Historical Platin Band 04
bestimmend und unzugänglich, konnte sich indes auch leutselig geben.
„Nun, wenn Madame de Trémont sich nicht passabel im Seitsitz halten kann, wird sie sich tunlichst an das Reiten gewöhnen müssen“, äußerte Geoffroir anzüglich.
Wüstes Gelächter folgte dieser doppeldeutigen Bemerkung.
„Ich befürchte, Seigneur, meine zukünftige Gemahlin wird sich weigern, sich mit mir im selben Raum aufzuhalten, wenn ich nicht umgehend das Dampfbad aufsuche, ganz zu schweigen davon, das eheliche Lager mit mir zu teilen. Ihr hattet mich zu Euch bestellt. Mit Verlaub, was ist Euer Begehr?“
„Kommt, setzt Euch zu mir“, forderte Geoffroir den Chevalier auf, ging durch den langen, fast kahlen Raum zum Kamin und nahm auf einem gepolsterten Scherenstuhl Platz. Er wartete, bis der Sire d’Edgemoor sich ihm gegenüber in einem anderen Fauteuil niedergelassen hatte, und erkundigte sich dann beiläufig: „Berichtet mir, Monsieur, ob Ihr Madame de Trémont erträglich findet. Ich bin ihr nur einmal begegnet, und damals war sie noch eine Maid. Es dauerte mich, sie Monsieur de Trémont geben zu müssen, diesem alten Lüstling, doch er hatte, wie Ihr Euch denken könnt, mir ein gutes Handgeld für sie gezahlt. Wie gefällt sie Euch?“
„Sie ist passabel“, antwortete Richard achselzuckend. „Indes wäre es nun spät, Bedenken zu bekommen, da Ihr sie mir aufgenötigt habt.“
„Ihr seid undankbar, Monsieur Richard“, erwiderte Geoffroir auflachend. „Die meisten Kavaliere wären gewiss gern an Eurer Stelle. Zudem weiß ich, dass Ihr Euch jetzt noch gegen meinen Beschluss sträuben würdet, wäret Ihr nicht von Madame de Trémont angetan.“
„Fast wäre sie mir unterwegs geraubt worden“, brummte Richard mürrisch und berichtete dem Herzog von der Falle, die Monsieur de Beauchamps ihm gestellt hatte.
„Oh, ich wäre gern dabei gewesen, wenn Ihr Euch mit ihm im Zweikampf gemessen hättet!“, äußerte Geoffroir belustigt.
„Die Situation hätte Euch fürwahr weniger amüsiert, Seigneur, wären Madame de Trémont und ihr Wittum an Euren Herrn Bruder gefallen“, erwiderte Richard trocken.
„Noch habt Ihr, außer gegen mich, kein Kampfspiel verloren, Sieur“, entgegnete Geoffroir und zuckte mit den Schultern. „Daher bin ich überzeugt, dass Ihr Monsieur de Beauchamps besiegt und somit Madames ferneres Los bestimmt hättet. Wie kommt es, dass ich sie nun nicht in Eurer Begleitung sehe?“
„Ich hielt es für angebracht, sie in meinem Haus zurückzulassen, da Eure Gemahlin sich mit ihren Damen nicht bei Euch befindet und Ihr zur Nachtzeit in See stechen wollt.“
„Ihr wollt Euch lediglich einem wüsten Gelage und den Riten der Hochzeitsnacht entziehen“, hielt Geoffroir gutmütig dem Sire vor. „Ihr seid Euch zu gut gewahr, dass die Herren hier Euch trunken machen und so Eurer Gemahlin einen Abscheu vor Euch einflößen würden.“
„Ihr habt recht, Monseigneur“, bestätigte Richard leichthin. „Mir ist der letzte Umtrunk noch zu gut in Erinnerung, bei dem Eure Gattin anwesend war. Ihr entsinnt Euch sicherlich, dass wir Euch in vollkommen bezechtem Zustand in Eure Kammer tragen mussten.“
„In der Tat, ich erinnere mich noch sehr lebhaft daran“, gab Geoffroir schmunzelnd zu. „Madame Constance hat ein Temperament, das sich nur mit dem eines gereizten Beizvogels vergleichen lässt.“
„So Ihr gestattet, Seigneur, wüsste ich gern mehr über die Bedingungen des Waffenstillstandes, den Ihr mit Eurem königlichen Bruder Richard geschlossen habt. Seid Ihr willens, die von Euch eroberten Vesten an ihn zu übergeben, oder wünscht Ihr, dass ich sie für Euch halte, bis Friede geschlossen wird?“
„Derweil Ihr Eure Braut aus Trémont abgeholt habt, ließ ich Richard die Kunde zukommen, dass ich ihm wieder die Oberhoheit über die Burgen zugestehe“, antwortete Geoffroir ruhig und lächelte süffisant. „Selbstverständlich gegen eine entsprechende Auslöse, die ein beträchtliches Loch in die Steuern reißen wird, welche er zur Finanzierung seines Kreuzzuges erheben lässt. Hinfort wird er es sich gut überlegen, ehe er noch einmal kriegerische Raubzüge in meinem Hoheitsgebiet unternimmt.“
„Ich bin sicher, er wird sich nicht abschrecken lassen, Monseigneur, solltet Ihr ihm erneut, wie ich es Euch zutraue, sein Land streitig machen.“ Richard war sehr gut mit den Zwistigkeiten im Hause Anjou-Plantagenet vertraut, da er im Alter von sieben Lenzen als Page in den Haushalt des
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