HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
vorhin so hastig umgezogen, dass ich nur hoffen konnte, wir hätten in der Eile das eine oder andere Teil übersehen.“
„Du bist eine ungewöhnlich kluge Frau mit einem schnellen und hellwachen Geist, Ambrosia. Und zwar ganz besonders immer dann, wenn die Dinge sich ungünstig entwickeln. Doch eigentlich sollte ich nicht überrascht sein. Du stammst schließlich aus einer ganz außergewöhnlichen Familie.“
Er warf einen bezeichnenden Blick auf Geoffrey Lambert, der zwischenzeitlich sein Nickerchen beendet hatte und zufrieden beobachtete, wie sich die Sea Challenge und die Sea Devil rasch immer weiter voneinander entfernten. „Auffallend langweilige Damen“, sagte er zu seinen Enkelinnen. „Ich glaube nicht, dass sie unter ihren neckischen Hütchen mehr haben als ihr Haar.“
„Captain Lambert“, ließ sich Mistress Coffey vernehmen. „Ich bin schockiert und zutiefst entsetzt, dass Sie so etwas über zwei der angesehensten Bürgerinnen von Land’s End sagen.“
„Dumme Schnattergänse“, gab er ungerührt als Antwort zurück.
„Bist du deshalb eingeschlafen, Großvater?“, wollte Ambrosia wissen.
Er lächelte schalkhaft. „Ich habe nicht geschlafen, Kind. Ich habe nur so getan, um mich nicht auf ihr dummes Geplapper einlassen zu müssen.“
Riordan lachte laut auf. Ja, in der Tat eine außergewöhnliche Familie. Sogar in dem alten Mann steckte mehr, als er der Öffentlichkeit zeigte. Taub! Von wegen! Ihn beschlich der leise Verdacht, dass der alte Lambert keinerlei Hörprobleme hatte. Ihm entging mit Sicherheit so gut wie nichts.
Doch Riordan war trotz der allgemeinen Heiterkeit noch immer beunruhigt. Irgendwie glaubte er nicht, dass Silas Fenwick überzeugt gewesen war von Ambrosias Auftritt unten im Mannschaftsquartier. Und wenn er recht behielt mit seiner düsteren Vorahnung, dann würde das angebliche Picknick in einer Katastrophe enden.
An Bord der Sea Devil gab Silas Fenwick seinem Kapitän einen Befehl. „Wir ändern die Route, Captain Barrow. Ich möchte, dass wir im Hafen von Cairn vor Anker gehen.“
Edwina und ihre Mutter schauten ihn gleichermaßen überrascht an.
„Ich muss Sie darauf hinweisen, Lord Fenwick, dass Sie doch größtes Augenmerk auf die Sicherheit meiner Tochter richten. Ich habe gehört, Cairn soll ein gefährlicher Ort sein. Angeblich handelt es sich dabei um ein sicheres Schlupfloch für Piraten und gewalttätiges Gesindel.“
Silas lächelte beruhigend. „Ja, davon habe ich auch gehört, Mistress Cannon. Aber Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen. Solange Sie sich an mich halten, kann Ihnen nichts passieren. Cairn ist ein aufregendes Städtchen. Keine Reise nach London ist vollständig, wenn man an diesem farbenprächtigen Ort nicht in einer Schenke eingekehrt ist und womöglich neben einem echten Piraten ein Ale getrunken hat.“ Er sah Edwina an. „Würde dir ein solcher Ausflug Spaß machen, meine Süße?“
Sie schaute ihm tief in die dunklen, ausdrucksvollen Augen und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. „Ich kann es kaum erwarten, meinen Freundinnen in Land’s End davon zu erzählen, wie ich wahrhaftig eine Stadt besucht habe, in der Verbrecher und Piraten leben. Komm, Mama. Wir müssen unsere besten Hüte heraussuchen. Und dann brauchen wir natürlich Sonnenschirme, wenn wir durch die Straßen von Cairn flanieren. Du hast ja gehört, was Silas gesagt hat. Solange wir uns an ihn halten, brauchen wir vor nichts und niemandem Angst zu haben.“
Die beiden Frauen begaben sich unter Deck, und sowie sie außer Sichtweite waren, verschwand das Lächeln aus Silas Fenwicks Zügen. Seine Augen wurden vor Wut noch dunkler.
„Ja, wir werden in Cairn völlig sicher sein“, murmelte er vor sich hin. „Doch für die Sicherheit einer gewissen Familie, die glaubt, mich überlisten zu können, würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Oh, diese Narren werden für ihre Überheblichkeit einen hohen Preis zahlen.“
Ambrosia warf sich unruhig in ihrer Hängematte hin und her. Mit jeder Faser ihres Körpers war sie sich der Nähe des Mannes bewusst, der in einiger Entfernung ihr gegenüber offenbar tief und fest schlief.
Trotz der Arbeit an der frischen Luft und des gleichmäßigen Rollens des Schiffes durch die Wellen konnte sie einfach keine Ruhe finden. Schließlich kletterte sie aus ihrer Hängematte, hüllte sich in eine Wolldecke und ging die Stufen hinauf zum oberen Deck.
„Na, mein Mädchen, kannst du nicht schlafen?“, rief
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