Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
unter der Krempe ihres Hutes sittsam zu ihm auf.
Der Earl stöhnte gequält auf. „Das ist ja noch schlimmer!“
Sie lachte erleichtert. „Es ist wirklich sehr schwierig, Sie zufriedenzustellen, Mylord.“
„Ja?“ Wieder ruhte sein Blick nachdenklich auf ihr.
„Ja.“ Jane fand diesen Blick sehr verwirrend – so ernst und ganz und gar nicht leichtfertig oder neckend. Ihr Lächeln verschwand. „Warum sehen Sie mich so an, Sir?“
Abrupt wandte er den Kopf ab. „Das ist nicht wichtig, Jane.“
Sie nickte langsam. „Ich glaube, Sie sind gar nicht so, wie Sie alle Leute glauben machen wollen“, sagte sie leise.
„Was meinen Sie damit?“
„Sie wollen allen weismachen, der Earl of Whitney sei nichts weiter als ein leichtfertiger Frauenheld.“
Er verzog den Mund zu einem amüsierten Lächeln. „Aber Jane Smith glaubt, dem sei nicht so?“
„Ich weiß, dass es nicht so ist, Mylord. Sie haben ein gutes Herz. Was Sie dadurch bewiesen haben, dass Sie mir jetzt zu Hilfe gekommen sind. Nur wollen Sie nicht, dass die Welt es erfährt.“
„Sie sind viel zu scharfsinnig für Ihr zartes Alter, Jane Smith“, meinte er trocken.
„Das hat man mir schon gesagt, Mylord.“
„Wahrscheinlich Stourbridge.“ Er nickte wissend. „Armer Teufel. Es scheint Ihnen gelungen zu sein, ihn von seinem Podest makelloser Erhabenheit zu stoßen.“
Sie schüttelte den Kopf. „So makellos auch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass Sie beide kürzlich noch dieselbe Geliebte hatten!“
„Und Sie sind viel zu unverblümt, Jane!“ Er lachte anerkennend.
Sie zuckte die Achseln. „Ich stelle nur eine Tatsache fest. Die Verantwortung dafür muss man Ihnen und dem Duke anrechnen.“
Eine Weile konzentrierte sich Whitney auf seine Grauen. „Lassen Sie uns weiterreden, wenn ich Ihnen meine ganze Aufmerksamkeit schenken kann, meine Liebe.“
Soweit es mich angeht, dachte Jane, können wir gerne den Rest des Weges schweigen. Sie wollte nur London erreichen und von dort aus weiterreisen. Es schmerzte sie ohnehin zu sehr, über Hawk zu reden. Und die Erwähnung seiner letzten Geliebten erinnerte sie nur an ihr eigenes schamloses Verhalten vom vorigen Abend.
Lieber dachte sie über die neueste Theorie nach, die ihr heute Morgen in den Sinn gekommen war. Könnte Sir Barnaby wirklich ihr wahrer Vater sein? Alles schien darauf hinzudeuten – dass ausgerechnet er zu ihrem Vormund ernannt worden war und dass Lady Sulby sie und ihre Mutter hasste.
Unter den Umständen war es vielleicht unklug von ihrem Ziehvater gewesen, Sir Barnaby zu ihrem Vormund zu bestimmen, aber vielleicht hatte er keine andere Möglichkeit gesehen?
In jedem Fall war es falsch von Sir Barnaby gewesen, sein uneheliches Kind in seinen eigenen Haushalt einzuführen und auch noch zu erwarten, dass seine Frau es mit offenen Armen aufnahm.
„Aber das ist nicht der Weg nach London, Mylord!“ Sie hatten gerade ein Schild am Straßenrand passiert, das London in der entgegengesetzten Richtung anzeigte.
Whitney nickte. „Es wäre äußerst unangemessen für Sie, mit mir nach London zu kommen.“
„Es ist meine Entscheidung, wohin ich fahre und mit wem, Mylord!“, protestierte sie heftig.
„Nein, Jane.“
„Wohin bringen Sie mich?“ Allerdings wusste sie die Antwort schon. Das Land um den Sitz des Dukes war ihr inzwischen schon vertraut.
„Gewiss haben Sie gute Gründe, Mulberry Hall zu verlassen …“
„Sehr gute sogar!“
„Vielleicht“, gab Whitney zu. „Aber irgendwie bezweifle ich, dass Stourbridge Ihnen darin zustimmen wird.“
„Und ich dachte, Sie hätten keine Angst vor dem Duke of Stourbridge!“, rief Jane enttäuscht.
„Gewiss nicht“, versicherte er ihr leise. „Sie sind es, die mir Angst macht“, fügte er rätselhafterweise hinzu.
„Ich?“ Ihre Verzweiflung wuchs, als in der Ferne die Umrisse von Mulberry Hall in Sicht kamen.
„Sie.“ Er nickte ernst. „Haben Sie keine Sorge, was geschehen könnte, wenn Sie sich allein und schutzlos in London aufhielten?“
„Nein, selbstverständlich nicht.“
„Das ist genau der Grund, weswegen Sie mir Angst machen, Jane. Sie sind zu unschuldig.“
„So unschuldig bin ich nicht mehr, Mylord“, sagte sie bedrückt, in Gedanken beim gestrigen Abend und bei Hawk.
Der Earl brachte sein Gefährt mit einer jähen Bewegung zum Stehen und sah sie ernst an. Sie errötete unter der Eindringlichkeit, mit der er sie musterte.
„Stourbridge hat Sie gestern Nacht verführt?“, fragte
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