Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
ganz offen einen Ausweg anbiete aus der unangenehmen Situation, in der Sie sich befinden“, verbesserte er sie sanft.
„Die einzige Unannehmlichkeit, die ich erlitten habe, wurde von Ihnen verursacht, Sir! Aber ich kann jede Vergeltung dafür unbesorgt St Claire überlassen. Es war wirklich nicht klug von Ihnen, sich ihn zum Feind zu machen.“
„Sie sind viel zu gefühlsbetont.“ Francis schien sich recht schnell wieder gefangen zu haben. „Vielleicht sogar ein wenig überspannt …“
„Ich bin wütend, Francis“, fuhr Grace ihm ins Wort, die Wangen hochrot, da er den Fehler begangen hatte, dasselbe Wort zu wählen wie vorhin Lord Lucian. „Es wäre gut, wenn Sie lernen könnten, zwischen diesen beiden Gefühlen zu unterscheiden. Wenigstens soweit es mich angeht.“
Er schüttelte missbilligend den Kopf. „Bevor Sie St Claire kennenlernten, drückten Sie sich nie auf diese unziemliche Weise aus.“
„Wie können Sie das wissen, wenn Sie mich doch gar nicht kennen – weder vor meiner Begegnung mit Lord Lucian noch danach?“, fragte sie ihn herausfordernd.
„Ich dachte, ich würde Sie kennen.“
„Dann haben Sie sich eben geirrt, nicht wahr?“
„So scheint es wohl.“ Er nickte knapp. „Unter den Umständen ist es gewiss besser, dass ich nicht den Fehler begangen habe, selbst um Sie anzuhalten.“
Sie bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. „Bedauerlich. Denn so hatte ich nicht das Vergnügen, Ihren Antrag abzulehnen!“
Jetzt sah er sie nur noch mit Widerwillen an. „Dann sind wir uns beide ja wohl einig, dass wir noch einmal glücklich davongekommen sind.“
„Das Einzige, was ich sagen kann, Sir, ist: Sie sind ein abscheulicher, widerlicher Wurm, der …“
„Was in aller Welt bedeutet dieser Tumult?“ Der Duke of Carlyne stand, völlig verblüfft, an einer der Türen zur Halle. „Ich konnte eure lauten Stimmen bis in mein Arbeitszimmer hören“, sagte er vorwurfsvoll.
Betroffen senkte Grace den Blick, doch bevor sie sich bei ihrem Onkel entschuldigen konnte, ergriff Francis Wynter das Wort. „Nur eine laute Stimme, fürchte ich, George. Grace – Miss Hetherington – scheint ein wenig … unpässlich zu sein. Ohne Zweifel ist ein Streit mit St Claire an ihrer ungewohnt feindseligen Stimmung schuld.“
Ungläubig schnappte Grace nach Luft. Dieser unmögliche Mann gab ihr die Schuld? „Ganz im Gegenteil, Sir. Ich versichere Ihnen, im Gegensatz zu einigen anderen Gentlemen meiner Bekanntschaft war Lord St Claire heute Morgen die Liebenswürdigkeit in Person.“
Francis Wynter schnaubte höhnisch. „Liebenswürdigkeit ist kein Wort, das ich jemals mit St Claire in Verbindung bringen würde!“
„Aber Sie kennen Lucian ja auch nicht so … gut wie ich“, konterte sie.
Man sah Francis an, dass er ihr gern auf ähnliche Weise geantwortet hätte, doch ein Blick auf seinen Bruder hielt ihn offenbar davon ab. Stattdessen verbeugte er sich steif. „Dann kann ich Ihnen nur viel Glück mit ihm wünschen.“
Grace wandte sich abrupt von ihm ab und lächelte ihren Onkel schwach an. „Mein Kopf schmerzt ein wenig, Onkel George. Wenn ihr beide mich bitte entschuldigen wollt?“
„Aber natürlich, meine Liebe. Natürlich.“ Der Duke schien erleichtert zu sein, dass die Unstimmigkeit, die zwischen ihr und seinem Bruder entstanden war, beigelegt schien.
Nur wusste Grace natürlich, dass nichts wirklich beigelegt war. Sie hatte noch nie einen so eigennützigen Mann wie Francis Wynter kennengelernt. Er schien nur sich selbst zu lieben und nur die eigenen Interessen im Sinn zu haben.
Ein solcher Mann verdient es, scharf ins Gebet genommen zu werden, sagte Grace sich verärgert, während sie langsam die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufging.
9. KAPITEL
I hre Tante war nicht sicher, ob Sie wach wären, als sie mir erlaubte, zu Ihnen nach oben zu kommen.“ Lady Arabella lächelte sie strahlend an.
Grace saß auf einer Chaiselongue vor dem Fenster in ihrem Schlafzimmer und schaute auf die Straße hinaus. Hier konnte sie ihren Roman lesen, den sie schnell in den Falten ihres Morgenrocks versteckte, als Arabella anklopfte, und ab und zu einen Blick nach draußen zu werfen, um zu sehen, ob schon einer der Nachmittagsbesucher ihrer Tante angekommen war.
In einem hübschen butterblumengelben Kleid, das wunderbar zu ihrem blonden Haar passte, sah Lady Arabella auch heute wunderschön aus. „Ich muss sagen, Sie machen nicht den Eindruck, von Kopfschmerzen geplagt zu werden.“
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