Historical Mylady Spezial Band 2
die Sebastians Interesse noch verstärkte.
Dolly würde mit ihr reden müssen, sie irgendwie dazu überreden müssen, zu bleiben …
Ein leises Geräusch kündigte an, dass er gleich nicht mehr allein auf dem Balkon sein würde. Er ließ die Zigarre fallen und trat sie aus, dann wich er rasch in den Schatten zurück, gerade noch rechtzeitig, bevor die Tür zum Schlafzimmer nebenan geöffnet wurde und die Countess auf ihren Balkon herauskam.
Ihm stockte der Atem, als sie an das Geländer herantrat und zum sternklaren Himmel hinaufblickte.
Dieser Besuch auf dem Balkon war aus einem plötzlichen Impuls entsprungen, daran gab es keinen Zweifel. Sie hatte sich schon bettfertig gemacht. Das wundervolle, im Mondlicht schimmernde dunkle Haar reichte bis zur verführerischen Rundung ihres Gesäßes. Es war atemberaubend. Die Countess trug einen Morgenrock aus blassgrüner Seide über einem dazu passenden Nachtgewand, doch im hellen Mondlicht konnten sie nicht die vollen Brüste darunter verbergen, ebenso wenig wie die schmale Taille, das verführerisch runde Gesäß oder die langen, schlanken Beine.
Sie war die fleischgewordene Versuchung.
Eine wahre Göttin …
„Wer ist da?“
Sebastian wusste nicht, wie er sich verraten hatte. Er musste beim Anblick ihrer Schönheit unbewusst eingeatmet haben. Vielleicht hatte er auch unwillkürlich einen Schritt auf sie zu gemacht, auf die Versuchung, die sie so unschuldig darstellte. Jedenfalls war Juliet Boyd gewarnt und drehte sich genau zu der Stelle um, wo Sebastian im Schatten stand und sie beobachtete.
Da es lächerlich gewesen wäre, sich jetzt noch weiter zu verstecken, trat er hervor und verbeugte sich gewandt. „Mylady.“
Juliet schnappte nach Luft und legte eine Hand an die Kehle. Es war nicht schwer zu erkennen, wer so groß und eindrucksvoll auf ihrem Balkon stand. „Was tun Sie hier?“ Ihre Stimme klang atemlos.
Und sie war auch wirklich atemlos! Schon einmal an diesem Abend hatte sie Gelegenheit gehabt, sich über die Unverfrorenheit dieses Mannes zu wundern, aber auf keinen Fall hätte sie für möglich gehalten, dass er versuchen würde, uneingeladen in ihr Schlafzimmer einzudringen!
Sie war ganz starr vor Empörung. „Wie können Sie sich erdreisten, auf diese Weise meinen Balkon zu betreten, Mylord?“
Wie schon zuvor schien er völlig ungerührt über ihren Missmut, als er antwortete: „Sie irren sich, Mylady.“
Juliet sog entrüstet die Luft ein. „Ich werde ja wohl noch wissen, was ich mit meinen eigenen Augen sehe, Sir!“
„Das meinte ich nicht.“ Er lächelte belustigt.
„Was dann?“
Er zuckte die kräftigen Schultern, und sofort fiel Juliet auf, dass er die schwarze Jacke und das Krawattentuch ausgezogen hatte. Die silberfarbene Brokatweste, eng an den Leib geschneidert, betonte den flachen Bauch. Das weite Hemd war am Hals gelockert und enthüllte dunkle Härchen auf der breiten Brust.
Hastig wandte Juliet den Blick ab. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass auch sie nicht sehr schicklich gekleidet war. Vorhin hatte Helena ihr die Haarnadeln entfernt und ihr ins Nachtgewand geholfen – das blassgrüne Seidennachthemd mit dazu passendem Morgenrock war alles, was sie im Augenblick trug, während sie sich von dem verruchten Sebastian St Claire in ein Gespräch verwickeln ließ!
Sebastian konnte sehen, wie Juliet allmählich in Panik geriet, als sie den Morgenrock um sich zusammenzog und sich zur Flucht bereit machte. „Ich meinte, dass die Tür hinter mir in mein Schlafzimmer führt und ich daher auf meinem Balkon stehe und nicht auf Ihrem.“
„Ihr Balkon?“ Verblüfft sah sie zu der offenen Tür hinüber, und erst jetzt entdeckte sie zwischen ihnen ein niedriges schmiedeeisernes Geländer, das die beiden Balkone trennte, aber auf beiden Seiten von Topfpflanzen verdeckt wurde. Sie schluckte angestrengt. „Wie es aussieht, schulde ich Ihnen eine Entschuldigung, Lord St Claire.“
„Nicht so schnell, Mylady.“ Im nächsten Moment war er geschmeidig über das Geländer gestiegen, das sie trennte. „Da, sehen Sie? Keine Entschuldigung mehr nötig.“ Er lächelte unverschämt, während er dicht vor ihr stehen blieb.
Juliet erzitterte. Obwohl sie so lange verheiratet gewesen war, verfügte sie über keine Erfahrung, um mit dem ungeheuerlichen Benehmen dieses Mannes fertigzuwerden!
Seit sie den Salon am Arm des Earls betreten hatte, hatte St Claire sie auf kühne, vertrauliche Weise angesehen. Nachdem er ihr vorgestellt worden
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