Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
an ihre Tochter weitergegeben.
Ein aufregendes Bild erschien ungebeten vor seinem inneren Auge – Grace rittlings auf einem Pferd, in Reithosen, die sich eng an ihre schlanken Beine und das runde Gesäß schmiegten. Er bewegte sich unbehaglich, als sein Körper heftig reagierte.
Grace sah seine finstere Miene und seufzte leise. „Alles andere würde wohl einen Skandal verursachen, nehme ich an.“
„Ganz bestimmt!“, versicherte er ihr grimmig.
„Das hätten Sie mir vielleicht besser nicht verraten“, meinte sie herausfordernd.
„Lucian!“
Grace wandte sich zur Terrasse um, wo ein unerhört gut aussehender junger Mann gerade Lucians Namen gerufen hatte. Ein neckendes Lächeln auf den Lippen, erwiderte er arglos ihren Blick. Sofort bemerkte sie die große Ähnlichkeit, die er mit Lucian und Lady Arabella hatte – nur dass seine braunen Augen nicht kühl blickten wie Lucians und er nicht Lady Arabellas spröden Sarkasmus ausstrahlte. Das musste Lord Sebastian St Claire sein, der jüngste der St Claire-Brüder.
„Deine Verlobte, nehme ich an?“ Der junge Mann lächelte freundlich, während er die Stufen hinunterging, um sich zu ihnen zu gesellen.
„Stell mich vor, Lucian“, bat er mit einem spöttischen Unterton.
„Ich möchte zuerst wissen, was du hier tust“, entgegnete sein Bruder stattdessen schroff. „Diese Gesellschaften sind doch gar nicht nach deinem Geschmack.“
Sebastian hob die Augenbrauen. „Ich wurde von zwei Freunden überredet, herzukommen. Wenn ich mich nicht irre, bist du ihnen heute begegnet.“
„Das stimmt“, gab Lucian grimmig zu. „Grace, darf ich dir meinen Bruder, Lord Sebastian St Claire, vorstellen. Sebastian – Miss Grace Hetherington. Meine Verlobte, wie du bereits erraten hast“, fügte er trocken hinzu.
„Miss Hetherington.“ Lord Sebastian St Claire hob ihre Hand zu einem Handkuss, immer noch ein leicht neckendes Lächeln um die Lippen, als würden sie gemeinsam über einen Scherz lachen. „Was für eine Schande, dass wir uns nicht zuerst begegnet sind, Miss. Ich versichere Ihnen, ich bin der bei Weitem umgänglichste St Claire-Bruder!“
Grace mochte ihn sofort gern. Er war nicht so zurückhaltend wie Lucian, und er schien auch nichts von dem Hochmut zu haben, den man dem Duke of Stourbridge nachsagte. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mylord.“
„Ganz meinerseits.“ Er lächelte ungezwungen und hielt noch immer ihre Hand fest in seiner. „Ich nehme nicht an, dass Lucian Ihnen gesagt hat, was für eine ausgesprochen …“
„Sebastian!“, fiel Lucian ihm warnend ins Wort. Es war ihm nicht entgangen, wie sein Bruder auf Graces sinnliche Stimme reagierte. „Du kannst die Komplimente für meine Verlobte getrost mir überlassen.“ Entschlossen entzog er ihm Graces Hand und legte sie sich auf den Arm.
Vor zehn Tagen hatte er ja schon vorausgesagt, dass Grace schnell zum Liebling der Londoner Gesellschaft avancieren würde, aber er hatte nicht damit gerechnet, sie vor den Flirtversuchen seines eigenen Bruders retten zu müssen!
Nicht dass Grace aussah, als legte sie Wert auf seine Hilfe, denn sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie Sebastian wieder ein warmherziges Lächeln schenkte. Die Art Lächeln, die sie ihm noch nie hatte zuteilwerden lassen. Lucian war nicht sehr erfreut über den Verlauf der Dinge.
„Und macht Lucian Ihnen viele Komplimente, Miss Hetherington?“, fragte Sebastian leichthin.
„Nicht dass es mir aufgefallen wäre“, meinte sie trocken.
Er blieb an ihrer Seite, während sie gemeinsam zum Haus zurückgingen. „Dann fällt es mir zu, diese Unterlassung gutzumachen. Ihre Augen sind wie …“
„Sebastian, du wirst ermüdend“, fuhr Lucian ihn scharf an.
Sein Bruder blieb völlig ungerührt. „Er glaubt, er befindet sich noch immer bei der Armee, wissen Sie, und dass wir Truppen unter seinem Kommando sind“, vertraute er Grace laut flüsternd an.
„So etwas wie dich hätte ich nicht in meinem Regiment geduldet“, versicherte Lucian ihm trocken.
„Sehen Sie?“ Sebastian seufzte dramatisch auf. „Das traurige Los eines jüngeren Bruders.“
Grace fand großes Vergnügen an dem Schlagabtausch der beiden Brüder, und Lord Sebastian gefiel ihr schon jetzt ausnehmend gut. Es war wirklich unmöglich, diesen fröhlichen, humorvollen Mann nicht zu mögen. Seine gute Laune musste einen vorteilhaften Einfluss auf den zurückgezogenen, von Albträumen geplagten Lucian haben.
Wusste seine
Weitere Kostenlose Bücher