Historical Mylady Spezial Band 2
mit. „Tatsächlich ist es so …“, der Butler schluckte unbehaglich. „Lord St Claire …“
„… hat deutlich gemacht, dass er fest entschlossen ist, so lange in deiner Halle sitzen zu bleiben, bis du bereit bist, ihn zu empfangen“, beendete Sebastian den Satz. Er kam in den Salon geschlendert und händigte dem Butler Hut und Spazierstock aus, bevor er sich umwandte und dem Mann mit einem vielsagenden Blick die Tür offen hielt.
Derart wirkungsvoll war Sebastians Arroganz, dass Haydon sich ohne den geringsten Protest zurückzog, wie Juliet mit bangem Herzen feststellte. Behutsam legte sie ihre Stickarbeit beiseite.
„Ah“, bemerkte Sebastian voller Zufriedenheit, während er die Tür schloss. „Es erleichtert mich ungemein zu sehen, dass die autoritäre Ausstrahlung der St Claires nichts von ihrer Überredungskraft eingebüßt hat.“
Juliet erhob sich gemächlich. Wie ihr das allerdings gelang, ging über ihren Verstand – hatte ihr Herz doch aufgehört zu schlagen, stockte ihr doch der Atem, so sehr überwältigte sie Sebastians Anblick!
Die Erinnerungen an ihn – und sie hatte in den vergangenen zwei Monaten jeden wachen Moment an ihn gedacht und war nachts in ihren Träumen von seinem Bild heimgesucht worden – wurden der Wirklichkeit nicht wirklich gerecht.
Sein dunkles Haar mit den goldblonden Strähnen war länger und leicht zerzaust, als wäre er unruhig mit den Fingern hindurchgefahren, bevor er hergekommen war. Seine faszinierenden hellbraunen Augen sahen sie herausfordernd an, als wäre er entschlossen, einer weiteren Zurückweisung zu trotzen. Und sein Mund, sein sinnlicher, aufregender Mund, dessen Küsse Juliet überall auf ihrem Leib gespürt hatte, verzog sich zu einem freudlosen Lächeln.
Was seinen geschmeidigen, muskulösen Körper anging …
Nein, ihre Erinnerungen daran waren bei Weitem nicht so aufregend wie die Realität!
Mühsam fasste sie sich. „Hattest du je Grund dazu, das zu bezweifeln?“
Er nickte. „Sogar recht oft in den vergangenen zwei Monaten.“
Zwei Monate war es her, seit er Juliet das letzte Mal gesehen hatte. Neun Wochen, zwei Tage und knapp drei Stunden, um genau zu sein. Und kein wacher Moment in all dieser Zeit war vergangen, ohne dass er an sie gedacht hätte, sich gefragt hätte, wie es ihr ging, und ob sie an ihn dachte wie er an sie.
Ob sie ihn noch immer hasste …
Mit zwei langen Schritten durchquerte er den Raum und blieb genau vor ihr stehen. Sie sah so schön und grazil aus in ihrem blassgelben Kleid, das ihr dunkles Haar und die zarte Haut wundervoll zur Geltung brachte. Die kurzen Ärmel und der tiefe Ausschnitt ließen ihre schlanken Arme, den Hals und den Ansatz ihrer Brüste frei. Diese scheinbare Zerbrechlichkeit stand in krassem Gegensatz zu der Wut, die noch immer in ihren grünen Augen glühte.
„Du hast mir gefehlt, Juliet“, sagte er heiser.
Ihr Herz setzte ein zweites Mal aus, bevor es schneller, erregter weiterpochte. Sie würde und durfte nicht zulassen, dass er sie noch einmal verführte.
Allerdings …
Jetzt, da er so dicht vor ihr stand, bemerkte Juliet leichte Veränderungen in seinem Aussehen. Feine Linien zeichneten sich in seinen Augenwinkeln und um den festen Mund herum ab, und sein Gesicht erschien ihr schmaler, härter, nicht mehr jederzeit bereit zu lächeln.
„Geht es dir nicht gut?“ Sie konnte die Besorgnis nicht ganz verbergen.
Er presste kurz die Lippen zusammen. „Abgesehen davon, dass ich nicht schlafen, essen oder lachen kann wie früher, bin ich kerngesund.“
Was für eine seltsame Bemerkung. Sollte sie etwa daraus schließen, sie, Juliet, sei in irgendeiner Weise für seinen mangelnden Schlaf und Appetit verantwortlich?
„Das geht sogar so weit“, fuhr Sebastian trocken fort, „dass ich, da ich nichts anderes mit meiner Zeit anzufangen wusste, die Ställe auf meinem Gut in Berkshire für die Pferdezucht geöffnet habe.“ Er zuckte verlegen mit den Schultern, als Juliet erstaunt die Augenbrauen hob. „Selbst mein ärgster Feind würde zugeben, dass ich mich mit Pferden sehr gut auskenne. Also schien die Pferdezucht die logische Wahl zu sein, meine Zeit und mein Geld nutzbringend zu verwenden.“
„Ich dachte, du wolltest deine Zeit und dein Geld nur für dein Vergnügen nutzen?“
Er runzelte die Stirn. „Wie ich schon sagte, an solchen Dingen habe ich kein Interesse mehr.“ Er konnte keine Frau mehr ansehen, ohne Juliets Gesicht vor seinem inneren Auge zu sehen. Und selbst
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