schamhaft, wie sie in diesem Moment wirkte. Oder sie hatte, was ihm wahrscheinlicher erschien, etwas zu verbergen. „Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Miss Lambert, weil ich offenkundig in Ihren privaten Bereich eingedrungen bin. Ich werde umgehend dieses Quartier verlassen.“
Oben an Deck gaben sich Bethany und Darcy alle Mühe, ihre Gäste bei Laune zu halten. Es gelang ihnen, Edwina gegenüber großes Interesse an den Hochzeitsvorbereitungen zu heucheln. Diese und ihre Mutter redeten buchstäblich ohne Unterlass über das geplante pompöse Fest in London. Mistress Coffey und Miss Mellon nahmen die Schilderungen begierig auf, während der alte Lambert im Schatten des Baldachins eingenickt war. Newton stand am Ruder und schaute unbewegt hinaus aufs Meer.
Silas schien es eilig zu haben, die Sea Challenge zu verlassen. Er hastete über das Deck und blieb vor den Damen stehen. „Komm, Edwina. Mistress Cannon, darf ich bitten? Es wird Zeit, dass wir unsere Reise fortsetzen.“
Er verabschiedete sich von Bethany und Darcy jeweils mit einem hingehauchten Handkuss. „Vielen Dank für die zauberhafte Unterbrechung unserer Reise.“
„Es war uns ein Vergnügen.“
Darcy zwang sich dazu, Edwina zum Abschied zu umarmen. „Ich hoffe für dich, dass man dir die Audienz beim König gewährt“, versicherte sie, wenn auch widerwillig.
Edwina kicherte und ließ sich dann von Silas zur Reling führen. Dort blieben sie noch einmal stehen, um sich von Riordan und Ambrosia zu verabschieden, die inzwischen ebenfalls wieder an Deck waren.
Silas schüttelte Riordan die Hand und zog dann Ambrosias dargebotene Hand an die Lippen. Wieder hielt er sie länger als nötig und genoss es sehr, ihr Unbehagen zu spüren. Es bereitete ihm Genugtuung, dass es in seiner Macht lag, Ambrosias Selbstsicherheit zu erschüttern. Er würde sie noch viel mehr erschüttern, wenn er erst dieses Schiff verlassen hatte. „Ich freue mich schon darauf, Sie demnächst in Cornwall wiederzusehen“, erklärte er.
„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Lord Fenwick.“ Ambrosia zog rasch ihre Hand zurück.
„Ein Wort noch, Miss Lambert …“
„Ja?“
„Ihr kleines Geheimnis ist bei mir bestens aufgehoben. Ich werde keiner Menschenseele verraten, dass Sie ein … delikates Kleidungsstück öffentlich herumliegen ließen.“
„Danke, Lord Fenwick. Ich weiß Ihre Diskretion zu schätzen.“
Als die Sea Devil außer Hörweite war, wandte sich Riordan an Ambrosia. „Gut gemacht“, sagte er. „Die heikle Situation da unten hast du wirklich bewundernswert schnell erfasst und eine Lösung dafür gefunden.“
Ambrosia erwiderte sein Lächeln. „Ich hörte, wie du die Sachen unter den Decken als Reisekisten bezeichnet hast. Ich bin nur froh, dass ich tatsächlich ein Kleidungsstück gefunden habe, das zu meiner Geschichte passte. Wir haben uns
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