Historical Platin Band 04
führen konnte, doch Richard bezweifelte nicht, dass er dennoch imstande war, mit dem Schwert zu kämpfen.
„Seid Ihr sicher, Madame, dass diese Verbindung Euch genehm ist?“, fragte Jerome aus der Gewissheit, dass er sich als ihr langgedienter Burgvogt diese Kühnheit erlauben durfte. „Ich bin nicht mehr der Kräftigste, würde mich indes, so Ihr mich das heißt, gern für Euch mit diesem Hünen schlagen.“
Mellisynt warf Monsieur d’Edgemoor einen unbehaglichen Blick zu, wandte sich an den Seneschall und erwiderte, während sie ihm die Hand auf den Arm legte: „Nein, das wünsche ich nicht, Monsieur Jerome. Es besteht kein Anlass zu einem Zweikampf. Ich habe mein Eheversprechen aus freien Stücken abgelegt.“
„Hm“, äußerte Jerome unüberzeugt.
„Ich habe die Wahrheit gesagt“, fuhr Mellisynt ruhig fort. „Mit dieser Verbindung ist mir gut gedient.“
„Nun, zumindest werdet Ihr wohl bald gut bedient werden“, sagte Jerome anzüglich und musterte die kraftstrotzende Gestalt des neuen Seigneur. „Eure überstürzte Entscheidung wird zumindest ein Ergebnis zeitigen.“
Der Seneschall wandte sich ab und mischte sich unter die Geladenen. Richard bemerkte, dass der Burgherrin die Röte in die Wangen stieg, sie flüchtig die Lippen zusammenpresste und die Augen zu Boden richtete.
„Ich danke Euch, Monsieur“, sagte sie verlegen.
„Wofür, Madame?“
„Dafür, dass Ihr keinen Anstoß an Monsieur de Trasignies’ unpassender Bemerkung genommen habt“, antwortete sie steif. „Er ist seit vielen Sommern mein Beschützer und Vertrauter.“
„Weshalb sollte ich ihm gram sein, nur weil er mir deutlich zu verstehen gab, dass er Euch jede Unbill fernhalten will? So er mir den Treueid ablegt, hat er nichts von mir zu befürchten. Ich habe sogar vor, ihm für die Dauer unserer Abwesenheit die Burghut zu übertragen und ihm einen meiner Gefolgsmänner als Hauptmeister unterzuordnen.“
„Der dann, wiewohl Monsieur Jerome das Amt des Burgvogtes bekleidet, gewiss darauf achten wird, dass Eure Anweisungen ausgeführt werden“, erwiderte Mellisynt trocken.
Richard nickte und fand, dass seine Verlobte vielleicht doch nicht so unbedarft war, wie er bislang angenommen hatte. „Ihr habt recht, Madame“, gab er zu. „Ich habe auch nur gesagt, dass ich keinen Groll gegen ihn hege, weil er Euch vor Schaden bewahren will, indes nicht behauptet, volles Vertrauen zu ihm zu haben.“
„Gleichviel, Monsieur, nehmt meinen Dank“, murmelte Mellisynt.
„Ihr müsst Euch nicht bedanken“, entgegnete Richard barsch. Die Müdigkeit hatte ihn einen schärferen Ton denn beabsichtigt anschlagen lassen. „Ich erkenne mit einem Blick, ob jemand ein guter Recke ist oder nicht.“
Jäh sah er ein zorniges Funkeln in ihren Augen aufflackern. Dann trübte sich ihr Blick, und die dunklere Farbe erinnerte ihn an einen Forst bei Anbruch der Abenddämmerung. Unvermittelt war ihrem bleichen Gesicht etwas Ausdrucksvolles verliehen worden, sodass es beinahe hübsch gewirkt hatte. Prüfend schaute Richard sie einen Moment lang an und widmete sich dann dem Priester, der sich zu ihm und Madame de Trémont gesellt hatte.
Rasch entschuldigte sie sich mit dem Vorwand, sich um die Beköstigung der Anwesenden kümmern zu müssen, und mischte sich unter die Leute.
„Auf ein langes Leben, Monsieur d’Edgemoor“, sagte Anselm, hob den Becher und trank einen Schluck Würzwein auf das Wohlergehen des Burgherrn. „Wie ich hörte, seid Ihr gesinnt, Trémont unverzüglich zu verlassen.“
„In der Tat“, bestätigte Richard kühl. Noch schmerzte ihn das linke Knie, weil er es im Bethaus so lange hatte beugen müssen. Zudem mochte er den Pfaffen nicht, der seiner Ansicht nach mehr Gefallen am Wein und der Prasserei fand denn an der Aufgabe, für das Seelenheil seiner Schäfchen zu sorgen.
„So Ihr es noch nicht wisst, Chevalier, hatte der frühere Herr … möge der Allmächtige ihn die Herrlichkeit des Himmels schauen lassen … mich seit Langem mit den Registern der Einkünfte und Ausgaben seiner Domäne betraut. Mit Verlaub, ich bin bereit, Euch denselben Dienst zu leisten.“
„Das ist Aufgabe des Kammermeisters“, entgegnete Richard frostig.
Vertraulich beugte Anselm sich zu ihm und äußerte in gedämpftem Ton: „Messire Frodewin hatte das Vertrauen in Richold de Burnes verloren. Und nicht nur in ihn, sondern auch in Jerome de Trasignies. Letzteren hatte er sogar des Dienstes entheben wollen, da er ihm zu
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