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Historical Lords & Ladies Band 40

Historical Lords & Ladies Band 40

Titel: Historical Lords & Ladies Band 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols , Anne Ashley
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nicht. Viele Wochen verstrichen, und sie kehrte noch immer nicht zurück. Da brach dem armen Sebastian das Herz. Er stürzte sich ins Meer und ertrank.“
    „Was für eine alberne Geschichte!“, murmelte Giles und wandte sich zu Christian, der seinen Lachreiz tapfer bekämpfte. „Du warst doch immer vernünftig. Nun sag mir mal – welche Frau, die bei klarem Verstand ist, würde sich nächtelang vor eine Höhle setzen, um einen verfressenen Mönch zu betören? Ihr kennt doch alle sein Bild, das bunte Fenster über der Tür. Welches Mädchen würde sich in so einen hässlichen Kerl verlieben?“
    „In der Tat, das ist schwer zu glauben“, bestätigte Christian.
    „Und wie ist die Frau zu der Höhle gekommen? Wenn sie kein Ruderboot benutzt hat, musste sie die steile Klippenwand runterkommen … und um das zu schaffen, muss sie eine Möwe gewesen sein.“
    „Oder eine Meerjungfrau“, warf Megan ein und beobachtete amüsiert, wie ihre Nichte den jüngeren Blackmore missbilligend betrachtete. „Dann konnte sie zur Höhle schwimmen.“
    „Was?“, rief Giles und verdrehte die Augen. „Das wird ja immer schlimmer! Eine Meerjungfrau, also wirklich! Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Bruder Sebastian war ein alter Schurke, der sich gern einen guten Tropfen genehmigte. Wenn er in die Höhle wollte, musste er den Weinkeller der Abtei durchqueren. Eines Nachts schaute er zu tief in seinen Becher, verlor das Gleichgewicht und fiel ins Meer.“
    Eine derart prosaische Zerstörung aller romantischen Illusionen war zu viel für Megan und Christian. Nachdem sie einen kurzen Blick gewechselt hatten, brachen beide in Gelächter aus. Auf wunderbare Weise kehrte die alte Vertrautheit zurück, die Ressentiments verflogen, und zum ersten Mal seit vielen Jahren herrschte wieder eine fröhliche Atmosphäre in dem schönen Tudor-Haus.
    Später, als Megan durch ihr luxuriöses Schlafzimmer wanderte und die Kerzen löschte, bereute sie, dass sie sich dem Hausherrn gegenüber zu der früheren freundlichen Vertrautheit hatte hinreißen lassen. Bei der Abreise aus Taunton hatte sie beschlossen, kühle Distanz zu wahren. Und das war ihr gründlich misslungen. An diesem ersten Abend in Moor House wurde ihr bewusst, dass sie immer noch unter den schmerzlichen Ereignissen der Vergangenheit litt – obwohl sie geglaubt hatte, der Kummer wäre längst überwunden. Und was ihr am allerschlimmsten erschien – Christian Blackmore übte nach wie vor eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus … Nein, daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie brauchte ihren Schlaf, um wieder wirksamen Selbstschutz aufzubauen. Zitternd kroch sie unter die Decke, schloss die Augen und versuchte zu vergessen, dass Christian vor vielen Jahren in diesem Bett gelegen hatte.

4. KAPITEL
    M egan wusste nicht genau, ob sie geschlafen hatte. Plötzlich war sie hellwach und hatte das Gefühl, nicht allein zu sein im Zimmer. Sie wagte sich nicht zu rühren und kaum zu atmen. Die Augen zusammengekniffen, spähte sie vergeblich ins Dunkel. Durch die geschlossenen Vorhänge drang kein Sternenlicht herein, und die Glut der schwelenden Asche im Kamin ließ nicht einmal die Umrisse der Möbel erkennen. Aber sie spürte trotz der tiefen Stille die bedrohliche Anwesenheit einer Person.
    Und dann hörte sie leise Geräusche – Schritte auf dem Teppich. Von wachsender Panik erfasst, schwang sie die Beine über den Bettrand und griff blindlings nach der Zunderbüchse auf dem Nachttisch. „Wer ist da?“ Als ihre Hand den Wasserkrug streifte, fiel irgendetwas zu Boden. „Bist du es, Christian?“ Zorn verdrängte ihre Furcht. Ohne eine Antwort abzuwarten, packte sie den Krug und schleuderte ihn in die Richtung der Tür.
    Der Krug fiel zu Boden, ein unterdrückter Fluch mischte sich in das Klirren der Scherben. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, und Megan benutzte die einzige Waffe, über die eine wehrlose Frau verfügte – sie schrie wie am Spieß. Bei ihrer kopflosen Flucht durch das finstere Zimmer warf sie den Stuhl vor dem Toilettentisch um, und im nächsten Augenblick ertastete sie einen Kerzenständer. Hastig hielt sie den Docht in die glimmende Asche. Sobald sie im Licht der winzigen Flamme die beruhigende Gewissheit erlangt hatte, dass sie allein war, flog die Tür auf.
    In einem tiefroten Schlafrock, den er sich eilig über Hemd und Breeches geworfen zu haben schien, stürmte der Hausherr herein. „Was ist geschehen?“ Er schaute sich um, entdeckte

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