Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)

ich es mir dachte. Und der Tod von Darius’ Frau?“
    Wieder sagte Lucian nichts.
    Grace brauchte auch keine Antwort. „Ich erinnere mich, dass Francis bei ihnen zu Besuch war zu der Zeit, da Lady Sophie ihren Unfall hatte. So wie er bei meinem Onkel und meiner Tante weilte, als mein Onkel starb. Irgendetwas hat den Anfall ausgelöst. Du hast mir versichert, es sei nicht mein Streit mit Francis an jenem Morgen gewesen, also muss etwas anderes vorgefallen sein.“ Sie überlegte angestrengt. „War es vielleicht etwas, das Francis sagte oder tat?“
    „Ich glaube, Francis und George haben miteinander gesprochen, kurz bevor dein Onkel zusammenbrach.“
    Sie sog entsetzt den Atem ein. „Dann hatte mein armer Onkel entweder das Pech zu erkennen, was sein jüngster Bruder getan hatte, und beging den Fehler, ihn damit zu konfrontieren. Oder aber Francis, der von dem Herzproblem seines Bruders wusste, vertraute ihm selbst sein Geheimnis an, um ihn aufzuregen!“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Mein Onkel war ein aufrechter Mann. Er hätte niemals zugelassen, dass Francis mit irgendwelchen Gräueltaten davonkam. Gleichzeitig hätte er aber gewusst, dass es Scham und Schande über seine Familie bringen würde, wenn er Francis’ Verbrechen preisgab.“
    Lucians grimmiges Schweigen zeigte ihr, dass sie wieder richtig geraten hatte. Es war unglaublich, und doch deuteten jetzt alle Hinweise darauf hin, dass Francis irgendwie für den Tod von Darius’ Frau und für den des Dukes verantwortlich war!
    „Aber warum sollte er so etwas tun?“, rief sie betroffen. „Was konnte er sich davon erhoffen? Oh nein!“ Sie keuchte auf und erblasste, als ihr die Erkenntnis kam. „Darius sollte der Nächste sein, nicht wahr? All diese Andeutungen und Gerüchte, Darius sei selbst für den Tod seiner Frau verantwortlich, müssen von ihm ausgegangen sein! So wie die Gerüchte um unsere Verlobung. Mein Onkel brach ja auch erst nach Darius’ Ankunft in London zusammen. Und als wir alle in Winton Hall waren, war es wieder Francis, der Darius der Grausamkeit bezichtigte. Er ließ es so aussehen, als hätte Darius es die ganze Zeit auf den Titel abgesehen. Dabei war es in Wirklichkeit Francis, der … Also hat er sich tatsächlich selbst den Schlag auf den Kopf verpasst! Um den Verdacht auf Darius zu lenken!“, rief sie erschüttert.
    Ihre Vermutungen kamen der Wahrheit so nahe, dass Lucian sich nicht die Mühe machte, sie zu leugnen. „Darius glaubte, man würde ihn eines Tages tot im Bett vorfinden“, sagte er grimmig. „Zweifellos mit einer passenden Nachricht an seiner Seite, in der er erklärte, dass er sich das Leben genommen hatte, weil er die Schuld nicht länger ertragen konnte, seine Frau und seinen Bruder ermordet zu haben.“
    „Aber was hat Darius’ Frau Francis denn jemals angetan, dass sie sterben musste?“
    „Das sind alles nur Vermutungen, vergiss das nicht.“
    „Ja, gewiss.“
    Lucian zuckte mit den Achseln. „Vielleicht lag es daran, dass Darius’ arme Frau einen Erben und möglichen Rivalen um das Erbe des Dukes hätte zur Welt bringen können.“
    Fassungslos schüttelte sie den Kopf. „Darum ging es bei der ganzen Sache, nicht wahr? Um den Titel und das Erbe. Francis wollte der Duke of Carlyne werden. Ich frage mich, wann es ihm dämmerte, dass ihm nach Simons Tod nur noch zwei Menschen im Weg standen?“
    „Kurz nach Darius’ Hochzeit, die die Möglichkeit eines weiteren Erben mit sich brachte, wahrscheinlich.“
    „Ja.“ Grace seufzte tief. „Die arme, arme Frau.“
    „Natürlich kann ich weder leugnen noch bestätigen, was du gerade gesagt hast.“
    „Das würde ich auch nicht von dir verlangen, da du doch dein Wort gegeben hast.“
    „Aber ich darf dir sagen, dass Francis entschieden hat, den Rest seines Lebens auf dem Festland zu verbringen“, erklärte er verächtlich.
    „Das ist mehr, als er verdient hat!“, meinte sie aufgebracht.
    „Alles andere würde Schande und Unglück über die Familie bringen, und Darius findet, die Duchess habe schon mehr als genug gelitten.“
    „Weiß meine Tante, was geschehen ist?“
    „Darius vermutet, dass sie keine Ahnung hat.“
    „Aber was wird dann aus ihm? Wenn nichts bekannt gemacht wird, dann bleibt doch der Verdacht auf ihm haften.“
    Lucian nickte. „Er ist bereit, diesen Preis zu zahlen.“
    „Das ist sehr nobel von ihm.“
    „Ja.“ Lucian lächelte schwach. „Er ist wirklich nicht der Schurke, für den du ihn hältst, Grace. Er