HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
ein Piratenschiff handeln, haben wir die auch mit Waffen nicht“, erwiderte Riordan geduldig. „Uns bleibt keine Wahl, als erneut die Charade vorzuführen.“
Während sich die Frauen unter Deck begaben, um sich umzukleiden, richtete Riordan das Wort an Newton. „Du übernimmst das Ruder“, bestimmte er.
„Sehr wohl, Capt’n.“
Riordan machte sich auf die Suche nach Waffen. Obwohl er es im Moment noch für zu riskant hielt, sein Schwert öffentlich zu tragen, entschied er sich doch dafür, wenigstens je ein Messer in seinem Hosenbund und einem seiner Stiefel zu verbergen.
Kurz nacheinander tauchten auch die drei Schwestern wieder auf. Sie hatten sich in Windeseile umgezogen, und Ambrosia war nun ganz in Violett gekleidet, Bethany in Blau und Darcy in Gelb. Sie waren wunderhübsch anzusehen, wie sie ihrem Großvater in seinen vornehmen Gehrock halfen und sich unter dem Baldachin um ihn scharten. Mistress Coffey kümmerte sich um den Tee, und Miss Mellon saß still neben ihr.
Riordan hob das Fernglas an die Augen und beobachtete aufmerksam das sich schnell nähernde Schiff. Es schien recht neu zu sein und ungefähr zwei Mal so groß wie die Sea Challenge . An Bord bewegten sich viele Matrosen, und Riordan schätzte, dass sie ihnen zahlenmäßig um das Zehnfache überlegen waren.
Als das fremde Schiff nah genug herangekommen war und Einzelheiten zu erkennen waren, glaubte Riordan, das Blut müsse ihm in den Adern gefrieren.
Ambrosia blieb sein Entsetzen nicht verborgen, und sie stellte sich umgehend neben ihn. „Was ist, Riordan? Was siehst du?“
Seine Stimme war von so viel Wut und Verachtung erfüllt, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Sein körperlich spürbarer Zorn jagte ihr beinahe Angst ein. „Ich erkenne das Gesicht eines Mannes“, stieß er hervor, „dessen Züge ich jede Nacht in meinen Albträumen sehe. Das Gesicht des Mannes, der deinen Vater und deinen Bruder tötete. Sein Name lautet Eli Sledge, der Pirat.“
Sekundenlang schienen alle wie erstarrt. Doch dann begann Riordan, Befehle zu brüllen. „Wir können den anderen nicht entkommen. Und sie sind uns zahlenmäßig überlegen. Aber du und deine Familie, Ambrosia, könntet möglicherweise im Beiboot Rettung finden.“
Er wandte sich zum Gehen, doch Geoffrey Lambert hielt ihn zurück. „Nein, Captain. Wir werden uns nicht wie Feiglinge davonmachen und dich und Newton den Schurken überlassen. Wir siegen gemeinsam oder gehen gemeinsam unter.“ An seine älteste Enkelin gewandt, fügte er hinzu: „Du, Ambrosia, bringst Mistress Coffey und Miss Mellon nach unten und holst unsere Waffen.“
„In Ordnung, Großvater.“ Doch als Ambrosia Anstalten machte, die Anordnung des alten Herrn auszuführen, blieben die älteren Frauen stocksteif stehen. „Wir werden uns nicht unten in unserer Kajüte verstecken, während unsere Familie sich in höchste Gefahr begibt.“ Mistress Coffey straffte die Schultern. „Wir sind bis hierher zusammen gegangen und werden unseren Weg gemeinsam beenden.“ Miss Mellon neben ihr zitterte vor Angst, nickte jedoch zum Zeichen ihres Einverständnisses.
„Nun gut“, murmelte Geoffrey, „so sei es. Ambrosia“, fuhr er mit lauter Stimme fort, „hol unsere Waffen. Wir haben nicht mehr viel Zeit, uns vorzubereiten.“
Ambrosia machte auf dem Absatz kehrt, eilte unter Deck und kam kurz darauf wieder nach oben, beladen mit Schwertern, Messern und Pistolen.
„Das ist Wahnsinn“, entfuhr es Riordan. Doch noch während er diese Worte hervorstieß,erkannte er die Vergeblichkeit seines Versuches, den Lauf der Dinge zu beeinflussen.
Wie in einer gut ausgebildeten Einheit nahm jedes der Lambert-Mädchen eine andere Position entlang der Reling ein, wobei sie ihren Großvater in der Mitte platzierten. Den beiden alten Frauen wurde die Munition für die Pistolen anvertraut, die sie nach Bedarf zu verteilen hatten.
„Noch mal alle herhören“, rief Riordan. „Bevor wir uns auf einen Kampf einlassen, versuchen wir auszuweichen. Jeder bemüht sich, fest auf den Beinen zu bleiben. Rechnet aber damit, dass ihr ziemlich hart attackiert werdet.“
Kaum hatte Riordan zu Ende gesprochen, lag das Piratenschiff auch schon mit der Sea Challenge auf gleicher Höhe. Als die Angreifer der drei jungen Frauen in ihren hübschen Kleidern ansichtig wurden, wie sie todesmutig ihre Waffen hoch hielten, brachen sie in brüllendes Gelächter aus.
„Ahoi“, erklang eine krächzende Stimme von dem fremden Schiff
Weitere Kostenlose Bücher