HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Momente gegeben, in denen Ambrosia die dunkle Seite von Riordans Wesen zu sehen und zu spüren bekommen hatte. Eine Seite, die ihr Angst machte und sie gleichzeitig fesselte und faszinierte. Doch dann war in zunehmendem Maße die verletzliche, zärtliche Seite in ihm zum Vorschein gekommen. Die innige Sanftheit und Behutsamkeit, die sie in seinen Armen erlebte, trieb ihr mehr als einmal die Tränen in die Augen.
Es war jene seltsame, unwirklich anmutende Stunde zwischen Dunkelheit und Morgendämmerung. Dünne Nebelschwaden trieben über das Wasser.
Ambrosia seufzte im Schlaf, wachte unvermittelt auf und öffnete die Augen. Als Erstes sah sie Riordan. Er hatte sie schon eine geraume Weile beobachtet.
„Liebster!“ Sacht berührte sie seine Wange. „Was tust du?“
„Ich liebe es, dich im Schlaf zu beobachten. Du wirkst so unglaublich friedlich. Wie ein Kind.“
„Aber ich bin kein Kind.“ Sie wollte sich aufrichten, doch Riordan zog sie umgehend wieder zu sich herunter.
„Ich weiß.“ Er küsste sie sanft auf die Wangen, die Lider und die Nasenspitze. „Du sagst mir bei jeder Gelegenheit, dass du eine Frau bist.“ Die Lippen dicht an ihrem Ohr, flüsterte er: „Meine Frau.“
Ambrosia zitterte kaum merklich. „Ich mag den Klang deiner Stimme und wie du diese Worte sagst.“
„Sehr gut. Du wirst sie nämlich in Zukunft sehr oft hören.“ Er liebkoste ihre Mundwinkel mit der Zunge und spürte, wie die ihm nun schon vertraute plötzliche Hitze in ihm aufstieg. Selbst nach einer langen Liebesnacht wollte er noch mehr von Ambrosia. Sie war eine wundervolle Frau, die ihn immer wieder in Erstaunen versetzte, und er würde ihrer niemals überdrüssig werden.
„Ich habe dir in der vergangenen Nacht so vieles über mich erzählt, über meine Familie, meine Kindheit und die Abenteuer, die ich mit James und meinen Schwestern erlebt habe.“
Riordan nickte. „Mit größtem Vergnügen habe ich von all den Dingen gehört, die ihr getan und vollbracht habt. Eure Familie ist in der Tat äußerst bemerkenswert und … nun, farbenfroh.“
Sie lachten beide, und schließlich fuhr Ambrosia fort: „Aber du hast mir überhaupt nichts von dir erzählt, Riordan. Ich weiß nichts über deine Kindheit oder deine Familie. Wie verlief dein Leben bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir uns trafen?“
„Meine Familie war äußerst wohlhabend, und meine Kindheit war geprägt von den Privilegien, die dieser Reichtum mit sich brachte.“ Riordan schaute unbestimmt in die Ferne. Es fiel ihm sichtlich schwer, über seine Vergangenheit zu sprechen. „Mein Bruder Prescott und ich lernten Reiten und Segeln, zusammen mit Charles und James.“
Ambrosia hielt unwillkürlich den Atem an. „Du meinst … Charles, unseren König? Und James, den Duke of York?“, vergewisserte sie sich.
„Ja, wir waren die besten Freunde.“
„Dann ist also an den Gerüchten, von denen Edwina und Silas sprachen, nichts Wahres?“
Riordan versteifte sich, und Ambrosia bereute bereits, dass sie diese Frage gestellt hatte. Doch sie konnte sie nicht ungeschehen machen.
„Mein Vater lehnte die Lebensart, die ich für mich erwählt hatte, entschieden ab. Mein Erbe wurde Prescott übereignet.“
„Das verstehe ich nicht. Du wurdest enterbt, weil du dich für ein Leben auf See entschieden hattest?“
„Nein, Ambrosia. Das war natürlich nicht der ausschlaggebende Grund. Doch über die Einzelheiten und einige andere Dinge, die damit zu tun haben, kann ich beim besten Willen nicht mit dir sprechen.“
Wieder sah er blicklos ins Leere. Er dachte an die gefährlichen Missionen, die er im Auftrag seines Königs durchgeführt hatte. Intrigen waren sein Tagesgeschäft. Religiöser blinder Eifer, der zu Mord und Hinrichtungen führte. Kriegshetzer, die darauf aus waren, ihren Monarchen zu Schlachten zu überreden, die er nicht gewinnen konnte, zählten zu seinen Gegnern.
„Es handelt sich um Geheimnisse, die nur der König kennt. Geheimnisse, die ich mit mir ins Grab nehmen werde. Ich kann dich nicht um Verständnis dafür bitten, Ambrosia, aber ich bitte dich, mich so zu nehmen, wie ich bin.“
Sie erkannte an seinem Gesichtsausdruck die Tiefe seiner Zerrissenheit und wusste, dass er, nicht einmal im Namen der Liebe, jemals ein in ihn gesetztes Vertrauen missbrauchen oder ein Geheimnis preisgeben würde. Sie umfasste ihn mit beiden Armen und küsste ihn auf die Stirn. „Ja, Riordan Spencer, ich nehme dich so, wie du bist. Und nun …“, sie rollte sich
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