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Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)

Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)

Titel: Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Mortimer
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große Vorwürfe“, bat sie leise, während sie Seite an Seite auf den Wagenschuppen zuhielten. „Mir ist aufgefallen, dass Francis diese unheilvolle Wirkung auf die Menschen hat.“
    „Francis’ Gegenwart war nicht der Grund für mein übermäßiges Trinken. Zumindest nicht der einzige.“ Der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er sich ihr zuwandte, war düster. „Grace, ich bin nicht der Mann, für den du mich hältst. Oder der, für den mich andere halten“, sagte er schroff.
    Fragend sah sie zu ihm auf. „Du bist Lord Lucian St Claire, nicht wahr?“
    „Ich rede nicht von einem Titel oder einem Namen. Ich bin ein Schwindler, ein Scharlatan …“
    „Das glaube ich nicht.“ Sie berührte ihn am Arm und spürte die angespannten Muskeln unter dem Stoff. „Das glaube ich einfach nicht, Lucian“, wiederholte sie mit noch größerem Nachdruck.
    Ein leises Stöhnen entfuhr ihm. „Ich trinke an den meisten Abenden zu viel. Damit ich schlafen kann. Oder vielmehr, damit ich in einen Zustand der Bewusstlosigkeit falle.“
    „Mir ist nichts dergleichen aufgefallen, seit du hier bist.“
    „In den vergangenen zehn Tagen hatte ich andere Dinge im Sinn, wenn ich allein auf meinem Zimmer war“, bekannte er reumütig.
    Dachte er an sie, wenn er allein war? Träumte er von ihr? So wie sie an ihn dachte und von ihm träumte?
    „Warum?“
    „Warum?“, fragte er verblüfft.
    Sie lächelte ihn ermutigend an. „Warum trinkst du bis zur Bewusstlosigkeit?“
    Der mitleidige Ausdruck in ihren grauen Augen schnürte ihm die Kehle zu. Er wusste, dass er dieses Mitgefühl nicht verdiente. „Ich habe Albträume“, stieß er mühsam hervor. Er musste ihr die Wahrheit sagen. Mehr als alle anderen hatte sie das Recht, alles über ihn zu wissen.
    „Schreckliche Albträume.“ Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. „Vom Krieg. Von Blut und Tod. Von Freunden, die ich nie wiedersehen werde. Vom Töten …“ Er holte zitternd Luft. „Zumindest hatte ich solche Träume. Seit ich dir begegnet bin, träume ich von ganz anderen Dingen.“
    „Du kannst mir später von diesen anderen Träumen erzählen“, sagte sie leise. „Deine Albträume sind doch bestimmt nichts Ungewöhnliches für einen ehemaligen Soldaten. Jahrelang – vielleicht zu viele Jahre – waren der Krieg, das Sterben und Töten Teil deines Lebens.“
    Er schüttelte den Kopf. „Es zeigt meine Schwäche.“
    „Es zeigt deine Stärke“, widersprach sie ihm sanft. „Ich würde dich weniger respektieren, weniger mögen, wenn du diese Jahre überstanden hättest, ohne dass die Zerstörung und der Tod, die dich ständig umgaben, eine Wirkung auf dich gehabt hätten. Es ist eine Stärke“, wiederholte sie entschieden, als er protestieren wollte. „Du bist ein starker Mann, ein Mann voller Mitgefühl und Warmherzigkeit, der all diese Gräuel nicht durchmachen konnte, ohne selbst darunter zu leiden.“
    „Ich weiß nichts von anderen Männern, die unter solchen Albträumen leiden …“
    „Weil Männer nicht darüber reden. Eben weil sie es als eine Schwäche betrachten. Aber das ist es nicht“, wiederholte sie eindringlich. „Du bist nicht schwach.“ Sie hielt inne und fuhr sich unruhig mit der Zungenspitze über die Lippen, bevor sie fortfuhr: „Lucian, ich weiß bereits von diesen Albträumen.“
    Er runzelte die Stirn. „Wie … Oh! In jener Nacht im Wirtshaus!“ Er schloss kurz die Augen. „Du hast es gesehen? Du hast es die ganze Zeit gewusst! Jetzt verstehe ich, warum du so entschlossen bist, diese Verlobung zu lösen.“
    Doch Grace schüttelte heftig den Kopf. „Das war nicht der Grund.“
    „Es wäre aber besser gewesen. Du musst mich ja verachten!“
    „Niemals“, versicherte sie ihm.
    „Grace, ich habe einen Mann getötet!“
    „Es war Krieg, und bestimmt hast du während der Zeit viele Männer getötet.“
    „Diesen einen tötete ich aus reinem Vergnügen“, widersprach er grimmig. „Die Erinnerung daran lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Vor allem die Nächte sind die Hölle für mich! Grace, du hast an eigener Haut erfahren müssen, wie groß mein Bedürfnis ist, meine Gefühle in jedem Moment vollkommen unter Kontrolle zu haben.“
    Aber sie hatte auch schon oft festgestellt, dass er eben diese Kontrolle in ihrer Gegenwart verlor. „Sag mir, warum.“
    „Ich sagte doch gerade …“
    „Nein, nicht das“, sagte sie besänftigend. „Sag mir, warum du diesen Mann getötet hast.“
    Lucian stockte der Atem. Die

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