Historical Lords & Ladies Band 39
es bestimmt nicht seine Absicht gewesen war, ihr dieses Gefühl zu geben. Gleichermaßen lächerlich war es, enttäuscht zu sein, nur weil er seine üblichen Gepflogenheiten beibehielt. Schließlich war sie nach London gekommen, um herauszufinden, wie sie in sein Leben passen würde.
Verblüfft lauschte er einen Moment ihren sich entfernenden Schritten und setzte dann verärgert den Weg fort. Es verstimmte ihn, dass sie nichts geäußert hatte, was darauf schließen ließ, sie würde sich nach seiner Gesellschaft sehnen. Sie hatte nicht einmal andeutungsweise Anforderungen an ihn gestellt, ihm durch nichts Gewissensbisse eingeflößt. Trotzdem war er unzufrieden. Irgendwie hatte er das Empfinden, dass etwas nicht in Ordnung war.
7. KAPITEL
Z ur verabredeten Zeit harrte Philip im Entree auf Antonia und sah sie die Treppe herunterkommen. Sie trug das vormittags gelieferte Tageskleid, eine Kreation aus lindgrünem Linon, die ihre blonden Haare und die zierliche Figur gut zur Geltung brachte. Es war mit den gleichen Schleifchen und Rüschen geschmückt, die auch den Sonnenschirm zierten, den Philip bei Madame Lafarge geordert hatte. Er war ihm kurz zuvor überbracht worden und sollte ein Geschenk für Antonia sein. Er hielt ihn hinter dem Rücken versteckt, näherte sich ihr und half ihr die letzten Stufen hinunter. „Du siehst bezaubernd aus“, sagte er beeindruckt.
Stolz darauf, ihr erstes in London für sie gemachtes Kleid zu tragen, lächelte sie selbstbewusst und drehte sich kokett vor Philip hin und her. „Madame Lafarge ist wirklich eine Meisterin ihres Fachs“, erwiderte sie zufrieden.
„Ganz recht“, stimmte er ihr zu und ergriff zärtlich ihre Hand. „Sie würde dir bestimmt jedoch entgegnen, dass man Perfektion nur dann erreichen kann, wenn man vorzügliches Ausgangsmaterial hat.“
Verlegen senkte Antonia den Blick und murmelte: „Sie schmeicheln mir, Mylord.“
Er furchte die Stirn und sagte streng: „Bleiben wir doch dabei, uns beim Vornamen zu nennen, Antonia, zumindest dann, wenn wir unter uns sind.“ Lächelnd zog er dann den Sonnenschirm hervor und überreichte ihn ihr mit einer Verneigung.
„Er ist für mich?“, fragte sie überrascht. „Vielen Dank, Philip. Es ist sehr lange her, dass jemand mir etwas geschenkt hat.“
„Ich würde dich gern mit noch viel mehr erfreuen, Antonia, muss mich indes mit solchen Kleinigkeiten begnügen, bis unsere Verlobung offiziell ist.“
Antonia lächelte matt, hielt den Sonnenschirm an den Rock und stellte entzückt fest: „Er ist wie für dieses Kleid gemacht.“
„Ja“, sagte Philip schmunzelnd. „Offensichtlich war er eine gute Wahl.“ Er reichte Antonia den Arm, begleitete sie zur Kutsche und half ihr hinein. Dann setzte er sich zu ihr, ergriff die Zügel und trieb das Gespann an.
Das Gefühl der Unzulänglichkeit, das Antonia so häufig plagte, war geschwunden. Sie klappte das Schirmchen auf, um den Teint vor der Sonne zu schützen, und erbat dann Philips Rat, wie es zu halten sei. Halb belustigt, halb ernsthaft erklärte er es ihr. Sie genoss die Ausfahrt und seine Gesellschaft, entspannte sich und ließ sich anmerken, wie angenehm die Situation ihr war.
Die Ausfahrt ging ohne Zwischenfall vonstatten, und zufrieden kehrte Philip nach Haus zurück.
Philip machte es sich zur Gewohnheit, täglich einen Teil seiner Zeit mit Antonia zu verbringen. Er bemühte sich nach Kräften, ihre innere Zurückhaltung zu überwinden, die sie trotz ihres umgänglichen Benehmens zu haben schien. Er begleitete sie und ihren Bruder in den Zirkus und genoss es, während der Darbietungen Antonias wechselndes Mienenspiel aufmerksam zu beobachten.
Einen Tag später gab er ihren und Geoffreys Bitten nach, unternahm mit ihnen eine Rundfahrt durch die Stadt und erklärte ihnen die Geschichte der einzelnen Sehenswürdigkeiten.
Antonia machte einen zufriedenen Eindruck, aber dennoch hatte er das irritierende Gefühl, dass sie unzugänglich geworden war. Oft sprach sie ihn mit „Mylord“ und „Sir“ an, was sie nur dann tat, wenn sie ihn auf Distanz halten wollte.
Und dann kam der Abend der ersten Einladung, die man angenommen hatte. Philip war bereits für den Anlass gekleidet und sah gemächlich die auf dem Schreibtisch liegenden Einladungen durch, als er plötzlich Stimmen hörte. Er hob den Kopf, hörte Geoffrey etwas äußern und Antonia hell auflachen, viel fröhlicher denn früher.
Neugierig geworden ging er zur Tür. Das Bild, das sich ihm bot,
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