Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Lady Humbers’ Ball schien ihr auch wirklich zahlreiche Bewunderer eingebracht zu haben, unter ihnen zum Beispiel sein eigener Bruder Sebastian ebenso wie Sir Rupert Enderby und Lord Gideon Grayson. Die drei jungen Männer hatten den einen Tanz, der ihnen mit ihr gestattet wurde, eingefordert und waren dann für den Rest des Abends im Kreis ihrer Verehrer geblieben. Sehr zu Lucians Ärger.
Jetzt warf Grace ihm einen verschmitzten Blick zu. „Ich bin sicher, Sebastian hat nur beschlossen vorbeizukommen, um Sie zu ärgern.“
Auch Lucian war davon überzeugt, dass Sebastian ihn ärgern wollte, schließlich hatte der junge Hund ja sein ganzes Leben kaum etwas anderes getan! Nein, es war die Anwesenheit von Rupert Enderby und Gideon Grayson, die ihn besonders störte.
Dabei konnte er nicht sagen, dass Grace sich ihnen gegenüber oder den übrigen sechs oder sieben Gentlemen, die einen Tanz von ihr erbeten hatten, zu vertraulich benommen hätte. Nein, es waren lediglich seine eigenen feindseligen Gefühle, die ihn verwunderten und nicht wenig beunruhigten.
„Zufällig waren es Sebastians Freunde, die mich auf ein Thema aufmerksam machten, das ich gestern mit dir besprechen wollte.“
Grace sah ihn verblüfft an. „Aber ich war den beiden Gentlemen doch noch gar nicht vorgestellt worden, als …“
„Du verstehst nicht“, unterbrach er sie knapp. „Es war ein Gespräch zwischen Enderby und Grayson, das ich mithörte und das ich mit dir besprechen möchte.“
„Sie scheinen … verärgert, Mylord.“
„Dieses Mal nicht über dich, Grace.“ Er seufzte und erzählte ihr das Wesentliche dieses Gesprächs. „Solche Mutmaßungen waren natürlich nur zu erwarten, da unsere Verlobung so plötzlich erfolgte. Obwohl ich vorhabe herauszufinden, wer für diesen Klatsch verantwortlich ist.“
„Vielleicht jemand im Gasthof?“
„Sehr unwahrscheinlich. Ich habe dem Wirt eine beachtliche Summe gezahlt, um mir sein Stillschweigen zu sichern.“
Grace war allerdings davon überzeugt, dass kein Mensch, ob nun Wirt oder Duke, sich einem so herrischen, gefährlich anmutenden Mann wie Lucian entgegenstellen würde. „Dann vielleicht die Zofe meiner Tante?“ Auf ihre eigene Zofe konnte sie sich verlassen. „Das Personal weiß oft viel mehr über uns, als wir vermuten“, fügte sie kläglich hinzu.
Doch er schüttelte den Kopf. „Ich habe eher Francis Wynter in Verdacht. Besonders nachdem mir gestern Abend noch ein anderes Gerücht zu Ohren kam, das besagte, du hättest Francis’ Antrag abgelehnt, um lieber den zweiten Sohn des Duke of Stourbridge zu heiraten als den dritten Sohn eines anderen Dukes.“
Betroffen gestand Grace sich ein, dass so etwas Francis Wynter sehr ähnlich sähe. Aber warum nur? Aus Gehässigkeit? Weil sie all seine Annäherungsversuche zurückgewiesen hatte, selbst bevor sie Lord Lucian kennengelernt hatte? Auszuschließen war es nicht.
Nur sie fünf waren im Gasthaus gewesen, wenn man die Dienstboten nicht zählte. Sie selbst und Lord Lucian waren ganz zweifellos nicht für die Gerüchte verantwortlich, und ihre Tante und ihr Onkel würden niemals so tief sinken. Es blieb also nur Francis …
Der Gedanke, wie unschuldig sie sich am gestrigen Abend der guten Gesellschaft präsentiert hatte, völlig ahnungslos, was die Gerüchte über sie und ihre Verlobung anging, ließ Grace schaudern vor Scham.
„Das ist fürchterlich!“ Sie stöhnte leise auf und wurde blass. „Entsetzlich!“ Besonders, da ihre Verlobung mit Lord Lucian ja gerade solches Gerede hatte verhindern sollen.
Lucian nickte. „Eine Unverschämtheit. Aber überlass es ruhig mir, den Schuldigen zu finden und entsprechend zu bestrafen“, fuhr er kühl fort.
Sie wich seinem Blick aus. „Ich würde gern … Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt lieber zurück zum Haus meiner Tante …“
„Das geht nicht, Grace“, unterbrach er sie. „Siehst du denn nicht, dass wir den Klatsch am besten bekämpfen, indem wir mehr Zeit miteinander verbringen? Wir müssen allen in den nächsten paar Wochen zeigen, dass wir eine Ehe aus Liebe eingehen.“
„Aus … aus Liebe?“, wiederholte sie mit schwacher Stimme.
Er lachte über ihre überraschte Miene. „Du könntest wirklich etwas weniger bestürzt sein über die Vorstellung, für meine Liebste gehalten zu werden, Grace!“
Aber sie war nicht seine Liebste, so wie auch er nicht ihr Liebster war. Wie sollten sie es schaffen, irgendjemandem etwas anderes
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