Historical Lords & Ladies Band 39
meine Bedürfnisse befriedigst, weshalb sollte ich eine Mätresse haben wollen? Dann hätte ich nicht einmal Zeit für sie.“
„Du antwortest mit Fragen“, warf Antonia ein und zog eine Braue hoch.
„Fragen, meine Liebe, deren Antworten voll und ganz in meiner Reaktion auf deine erste Bedingung eingeschlossen sind“, sagte er schmunzelnd.
Sie schaute ihm in die Augen und sah Verlangen in ihnen stehen. „Auf meine erste Bedingung?“, flüsterte sie.
„Ich hatte angenommen, du wüsstest, was ich meine, ohne dass ich dir das sagen muss. Gott und der halbe ton wissen, dass ich dich liebe, vorurteilsfrei, uneingeschränkt, mehr als vielleicht klug ist.“ Philip sah Freude aus Antonias Augen leuchten, neigte sich zu ihr und küsste sie leidenschaftlich.
Erst nach einer Weile konnte sie Atem schöpfen und wiederholte dann: „Klug?“
„Ja“, antwortete er und legte ihr die Arme um die Taille. „Und nun reden wir über die Eskapade, die du dir heute Abend geleistet hast.“
„Ich? Miss Mannering und Geoffrey haben eine Verrücktheit begangen.“
„Erspar mir die in deiner Familie übliche Logik. Für heute habe ich davon genug. Ich bezog mich darauf, dass du ohne meine Einwilligung meinen Phaeton genommen hast.“
„Du hattest mir angeboten, ich könne damit ausfahren.“
„Ich hatte gesagt, ich würde dich in der Stadt kutschieren lassen, wenn ich neben dir säße, aber nicht mitten in der Nacht über dunkle Landstraßen. Jetzt begreifst du sicher, was ich mit dem Wort ‚klug‘ meinte, nicht wahr?“ Jäh drückte er Antonia an sich und sagte spröde: „Das hat die Liebe aus mir gemacht! Früher war ich beherrscht, unbeirrbar, gelassen und selbstsicher. Die Liebe hat mich verändert.“ Ungestüm küsste er Antonia und spürte, dass sie begierig auf seine Liebkosungen einging. Nach einiger Zeit hob er den Kopf und murmelte: „Du hättest getötet werden können. Dann wäre ich verrückt geworden.“
„Wirklich?“, flüsterte Antonia.
„Ja“, antwortete er und küsste sie wieder.
„Ich verspreche, mich in Zukunft gesittet zu benehmen“, sagte sie und gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Aber ich muss dich daran erinnern, dass die Fahrt hierher nicht mein Einfall war.“
„Gleichviel, ich gedenke, deine Anwesenheit zu nutzen, um unsere Differenzen beizulegen. Mir eilt der Ruf voraus, aus unerwarteten Situationen stets den größten Vorteil zu ziehen.“
Verständnislos schaute Antonia Philip an.
Er fragte sich, ob ihr klar sei, wie unschuldig sie jetzt aussah. Sacht nahm er ihr Gesicht zwischen die Hände und sagte: „Ich brauche dich, mein Liebling. Ungeachtet der Tatsache, dass du mein Leben und meine Gefühle auf den Kopf stellen wirst, möchte ich keine andere Frau haben. Ich habe lediglich einige Zeit gebraucht, um das zu begreifen. Nun beginnen wir unsere gemeinsame Zukunft. Im Herzen sind wir bereits verheiratet, aber noch nicht in der Realität. Ich schlage vor, wir beheben diesen Zustand und verbringen die Nacht hier. Bitte, verlange nicht von mir, dass ich jetzt auf dich verzichte. Ich habe Wochen darauf gewartet, dich besitzen zu können.“
„Und ich habe Jahre darauf gewartet, mit dir zusammen zu sein“, sagte Antonia lächelnd.
„Ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht zu sehr aufreizen würdest.“
Sie warf ihm einen belustigten Blick zu.
„Da wir meinen Phaeton haben, werden wir morgen zu mir nach London fahren. Dann kannst du dich umziehen und die Dinge einpacken, die du benötigst. Anschließend reisen wir nach Ruthven Manor. Wir können in wenigen Tagen verheiratet sein. Oder wir warten die üblichen drei Wochen Aufgebotszeit ab. Was ist dir lieber?“
„Ich werde dir die Antwort morgen geben“, äußerte Antonia lächelnd und schmiegte sich an Philip. „Die heutige Nacht kann meine Entscheidung beeinflussen.“
„Ist das eine Warnung oder eine Verheißung?“
„Beides“, antwortete Antonia, schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn.
Am späten Nachmittag traf Philip mit Antonia vor seiner Stadtresidenz ein. Er half ihr aus dem Wagen, geleitete sie ins Haus, vorbei an dem sich höflich verbeugenden, ihn etwas erstaunt ansehenden Butler, half ihr aus dem Mantel und schaute ihr hinterher, als sie strahlend die Ehrentreppe hinaufeilte. Dann wandte er sich schmunzelnd an den Diener und sagte zufrieden: „Miss Mannering und ich werden heiraten.“
„Meinen aufrichtigen Glückwunsch, Mylord“, erwiderte Eugen. „Darf ich fragen, an welchem
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