Historical Lords & Ladies Band 39
das Gespür dafür, was einer Dame die richtige Eleganz verleiht.“
„Mir scheint, sie kannte Sie sehr gut“, äußerte Antonia anzüglich. „Oder zählt das zu den Dingen, mit denen eine junge Dame sich nicht befassen sollte?“
Er überlegte, ob er zu einer Notlüge Zuflucht nehmen solle, entschloss sich jedoch, die halbe Wahrheit zu sagen. „Lassen wir es dabei bewenden“, antwortete er unbehaglich, „dass ich bereits früher Anlass hatte, mich Madame Lafarges vorzüglicher Dienste zu versichern.“
„Dafür sind Antonia und ich dir dankbar“, warf Henrietta ein. „Du kannst von Glück reden, dass sie für uns arbeiten will. Die Kleider, die sie für dich macht, werden viele Damen im ton vor Neid erblassen lassen. So, und nun unternehmen wir einen Bummel durch die Bond Street. Die Kutsche soll am anderen Ende der Straße auf uns warten.“
Philip gab Vickers den entsprechenden Befehl, reichte den Damen die Arme und schlenderte mit ihnen an den Auslagen der Putzmacherinnen und Schuster entlang.
„Es hat keinen Sinn, jetzt etwas zu kaufen“, meinte Henrietta. „Erst müssen wir wissen, welche Modelle Madame Lafarge uns morgen vorschlägt. Sonst erstehen wir etwas, das in der Farbe nicht zu den Sachen passt.“
Antonia nickte geistesabwesend, weil sie die Auslage eines Juweliers bewunderte.
„Falls ich mich richtig erinnere, hatte deine Mutter nie viel für Schmuck übrig, nicht wahr?“, fragte Henrietta.
„Du hast recht. Ich habe von ihr nur die dreireihige Perlenkette geerbt.“
Henrietta ließ den Blick über die Schmuckstücke schweifen. „Diese Topaskette mit den dazu passenden Ohrringen wäre etwas für dich, Antonia“, schlug sie vor.
„Keine Topase“, warf Philip ein.
Überrascht schaute Antonia ihn an.
„Und warum nicht?“, wunderte sich Henrietta. „Rauchtopase sind sehr in Mode.“
„Das Ensemble aus Amethysten und Smaragden dort ist besser für deine Nichte geeignet.“
Antonia starrte den Schmuck an. Natürlich hätte sie ihn gern besessen, doch das war nicht möglich. Sie ahnte, dass er ein Vermögen kosten würde. Wahrscheinlich war das die Art Geschenk, die ein Mann seiner Mätresse machte. „Der Schmuck ist wunderschön“, sagte sie seufzend und wandte sich ab. „Oh, die Kutsche ist da“, setzte sie hastig hinzu.
Mit ausdrucksloser Miene ließ Philip die Damen sich wieder bei ihm einhaken, ging mit ihnen zur Karosse und half ihnen hinein.
Henrietta setzte sich und äußerte leichthin: „Ich möchte eine Runde durch den Park machen, damit Antonia ihn kennenlernt. Gesellst du dich zu uns, Philip?“
Er zögerte mit der Antwort und schaute abwartend Antonia an. Sie forderte ihn jedoch nicht auf, sich ihr und der Tante anzuschließen. „Nein, ich begebe mich in den Club“, antwortete er, verneigte sich und schloss die Tür. Dann gab er Vickers den Befehl, die Damen in den Hyde Park zu kutschieren.
Nach dem am nächsten Tag mit Freunden in einem ausgezeichneten Restaurant eingenommenen Mittagessen verabschiedete sich Philip und schlenderte in den Hyde Park. Nach einiger Zeit entdeckte er seine langsam auf ihn zurollende Karosse. Er gab Vickers das Zeichen zum Halten. Gleich darauf kam die Kutsche neben ihm zum Stehen.
Verwundert beugte Henrietta sich aus dem Fenster und sagte überrascht: „Oh, du bist es, Philip! Das trifft sich gut. Du kannst Antonia zu einem Spaziergang mitnehmen.“
„Das war meine Absicht“, erwiderte er lächelnd.
„Ich warte hier“, verkündete Henrietta und lehnte sich zurück.
Philip machte den Wagenschlag auf und streckte Antonia die Hand entgegen. Er schaute sie an, und ihre ausdruckslose Miene traf ihn wie ein Schlag. Er atmete tief durch. „Das heißt, falls Sie einen Spaziergang unternehmen möchten, Miss Mannering“, sagte er in entschuldigendem Ton und überlegte befremdet, warum er sich so unmanierlich betragen hatte.
Antonia verdrängte die Verärgerung über sein bestimmendes Gebaren und nickte. Äußerlich gelassen, ergriff sie seine Hand, schaute ihn jedoch nicht an, als er ihr aus der Equipage half.
Er atmete tief durch und nahm sich vor, den verlorenen Boden zurückzugewinnen. Es befanden sich nur wenige Spaziergänger im Park, der in wenigen Wochen jedoch gut frequentiert sein würde. „Im Moment sind noch nicht viele Mitglieder des ton hier“, erklärte er, sah Antonia an und lächelte. „Sobald das Wetter jedoch umgeschlagen ist, kehren sie in die Stadt zurück, und dann kann man unter vielen
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