Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
angekommen.“
„Deswegen bist du wohl so schnell abgereist, wie ich mal vermute.“ Lucian lachte.
„Wie immer richtig vermutet.“ Sebastian grinste. „Sie sind sehr still, Grace“, schien ihm plötzlich aufzufallen, als sie auf dem Fenstersitz Platz nahm. „Ich hoffe, Ihre Tante und Sie sind nicht verärgert über mein unerwartetes Auftauchen?“
„Ganz und gar nicht“, versicherte sie ihm liebenswürdig. „Ich bin Ihnen so dankbar, dass es Ihnen gelungen ist, meine Tante etwas aufzuheitern. Etwas, das weder ich noch Lord Lucian zustande gebracht haben.“
„Sebastian hatte schon immer ein Talent, Damen, die älter sind als er, um den Finger zu wickeln“, meinte Lucian trocken. „Es sind die jungen ledigen Damen, die ihm auszuweichen scheinen.“
„Gott sei Dank!“ Sebastian erschauderte. „Oh, ich bitte um Verzeihung, Miss Hetherington. Ich hätte nicht so … offen sprechen dürfen in Ihrer Gegenwart.“
„Bitte machen Sie sich keine Gedanken deswegen.“ Grace genoss den scherzhaften Austausch zwischen den beiden Brüdern. „Offensichtlich habe ich bei unserer ersten Begegnung versäumt, eine Kategorie von Männern zu erwähnen, Lucian.“ Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
Er erinnerte sich noch sehr gut an diese Unterhaltung. So wie er sich an jede Unterhaltung mit Grace erinnerte! „Und die wäre?“, fragte er argwöhnisch.
Ein amüsiertes Funkeln lag in ihren Augen. „Ganz offenbar gibt es noch eine vierte Kategorie von Männern. Jene, die lieber die Höllenfeuer der Verdammnis erleiden würden, als jemals zu heiraten!“ Ohne auf Sebastians prustendes Gelächter zu achten, setzte sie eine Miene auf, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
Lucian wusste es allerdings besser. Sie war die unverblümteste kleine Hexe, die er je kennengelernt hatte! Und er bewunderte … Hastig unterdrückte er diesen Gedanken und presste kurz unwillig die Lippen zusammen. „Dann hast du ja Glück, dass ich nicht zu dieser Kategorie gehöre“, erwiderte er barsch.
Verwundert fragte er sich, was nur mit ihm los war. Die letzten Tage waren eine große Belastung gewesen, so viel musste er zugeben. Aber war das ein Grund, seine Missstimmung an Grace auszulassen?
Tatsächlich hatte sich seine Laune erst verschlechtert, als Sebastian angekommen war. Konnte es sein, dass ihn das humorvolle Geplänkel zwischen Grace und Sebastian ärgerte? War er etwa eifersüchtig?
Lächerlich. Grace behandelte Sebastian mit der unbefangenen Zuneigung, als wäre er der Bruder, den sie nie hatte, und war ebenso wenig romantisch an ihm interessiert wie er an ihr. Diese Unbefangenheit konnte es zwischen ihm selbst und Grace niemals geben. Dazu waren die Gefühle, die in ihnen erwachten, wann immer sie zusammen waren, zu stark, zu überwältigend.
„Noch sind wir nicht miteinander verheiratet, Mylord“, entgegnete sie mit eisiger Stimme. „Wenn die Gentlemen mich jetzt entschuldigen wollen. Ich werde dem Beispiel meiner Tante folgen und mich für einige Stunden vor dem Dinner auf mein Zimmer zurückziehen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie hocherhobenen Hauptes, mit rauschenden Röcken, den Raum.
Lucian sah ihr mit finsterem Blick nach. Die Situation zwischen ihm und Grace wurde langsam immer unerträglicher. Sollte er sein Wort brechen und sich ihr anvertrauen? Nein, dachte er bedrückt. Kommt nicht infrage.
„Mir scheint, mein lieber Bruder, dass du deinen Meister gefunden hast“, warf Sebastian gelassen ein.
Lucian bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick. „Dann ist es ja gut, dass ich mit ihr verlobt bin und nicht du.“
In gespieltem Schrecken hob Sebastian abwehrend beide Hände. „Beruhige dich. Grace ist sehr schön und sehr klug. Aber als Schwägerin wäre sie mir sehr viel lieber denn als meine Frau. Allein schon wegen der Freude, meinen wortkargen Bruder so verändert zu sehen.“
„Inwiefern verändert?“, fragte Lucian argwöhnisch.
Sebastian erhob sich, ein zufriedenes Lächeln um die Lippen. „Das kannst du selbst am besten beurteilen.“ Er betrachtete eingehend seine spitzenbesetzten Manschetten. „Was ich damit sagen möchte“, fügte er ernst hinzu, „ist, dass ich von der Veränderung sehr angetan bin. Du warst viel zu lange nicht mehr bei uns, Bruder.“
„Ich bin schon seit zwei Jahren wieder in London.“
„Du warst da, aber in Wirklichkeit doch woanders“, meinte Sebastian. „Erst jetzt haben wir dich wieder, Lucian, und ich werde Grace ewig
Weitere Kostenlose Bücher