Historical Mylady Spezial Band 2
sein plötzlicher Reichtum!
Hätte sie den Antrag vor einem Jahr angenommen, wenn sie davon gewusst hätte?
Damals war er als Wüstling und Spieler verschrien und tief verschuldet gewesen. Der einzige Weg, diese Schulden zu verringern, schien die Heirat mit einer reichen Erbin zu sein. Als Arabellas Vormund hatte Hawk nur ihr Wohl im Sinn gehabt und vernünftigerweise Darius’ Antrag abgewiesen.
Doch als junge Frau, die festgestellt hatte, dass sich kein einziger Mann, dem sie in den letzten zwei Jahren begegnet war, auch nur im Entferntesten mit Lord Darius Wynter vergleichen ließ, nahm Arabella ihrem Bruder eine solche Eigenmächtigkeit übel. Sie mochte zwar nicht in Darius verliebt sein, ebenso wenig wie er in sie, aber sie wusste dennoch ohne den geringsten Zweifel, dass sie schon seinen ersten Antrag angenommen hätte.
Sosehr sie es auch hasste, dass Darius schlecht von ihr dachte, hielt sie es doch für klüger, ihn in dem Glauben zu lassen, sie hätte ihn damals zurückgewiesen. Es war besser, wenn er ihre wahren Gründe für diese Heirat nicht kannte. Das Kräftemessen zwischen ihnen würde zu seinen Gunsten ausfallen, sollte Darius jemals erfahren, dass Arabella ihn genommen hatte, weil sie sich mit einer Ungeduld nach seinen Küssen und Liebkosungen sehnte, die erschreckend wäre, wenn sich die Vorfreude darauf nicht so wundervoll aufregend anfühlen würde …
„Sie sehen heute sehr schön aus“, sagte Darius trocken zu seiner Frau.
Zwei Stunden waren seit der Hochzeit vergangen. Seitdem hatte er gelächelt und sich höflich verhalten, sowohl gegenüber Arabellas Familie – all die vielen Tanten, Onkel und Cousins – wie auch gegenüber den vielen Mitgliedern des ton , die sich normalerweise so spät im Jahr bereits auf ihre Landsitze zurückgezogen hätten und stattdessen in der Stadt geblieben waren, um gleich an zwei St-Claire-Hochzeiten teilzunehmen.
Zweifellos würde der Klatsch über die zweite, überhastete Hochzeit so manchen kalten Winterabend beleben, bevor der ton im Frühling wieder en masse nach London zurückkehrte – gewiss in der falschen Annahme, der Erbe des Carlyne-Titels würde zu einem unerhört frühen Zeitpunkt nach der Hochzeit geboren werden!
„Danke.“ Arabella hatte nicht die Absicht, das Kompliment zu erwidern und Darius zu beichten, wie atemberaubend gut er aussah in seinem streng schwarz gehaltenen Anzug, der auf den Leib geschneiderten Jacke und den schwarzen Pantalons, deren Stoff sich über den muskulösen Schenkeln spannte.
Als sie Darius vorhin in der Kirche vor dem Altar stehen sah, hatte er ihr buchstäblich den Atem geraubt. So sehr, dass sie einige Momente nicht fähig gewesen war, sich zu rühren, obwohl die Orgel bereits begonnen hatte zu spielen. Nur das Wissen über Darius’ ersten Antrag, der freiwillig gemacht worden war, hatte ihr die Kraft gegeben, auf ihn zuzugehen.
Abgesehen von ihren Brüdern, überragte Darius jeden anderen Mann im Saal. Aber selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, schien er doch allen in jeder Hinsicht turmhoch überlegen zu sein.
Oder war sie da nur voreingenommen?
„Wann können wir uns auf schickliche Weise zurückziehen, was glaubst du?“ Darius sah sich gelangweilt um.
Arabella hob die blonden Augenbrauen. „Auf schickliche Weise?“
Er zuckte die Achseln. „Von mir aus auch auf unschickliche Weise.“
„Da Sie diese Prozedur schon einmal durchgemacht haben, hätte ich eigentlich gedacht, dass Sie besser wissen als ich, welches die angemessene Etikette ist. Aber vielleicht war Ihre erste Ehe von so kurzer Dauer, dass Sie es einfach vergessen haben?“, spottete sie.
Er kniff leicht die Augen zusammen. „Sei vorsichtig, Arabella“, warnte er sie leise.
„Was sonst, Euer Gnaden?“
„Sonst gönne ich mir womöglich das Vergnügen, dich übers Knie zu legen, sobald wir allein sind, und dir die angemessene Strafe zu verabreichen“, raunte er und wurde sofort von einer heftigen Röte belohnt, die Arabella in die Wangen stieg.
Vor Wut? Oder vor freudiger Erwartung?
In der vergangenen Woche hatte Darius festgestellt, dass seine neue Braut tatsächlich über den Mut verfügte, den er stets bei ihr vermutet hatte. Sie hatte sich trotz ihrer kühnen Entscheidung, ausgerechnet den verruchten Duke of Carlyne zu heiraten, keinen Augenblick von dem unterschwelligen Missfallen des ton einschüchtern lassen. Auch die neu auflebenden Gerüchte nach der Ankündigung ihrer Hochzeit schienen sie nicht
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