Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
vorfinden.“
„Zum Teufel damit“, knurrte er, lehnte sich gegen den Schreibtisch und zog Grace fest an seine Lenden.
Grace errötete heftig. Lieber Himmel, wie sehr sie diesen Mann liebte! Auch sich selbst gegenüber konnte sie es nicht mehr leugnen, als sie ihm in das attraktive Gesicht sah. Seine braunen Augen, seine sinnlichen Lippen waren eine Versuchung, der sie einfach nicht widerstehen konnte.
„Meine Tante und dein Bruder befinden sich im Salon genau neben der Bibliothek“, erinnerte sie ihn heiser.
Er lächelte nur. „Dann müssen wir eben sehr leise sein, nicht wahr?“
Voller Scham gestand sie sich ein, dass sie nur selten leise war, wenn er sie küsste. Ihre lustvollen Seufzer würden gewiss im nächsten Raum gehört werden. „Du willst mich nur von irgendetwas ablenken …“
„Ich will nur dieser unerträglichen Tortur ein Ende bereiten, ständig in deiner Nähe zu sein und dich niemals berühren zu können!“, verbesserte er sie und presste sie fordernd an sich.
Nachdenklich sah sie zu ihm auf. Waren die letzten Tage, besonders seit sie sich wegen der Geheimnisse, die er vor ihr hatte, entzweit hatten, etwa genauso quälend für Lucian gewesen wie für sie? Bedeutete das, dass er doch etwas für sie empfand? Oder ging es ihm nur um seine Begierde? Gewiss Letzteres, dachte sie bedrückt. Lucian hatte nur allzu deutlich gemacht, dass er nicht beabsichtigte, sich jemals zu verlieben – am allerwenigsten in seine zukünftige Frau.
Entschlossen befreite Grace sich aus seiner Umarmung. Er gab sie frei, ohne zu protestieren.
„Jetzt wäre vielleicht ein guter Moment, um darüber zu sprechen, wann wir denn unsere Verlobung am besten beenden“, sagte sie.
„Ein guter Moment?“, wiederholte er leise.
Grace zuckte die Achseln. „Der Tod meines Onkels“, sagte sie erstickt. Hastig unterdrückte sie den Gedanken daran, wie sehr sie leiden würde, wenn sie die Verlobung mit Lucian gelöst hätte. Sie würde ihn danach nur als ein weiteres Mitglied des tons wiedersehen. Doch gewiss war das besser, als sich für immer an einen Mann zu binden, der sie nicht liebte und nie lieben würde? Nicht so, wie sie ihn liebte. „Die Hochzeit kann schließlich in den nächsten Monaten nicht stattfinden – vielleicht sogar erst nach Ablauf des gesamten Trauerjahrs. Und bis dahin …“
„Wird deine Tante erkannt haben, dass unser unüberlegtes Verhalten an jenem Abend keine Folgen zeitigen wird“, beendete Lucian kühl ihren Satz. „Das willst du doch sagen, oder?“
„Nun, ja. Natürlich.“ Sie senkte verlegen den Blick. „Bis meine Tante und ich im nächsten Jahr wieder in Gesellschaft gehen können, werden unsere Verlobung und ihre Auflösung in Vergessenheit geraten sein.“
„Das bezweifle ich“, meinte er mit einem abfälligen Lächeln. „Und ich beabsichtige auch nicht, dieses Thema weiterzuverfolgen, solange unsere Gefühle noch aufgewühlt sind vom Tod des Duke of Carlyne und … und anderen Ereignissen.“ Er wandte sich ab und setzte sich wieder an den Schreibtisch.
„Gefühle, Lucian? Ich hätte nicht gedacht, dass du welche besitzt.“
Lucian runzelte die Stirn. Das war schon das zweite Mal, dass man ihm diesen Vorwurf machte. Aber wie sollte er ihr den Grund für seine Gefühlskälte erklären, ohne ihr von den Albträumen zu erzählen, die ihn seit dem Krieg quälten, und von dem brutalen Blutbad, das sie verursacht hatte?
Und ganz besonders sträubte er sich dagegen, ihr die Träume zu beichten, die seine Albträume abgelöst und ganz und gar und sehr intensiv nur von ihr handelten!
Noch war er sich dieser neuen, völlig ungewohnten Gefühle nicht sicher genug, um sie irgendjemandem anzuvertrauen. Ganz besonders nicht Grace.
Und so zog er es vor, sich hinter einer Fassade des Spotts zu verstecken. „Ich bin selbst ebenso erstaunt darüber wie du, Grace“, meinte er selbstironisch. „Vielleicht besteht doch noch Hoffnung für mich?“
„Vielleicht.“
Grace wusste nicht mehr, über welche Art von Gefühlen sie jetzt sprachen. Über die Trauer um ihren Onkel? Über das Mitgefühl ihrer Tante gegenüber für den schrecklichen Verlust? Oder über etwas ganz anderes?
„Wenn du mir jetzt erlauben würdest, diese Briefe noch vor dem Lunch zu beantworten?“
Sie nickte geistesabwesend, während sie sich schon zum Gehen wandte.
„Und, Grace …?“
Völlig aufgewühlt drehte sie sich langsam wieder zu ihm um. Was war gerade zwischen ihnen vorgefallen? Denn etwas
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