Historical Platin Band 04
entzünden“, sagte er. „Und auf die Blasen werde ich eine Salbe streichen.“
„Nein!“, sträubte sich Mellisynt, rückte von ihm ab und zerrte die Decke bis unter das Kinn.
„Sei nicht töricht“, entgegnete er kopfschüttelnd. „Das warst du ohnehin schon, weil du mir deinen Zustand verschwiegen hast.“ Er stellte die Schüssel und den Krug neben dem Bett ab, hörte den Pagen vor dem Gemach rufen und ging wieder zur Tür. Er öffnete sie, nahm den kleinen Kugeltopf entgegen und schlug sie dem neugierig an ihm vorbeilugenden Jungen vor der Nase zu. Erneut zum Lager zurückgekehrt, sagte er streng: „Lass die Decke los.“
Sie zögerte und schaute ihn unsicher an.
„Sei unbesorgt“, fuhr er ungeduldig fort. „Ich habe schon viele Verletzte nach einem Kampf versorgt.“
Widerstrebend gehorchte sie und wandte vor Verlegenheit den Kopf ab.
Richard stellte den Napf ab, goss Wasser in die Schüssel und feuchtete das Linnen an. Sorgfältig wusch er die wunden Stellen der Gattin, trocknete sie ab und nahm das runde Gefäß hoch.
Unvermittelt drang Mellisynt ein unangenehmer Geruch in die Nase. Sie wich vor dem Gemahl zurück und sagte angewidert: „Du hast doch hoffentlich nicht vor, diese scheußlich riechende Salbe zu verwenden!“
„O doch!“, erwiderte er gelassen. „Das ist die beste Arznei, wenn ein Ross vom Sattel wund gescheuert wurde. Sie besteht aus dem Sud von Melisse, Kamille, Frauenmantel, Spitzwegerich und ausgelassenem Fett. Was bei Pferden hilft, wird auch dir guttun.“
„Sprich mir nicht von Pferden!“, ereiferte sich Mellisynt. „Ich danke dir für deine Fürsorge, will mir jedoch von dir dieses stinkende Fett nicht auftragen lassen.“
„Der nicht sehr liebliche Geruch ist die Strafe dafür, dass du mir nicht bereits während der Reise gesagt hast, wie es um dich stand“, äußerte Richard und grinste süffisant. „So, und nun dreh dich auf den Bauch und spreize die Beine.“
Mellisynt sah Entschlossenheit in den Augen des Gatten und gab sich widerwillig geschlagen. Seufzend wandte sie sich um und ließ ihn gewähren. Kaum hatte er ihr ein wenig von der Salbe aufgestrichen, klang das Brennen an den wunden Stellen etwas ab.
Er rieb sie sacht, aber gründlich ein, reinigte sich dann die Hände in der Waschschüssel und holte weitere Tücher aus dem Kasten, die er ihr behutsam um die Oberschenkel wickelte. „Mehr kann ich nicht für dich tun“, sagte er achselzuckend. „Indes frage ich mich, wie du in die Basilika und zurückgelangt bist. Es muss dir bei jedem Schritt schrecklich wehgetan haben.“
„Wie wahr!“, äußerte Mellisynt seufzend. „Ich habe Qualen ausgestanden und mich mit dem Gedanken zu beschwichtigen versucht, das sei die Strafe Gottes für meinen unheiligen Wunsch, Trémont so schnell wie möglich den Rücken kehren zu können. Um ehrlich zu sein, hätte ich noch größere Pein erduldet, um endlich die Veste hinter mir zu wissen.“
Nachdenklich streckte Richard sich wieder neben der Gemahlin aus, verschränkte die Hände unter dem Kopf und lauschte ein Weilchen dem Knacken des in der Esse verbrennenden Holzes. „Ich habe begriffen, warum du eine solche Abneigung gegen Monsieur Frodewin hattest. Was mich betrifft, hättest du mich jedoch zurückweisen und dich in ein Stift begeben können. Aus welchem Grund hast du dich mit mir vermählt?“
Sie schaute den Gatten an und antwortete freimütig: „Genau das war die Wahl, vor der ich stand. Entweder nahm ich dich zum Gatten, oder ich hätte den Rest meines Lebens in einem Kloster verbringen müssen. Doch da ich so viele Jahre in Trémont verbracht hatte, war ich es leid, wieder hinter wehrhaften Mauern eingeschlossen zu sein.“
„Nun, dir hätte noch eine andere Möglichkeit offengestanden“, gab Richard ihr zu bedenken. „Du hättest mir das Tor der Veste nicht öffnen müssen und Seiner königlichen Hoheit, dem Prinzen Richard, den Lehnseid ablegen können. Ich bin sicher, er hätte deinem Ersuchen mit Freuden stattgegeben.“
„Ich habe mit diesem Gedanken geliebäugelt“, gestand Mellisynt und stützte sich auf.
Richard war überrascht und sagte sich, es sei eine gute Verkettung der Umstände gewesen, dass er sich rechtzeitig auf Trémont eingefunden hatte. Wäre er nur einen Tag später aufgebrochen, hätte er bei der Ankunft sicherlich auf dem Wehrturm Monsieur Roger de Beauchamps’ Banner flattern gesehen.
„Da ich jedoch nicht abschätzen konnte, wem der Prinz mich
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