Historical Platin Band 04
machen, damit sie sich erneut vermählen kann.“
„Das mögt Ihr getrost versuchen, Monsieur de Beauchamps. Was wählt Ihr, das Schwert oder die Lanze?“
Mellisynt stockte der Atem, als der Sieur de Beauchamps grinsend die Waffe aus der Scheide zog, hochhielt und sich spöttisch verneigte. Entsetzt schaute sie zu ihrem Verlobten hinüber. Er stand hochaufgerichtet da, und das Sonnenlicht gleißte auf seiner Rüstung. Von einem seiner Männer ließ er sich den Schild reichen. Zu ihrem Erstaunen umspielte ein belustigtes Lächeln seinen Mund. Er erweckte den Eindruck, als bereite er sich auf ein Turnier und nicht auf einen Kampf um Leben oder Tod vor.
Besorgt richtete sie den Blick auf Monsieur de Beauchamps, der mithilfe seines Knappen absaß und sich, ebenfalls amüsiert grinsend, zur Mitte der Wiese begab. Es war ihr unerklärlich, wie die beiden Chevaliers sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung freuen konnten. Sie und ihre Zukunft waren vom Ausgang des Gefechtes betroffen; die Herren benahmen sich indes, als handele es sich nur um ein freundschaftlich ausgetragenes Geplänkel.
Jäh lenkte donnernder Hufschlag sie ab.
Auch Richard hatte den Lärm gehört und sagte abfällig: „Verstärkung, Monsieur? Hab Ihr so wenig Vertrauen in Eure Fähigkeiten, dass Ihr Hilfe benötigt?“
„Die Leute gehören nicht zu mir“, antwortete Roger, furchte die Stirn und hieß seine Männer, sich zum Angriff zu formieren. Die Soldaten knieten sich im Halbkreis vor ihm hin, die Armbrüste im Anschlag, und die anderen stellten sich mit ihren Blankwaffen hinter ihnen auf.
Zu Mellisynts Überraschung vereinten die Söldner ihres Verlobten sich mit ihnen und bildeten eine gemeinsame Abwehr gegen die unerwartete Bedrohung.
„Kommt mit mir, Madame“, forderte Barthélemy sie eindringlich auf. „Begebt Euch zwischen die Packpferde, wo Ihr geschützter seid. Messieurs d’Edgemoor und de Beauchamps haben schon oft Seite an Seite gefochten und werden Euch behüten.“
Sie kam dem Ersuchen nach und war einen Augenblick später von Knechten und Rossen umgeben. Messire Edgemoor und der Sieur de Beauchamps hatten sich auf ihre Pferde helfen lassen und nahmen ihr die Sicht.
Die Geräusche der sich nähernden Kavalkade wurden lauter. Verängstigt krampfte Mellisynt die Hände in den wollenen Schnurmantel und sehnte sich jäh nach der Geborgenheit zurück, die sie in Trémont genossen hatte. Ärgerlich verdrängte sie den Wunsch, da sie seit zehn Sommern der Veste den Rücken hatte kehren wollen und beim ersten Anzeichen von Gefahr keine Furcht zeigen durfte. Tief durchatmend, streckte sie die Finger wieder aus.
Eine kleine Schar Reiter trabte auf die Lichtung, angeführt von einem Mann, auf dessen Waffenrock und Schild die drei goldenen Löwen auf rotem Grund zu sehen waren, die Richard Plantagenet d’Anjou im Wappen führte. Der Vorreiter hielt seinen Rotfuchs an und kündigte Messire Vincent de Bouvron, den Gesandten des Landesherrn, an.
Erleichtert schob Richard das Schwert in die Scheide zurück.
Mellisynt sah Monsieur Roger de Beauchamps es ihm gleichtun.
Vincent brachte den Rappen vor den Chevaliers zum Stehen und sagte laut: „Der König hat verlangt, dass die Feindseligkeiten zwischen seinen Söhnen ein Ende haben. Daher wurden sie von ihm einbestellt, um die Familienstreitigkeiten zu bereinigen. Kuriere wurden in alle Gegenden der Bretagne, Aquitaniens und des Poitou entsandt, um die Einstellung der Kriegshandlungen zu proklamieren.“
Mellisynt gab einen tiefen Seufzer der Erleichterung von sich.
Vincent hielt die Zügel straffer, sah den Sieur de Beauchamps an und fuhr fort: „Der Duc de Bretagne hält sich derzeit in Nantes auf und erteilt Euch den Befehl, Euch umgehend zu ihm zu begeben, damit er, ehe er mit der Abendflut gen England in See sticht, noch Eure Hochzeit bekunden kann. Er befahl mir, Euch das auszurichten, so ich Euch unterwegs begegnen sollte.“
Ein Weilchen schaute Richard nachdenklich den Boten an, richtete den Blick dann auf Monsieur de Beauchamps und sagte: „Nun, dann müssen wir den Zweikampf auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, Sieur.“
„Es soll mir recht sein“, willigte Roger ein. „Als wir unsere Kräfte das letzte Mal in einem Turnier maßen, habt Ihr mich aus dem Sattel gehoben. Die familiären Streitigkeiten der Plantagenets belasten einen jeden von uns. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, dass Ihr und ich eines Tages aneinandergeraten würden, da wir
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