Historical Platin Band 04
unterschiedlichen Lagern angehören, Ihr als Vasall des Herzogs der Bretagne und ich als Verbündeter des Prinzen Richard.“
„Ich bin froh, dass die Feindseligkeiten zumindest vorläufig beendet sind“, erwiderte Richard ernst. „Gott mit Euch, Monsieur de Beauchamps.“
Grüßend hob Roger die Hand, trat dem Wallach in die Flanken und ritt zu Madame de Trémont. Vor ihr angekommen, hielt er ihn an, verneigte sich und äußerte bedauernd: „Es bekümmert mich, Madame, dass ich nicht rechtzeitig zur Stelle war, um Euch davon abzuhalten, Euch an einen so ungeschlachten, übellaunigen Kämpen wie den Sieur d’Edgemoor zu binden. Vielleicht habe ich Gelegenheit, Euch bei Hofe zu begegnen, sodass ich Euch über Euer Los hinwegtrösten kann.“
Angesichts seines unverhohlen lüsternen Blicks verschlug es Mellisynt die Sprache. Jetzt konnte sie sich erklären, warum der Sieur d’Edgemoor geäußert hatte, der Chevalier könne sich nie beizeiten von einem Frauenzimmer trennen. Das anzügliche Lächeln und der verführerische Ausdruck in den Augen Monsieur de Beauchamps waren ganz dazu angetan, jedem Weib den Kopf zu verdrehen. Mellisynt brauchte einen Moment, um das Befremden zu überwinden, und erwiderte dann kühl: „Ich wünsche Euch eine gefahrlose Reise, Sire.“
Er verneigte sich noch einmal, gab dem Ross die Sporen und preschte mit seiner Gefolgschaft davon.
Mellisynt hatte nicht erwartet, dass der erste Tag, an dem sie sich außerhalb Trémonts wehrhafter Mauern befand, sich derart aufregend gestalten würde. Verwirrt lehnte sie sich an das neben ihr stehende Pferd und bemühte sich um Fassung.
Die Reisigen kehrten zu ihren Pferden zurück, und die Rossknechte überprüften die Schirrungen. Unwirsch die Stirn furchend, begab Richard sich zu seiner Verlobten.
Wieder stand eine steile Falte zwischen seinen Brauen, sodass Mellisynt den Eindruck gewann, es gefalle ihm, stets eine grimmige Miene aufzusetzen. Unwillkürlich überlegte sie, welche Wirkung er erzielen würde, falls er lächelte.
Er nahm sie beim Arm, führte sie von den Pferden fort und erkundigte sich harsch: „Habt Ihr davon gewusst, Madame?“
„Wovon?“, fragte sie verständnislos.
„Von dem Hinterhalt, den Monsieur de Beauchamps uns gestellt hat“, antwortete Richard ungehalten. „Das war ein abgekartetes Spiel, Madame. Er wusste, dass er Euch nicht aus der Veste holen konnte, nachdem ich mich dort aufgehalten und Euren Burgwächtern Verstärkung durch meine Söldner gegeben habe. Folglich lag es nahe, dass er versuchen würde, sich Eurer während unserer Reise zu bemächtigen.“
„Wie kommt Ihr auf den Einfall, Sire, ich könne mit ihm gemeinsame Sache gemacht haben?“, fragte Mellisynt erschüttert.
„Ihr legtet zu großen Wert darauf, Euch allein ins Gehölz zu entfernen, Madame! Habt Ihr gewusst, dass der Sieur de Beauchamps dort Eurer harren würde?“
„Ich sage Euch ein für alle Mal, Messire Edgemoor, dass die Falle, in die wir geraten sind, sich meiner Kenntnis entzog!“, antwortete sie erbost. „Ich habe Euch das Eheversprechen geleistet und stehe zu meinem Gelöbnis.“
Schweigend schaute Richard sie prüfend an.
„Gilt Euch das Wort einer Frau so gering, Monsieur, dass Ihr mir nicht zu glauben vermögt?“, fuhr sie erzürnt fort.
„Ich halte es für klüger, Madame, mich nicht auf die Zusicherungen eines Weibes zu verlassen“, äußerte Richard kalt.
„Ich bin nicht irgendein Weib!“, brauste sie auf. „Das solltet Ihr Euch stets vor Augen halten, so Ihr weiterhin den Wunsch habt, Sieur, Euch mit mir zu vermählen.“
Verdutzt sah er Madame de Trémont an und sagte nach einem Moment in drohendem Ton: „Selbstverständlich werdet Ihr meine Gattin! Ihr habt Euch mir versprochen, und was mein ist, bewahre ich mir. Das ist mein Wahlspruch, und ich stelle Euch anheim, sich dessen gut zu erinnern. Ihr habt eine äußerst freimütige Art, Madame“, setzte er befremdet hinzu. „Ich bin sicher, Euer Gemahl hatte oft Anlass, Euch zu züchtigen.“
„Er hat sich nie an mir vergriffen!“, erwiderte sie frostig. War sie seiner Meinung nach unbotmäßig gewesen, hatte er ihr befohlen, sich nur im Frauengemach aufzuhalten, und ihr lediglich gestattet, zum Gebet in die Kapelle zu gehen. Doch das musste der überhebliche Sieur d’Edgemoor nicht wissen.
„Und nun kommt!“, forderte er sie barsch auf, kehrte mit ihr zu den Rossen zurück und wies den Knappen an, ihr auf den Zelter zu helfen. Er wartete,
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