Historical Mylady Spezial Band 2
„Falls Lady Boyd schuldig ist, dann ist mein Vorgehen ebenso wichtig wie das des Soldaten auf dem Feld, wenn er dem Feind gegenübersteht.“
„ Falls sie schuldig ist!“, betonte Sebastian heftig. „Und bevor Sie keinen stichhaltigen Beweis dafür in Händen halten, werde ich die Dame nicht verurteilen.“
„Ich habe sogar gehofft, dass Sie so empfinden würden.“
Misstrauisch fasste Sebastian den Earl ins Auge. „Was genau wollen Sie damit sagen?“
„Nun, dass Sie einen Weg finden werden, um die Schuld der Dame zu beweisen oder zu widerlegen, selbstverständlich.“
„Einen Weg? Was für einen Weg haben Sie da im Sinn?“
William Bancroft zuckte mit den Schultern. „Ein Mann und eine Frau neigen dazu, im Bett über viele Dinge zu reden.“
Fassungslos starrte Sebastian ihn an. Bancroft musste verrückt sein, wenn er ihm zutraute, Juliet so zu hintergehen. Hatte Dolly das gemeint, als sie von einem neuen Leben ohne Müßiggang und leeren Vergnügungen gesprochen hatte?
Familie, Ehre, Loyalität …
Das waren die Dinge, die Sebastian ernst nahm – jedenfalls hatte er genau das gestern Abend Juliet gegenüber behauptet. Zu tun, was William Bancroft von ihm verlangte – Juliet zu verführen, nur um ihre Schuld oder Unschuld zu beweisen –, wäre alles andere als ehrenhaft.
Andererseits, sollte die Countess of Crestwood wirklich eine feindliche Agentin sein, wie Bancroft zu glauben schien, schuldete er es dann nicht seinem Bruder und allen Männern, die bei Waterloo gefallen waren, den Menschen zu überführen, der zu Napoleons Flucht von Elba beigetragen hatte?
Der Earl seufzte erschöpft. „Mir ist bewusst, was ich von Ihnen verlange, St Claire, und ich weiß natürlich, dass Sie Zeit brauchen, um darüber nachzudenken.“
„Warum fragen Sie die Dame nicht einfach selbst und bringen es hinter sich?“ Trotz der Loyalität, die er Lucian schuldete, war es ihm unbeschreiblich zuwider, einem so ruchlosen, hinterhältigen Plan zuzustimmen.
„Wie ich schon sagte, solange Agent J untätig war, gab es keinen Grund, mehr zu tun, als wachsam zu sein. Doch jetzt bietet sich uns vielleicht die unverhoffte Gelegenheit, ein ganzes Netzwerk französischer Agenten festzunehmen. Wir können die Countess derzeit nicht einfach mit den Vorwürfen konfrontieren, weil wir keine ausreichenden Beweise in der Hand haben – weder um ihre Schuld zu beweisen noch um sie vom Verdacht reinzuwaschen.“
Er, Sebastian, sollte also diese Beweise liefern.
Jetzt blickte er noch finsterer. „Und wenn ich keinen Anklang bei der Countess gefunden hätte? Wer hätte dann meinen Platz in ihrem Bett eingenommen? Du, Gray?“ Er sah seinen Freund vorwurfsvoll an – und wusste, dass er richtig vermutet hatte, als Gray voller Unbehagen den Blick abwandte. „Ihr seid doch beide verrückt!“
„Dein Bruder kam aus Waterloo zurück, Seb. Meiner nicht.“ Grays Gesicht wirkte plötzlich bleich und angespannt.
Unwillkürlich ballte Sebastian die Hände zu Fäusten. Was würde Hawk in einer solchen Situation tun? Was würde Lucian tun, wenn man ihm die Möglichkeit gab, die Freunde, die er in der letzten Schlacht verloren hatte, zu rächen?
„Und wenn ich mich weigere?“, fragte er argwöhnisch.
„Dann sei versichert, dass ich deinen Platz einnehmen werde, Seb“, eröffnete Gray ihm unverblümt. „Ich empfinde nicht die geringste Scheu und werde nicht zögern, das Vertrauen der Countess zu gewinnen. Ich werde sie auch verführen, falls das notwendig ist, um an die Antworten zu kommen, die wir brauchen.“
Gray sollte Juliet umwerben und umschmeicheln? Gray sollte sie verführen und in sein Bett locken? Niemals!
„Ich empfinde auch keine Scheu, euch meine Antwort zu geben“, fiel Sebastian ihm ins Wort.
Sein Freund beugte sich besorgt vor. „Seb, ich bitte dich, übereile nichts …“
„Du hast nichts mehr mit der Sache zu tun, Gray“, fuhr Sebastian ihn an. „Wir beide werden uns zu einem späteren Zeitpunkt über die Rolle unterhalten, die du in dieser Farce gespielt hast.“ Wenn Sebastian nicht mehr so wütend war, dass er Gray lieber seine Faust spüren ließe, als mit ihm zu reden. Abrupt wandte er sich Lord Bancroft zu. „Ich werde mich bemühen, die Countess für mich zu gewinnen“, gab er nach. „Aber ich tue es für Juliet Boyd, nicht für Sie“, fügte er grimmig hinzu. „Sobald ich Sie von ihrer Unschuld überzeugt habe, erwarte ich, dass Sie sich sowohl bei ihr als auch bei mir
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