Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Familie überhaupt von Lucians innerem Aufruhr, von den verstörenden Erinnerungen, die ihn nachts heimsuchten? Hatten Sebastian St Claires spöttische Scherze einen versteckten Zweck? Wollte er seinen wortkargen Bruder zu einer Antwort bewegen? Nachdenklich betrachtete sie den jüngeren Mann, und er zwinkerte ihr kaum merklich zu.
Lucian beobachtete diesen Blickwechsel mit finsterer Miene. „Sebastian, musst du nicht vielleicht ganz woanders sein?“
„Wäre es Ihnen recht, uns vorzustellen, St Claire?“
Langsam drehte Lucian sich um und bemerkte die beiden jungen Dummköpfe aus dem Klub genau hinter sich. Der Blonde, der offenbar stets das Wort führte, hatte auch dieses Mal die Frage gestellt und sah ihn erwartungsvoll an. Der Dunkelhaarige war zu sehr damit beschäftigt, Grace mit den Augen zu verschlingen. Eine Tatsache, die Lucian ganz und gar nicht gefiel. Der Abend hatte schon mit Sebastians Erscheinen eine unangenehme Wendung genommen, doch jetzt erreichte er ein absolutes Tief!
Trotzdem blieb ihm natürlich nichts anderes übrig, als höflich zu bleiben. „Gentlemen – meine Verlobte, Miss Grace Hetherington.“
„Sir Rupert Enderby.“ Der Blonde verbeugte sich förmlich über ihrer Hand.
„Lord Gideon Grayson.“ Der Dunkelhaarige tat es seinem Freund nach. „Dürfte ich die Ehre haben, Sie um den nächsten Tanz zu bitten, Miss Hetherington?“, fragte er prompt, als die Musik im Ballsaal kurz aussetzte.
Kurz darauf fand Lucian sich also neben Sebastian und Sir Rupert Enderby am Rand der Tanzfläche im Ballsaal wieder und tat sein Bestes, seinen Unmut darüber zu verbergen, dass Grace elegant am Arm des offensichtlich bezauberten Lord Gideon Grayson über die Tanzfläche schwebte.
8. KAPITEL
S ie kommen mir heute Morgen sehr zerstreut vor, Mylord.“
Grace betrachtete Lucian unter halb gesenkten Lidern, während sie an seiner Seite auf dem recht belebten Reitweg entlangritt. Hinter ihnen folgte in respektvollem Abstand der junge Stallbursche, den ihre Tante mitgeschickt hatte, um dem Anstand Genüge zu tun. Trotz der frühen Stunde waren außer ihnen etwa ein Dutzend Reiter unterwegs, und jeder von ihnen schien mit Lucian bekannt zu sein – auch wenn seine Antwort auf ihren Gruß jedes Mal eher einsilbig ausfiel, um es milde auszudrücken.
Da ihrer Tante Margaret am vorigen Abend von Lord Sebastian St Claire nicht ganz wahrheitsgetreu versichert worden war, dass Grace und Lucian die ganze Zeit mit ihm zusammen im Garten gewesen waren, hatte sie Lucians Bitte zugestimmt, heute Morgen mit Grace auszureiten. Allerdings hatte sie darauf bestanden, dass ein Stallknecht sie begleitete.
Grace trug eins ihrer neuen Reitkostüme. Es war aus grauem Samt mit einem dazu passenden Hut und sah sehr schön aus zum seidig glänzenden schwarzen Fell ihrer Stute.
Wie immer sah Lord Lucian natürlich auch heute umwerfend attraktiv aus. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Hut, passend zu dem schlichten schwarzen Reitrock und dem schneeweißen Hemd, der cremefarbenen Reithose und den glänzenden Stiefeln, die seine muskulösen Waden betonten. Wie nicht anders zu erwarten von einem Mann, der Jahre als Offizier in der Armee gedient hatte, ritt er ausgesprochen gut und beherrschte seinen lebhaften schwarzen Hengst ohne die geringste Anstrengung. Das Einzige, was sein Erscheinungsbild ein wenig verdarb, war die finstere Miene, die er aufgesetzt hatte.
„Ich erhielt heute Morgen eine Nachricht von Arabella, in der sie mich bittet, sie heute Nachmittag zum Tee im Haus deiner Tante zu begleiten.“
Grace hob die Augenbrauen. „Zweifellos, weil wir sie und Lady Hammond vor zwei Tagen besuchten.“
Er schnaubte verächtlich. „Zweifellos, weil Sebastian ihr bereits gesagt hat, dass er auch die Absicht hat vorzusprechen – in Begleitung von Viscount Rupert Enderby und Lord Gideon Grayson!“
„Das wird nett werden“, erwiderte Grace bewusst gleichgültig.
Tatsächlich hatte sie die Gesellschaft der drei jungen Männer gestern Abend sehr genossen, deren fröhliches Geplauder so im Gegensatz zu Lucians düsterer Stimmung stand.
Lucian presste die Lippen grimmig zusammen, während er einem Gentleman zunickte, der, wie es ihm schien, nur Augen für Grace zu haben schien. So war es schon, seit sie gemeinsam im Park erschienen waren. Was natürlich nicht überraschend war, da sie mit einer Eleganz und Sicherheit ritt – selbst im Damensattel –, die man nur bewundern konnte.
Ihr Erscheinen auf
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