Historical Mylady Spezial Band 2
durch ausgiebiges Trinken oder am Spieltisch durchzechte Nächte gelang es ihm nicht, sie aus seinen Gedanken zu verdrängen.
„Wirklich?“ Juliet sah nicht sehr überzeugt aus.
Sebastian seufzte. „Willst du mir nicht wenigstens erlauben, dich für die Ereignisse diesen Sommer um Vergebung zu bitten?“
Sofort erstarrte Juliet wieder, ihre Haltung unnahbar. „Wofür solltest du dich entschuldigen?“, fragte sie kühl. „Mein Name wurde reingewaschen, nachdem meine Cousine den Mord an Crestwood gestanden hat und dafür festgenommen worden ist. Lord Bancroft hat in den vergangenen zwei Monaten dafür gesorgt, dass der ton mich mit offenen Armen aufnimmt, wenn ich es möchte.“ Sie hob die Augenbrauen. „Ich sehe nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.“
Keinen Moment ließ Sebastian sich von ihren vernünftigen Worten täuschen – der spröde Tonfall verriet ihm, wie sehr sie noch immer unter dem Verlust ihrer Cousine litt und dass nichts von den Dingen, die sie erwähnt hatte, je ein Ausgleich dafür sein könnte.
Er schüttelte den Kopf. „Es tut mir unendlich leid, dass ich auf meine Weise zu deinem Schmerz beigetragen habe …“
„Du misst deinem Einfluss eindeutig zu viel Bedeutung bei, Sebastian“, sagte sie bissig. „Du warst darauf aus, mich zu verführen, und das ist dir gelungen. Zugegeben, du hattest Hintergedanken dabei …“
„Ich habe es getan, da ich dich vom ersten Moment, als ich dich sah, begehrte. Und das ist zwei Jahre her, als ich meine Schwester Arabella zum Ball der Chessinghams begleitete!“
Juliet sah ihn verblüfft an. „Was?“
Unruhig begann Sebastian auf und ab zu gehen. „Ich bezweifle sehr, dass du mir glauben wirst, und warum solltest du auch? Aber ich wollte dich diesen Sommer wiedersehen und dir vorgestellt werden, weil ich dich begehrte, nichts weiter. Ich ging in aller Unschuld zu Dolly und bat sie, dir eine Einladung zu schicken.“
„ Du hast Dolly gebeten, mich einzuladen?“, wiederholte sie, noch immer ganz verwirrt von seiner Behauptung, er hätte sie schon gesehen und begehrt, als sie noch mit Crestwood verheiratet gewesen war.
Er nickte. „Sie versicherte mir, dass sie dich bereits eingeladen hätte, ohne mir zu verraten, dass sie es auf Geheiß ihres Mannes tat.“ Er schluckte mühsam. „Ich erfuhr erst von Bancrofts Absichten, nachdem wir uns kennengelernt hatten und ich bereits begonnen hatte, zu versuchen, dich für mich zu gewinnen. Wenn ich gewusst hätte …“ Er brach hilflos ab.
„Ja? Wenn du gewusst hättest?“, drängte Juliet ihn leise.
Sebastian runzelte die Stirn. „Ich hätte es nicht zugelassen. Wie die Dinge aber standen, wurde ich vor die Wahl gestellt, entweder meine Werbung um dich fortzusetzen oder tatenlos dabei zuzusehen, wie Grayson es an meiner Stelle täte.“
„Lord Grayson?“, rief Juliet. „Aber ich hatte nicht das geringste Interesse daran, von ihm umworben zu werden …“ Sie brach ab, als ihr auffiel, was sie damit zugab. Schnell wechselte sie das Thema. „Warum sollte ich dir glauben?“
„Warum?“ Einen Moment lang schwieg er. „Weil ich nicht lüge, Juliet. Ich habe dich nie angelogen. Höchstens habe ich dir nicht immer die ganze Wahrheit gesagt“, räumte er ein. „Aber das wird nie wieder geschehen, was es mich auch kosten mag. Frage mich, was du willst, und ich gebe dir mein Wort als St Claire, dass ich die Wahrheit sagen werde.“
„Was ich will?“, fragte sie ungläubig.
Er nickte.
„Nun gut.“ Sie holte tief Luft. „Dann, bei deiner Ehre als St Claire, lügst du mich gerade an?“
Er hielt ihrem Blick stand. „Nein.“
„Schön. Warst du jemals Dolly Bancrofts Liebhaber?“
„Nein.“
„Sebastian …“
„Ich schwöre, das ist die Wahrheit“, beteuerte er. „Sie war lediglich freundlich zu mir, als ich mit siebzehn das erste Mal nach London kam. Mehr nicht.“
„Warum hast du die Vorstellung, Lord Grayson könnte um mich werben, unzumutbar gefunden?“
„Nicht unzumutbar, Juliet, sondern vollkommen unerträglich“, stieß Sebastian heftig hervor. „Und das gilt nicht nur für Grayson. Ich dulde es nicht, dass irgendein Mann es wagt, dir zu nahe zu kommen!“
Sie hob die Augenbrauen. „Auch nicht der Duke of Carlyne?“
„Ganz besonders nicht der Duke of Carlyne“, knurrte er. „Dieser arrogante, aufdringliche Sohn einer …“ Er brach schwer atmend ab.
Juliet musste fast lächeln über sein ungestümes Verhalten. „Ich glaube, du schätzt
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