Historical Platin Band 04
Priester das Zeichen, mit der Zeremonie zu beginnen.
Die kirchlichen Formalitäten nahmen weniger Zeit in Anspruch denn die Segnung des Verlöbnisses durch Pater Anselm. Anschließend leisteten Richard und seine Gattin dem Lehnsherrn den Treueid. Nachdem die Vermählung im Kirchenregister von Richard, seiner Gemahlin, dem Herzog und dem Comte Aymar de Limoges bezeugt worden war und das herzogliche Gefolge die Basilika verlassen hatte, begab Richard sich mit der Gattin und seinen Bediensteten in sein Haus.
Man versammelte sich in der Halle, und nach dem ersten Weingenuss wurden Trinksprüche auf das frischvermählte Paar ausgebracht, die Mellisynt die Röte der Verlegenheit in die Wangen trieben.
Nur der erhöht stehende Tisch des Hausherrn war mit weißem Linnen gedeckt. Die Mägde reichten den Gästen Schalen mit angewärmtem, wohlriechendem Wasser, damit diese sich die Hände reinigen konnten. Pagen hielten den Geladenen Tücher zum Abtrocknen hin.
Dann geleitete der Gatte Mellisynt feierlich zur Tafel; Knechte brachten die Essbretter mit frischem Brot, und sodann sprach er das Tischgebet. Man nahm auf den Bänken Platz, und das Gesinde trug die Suppe auf.
Mellisynt nahm ihren Napf, setzte ihn an die Lippen und schlürfte die mit Eier und Teig verrührte Brühe. Sobald alle Anwesenden sich an der Stippe gütlich getan hatten, beaufsichtigte der Mundschenk das Servieren der Platten mit gebratenem Wild und Geflügel, gesottenen Fischen und gebackenem Obst. Der Vorschneider zerteilte das Fleisch und ließ es auf geröstetem Brot darreichen, derweil die Tranchierer die Schleien, Hechte und Schollen mundgerecht machten.
Immer neue Gerichte wurden aufgetragen, und der Wein floss in Strömen. Da die Chevaliers erst vor Kurzem von den Schlachtfeldern zurückgekehrt waren, redeten sie voller Begeisterung über die erfolgreich eroberten Vesten und die von jedem einzelnen gemachte Beute. Eifrig beteiligte der Gatte sich an den Schilderungen der Raubzüge und schien Mellisynt vergessen zu haben.
Schweigend stärkte sie sich und lauschte den Erzählungen über gewonnene oder verlorene Gefechte. Nie zuvor hatte sie von solchen im Kampf begangenen Grausamkeiten gehört. Ihr erster Gatte hatte sich stets durch ein hohes Lösegeld von seinen Belagerern freigekauft. Sie hörte den grauslichen Schilderungen von Erstürmungen, Gemetzeln und Plünderungen zu, die kein Ende zu nehmen schienen, stützte schließlich müde die Ellbogen auf die aufgebockte Tischplatte und den Kopf auf die gefalteten Hände.
„Kommt zu Bett, Madame“, wandte Richard sich an sie. „Sonst schlaft Ihr noch an der Tafel ein.“ Fest ergriff er die Gattin am Arm, zog sie von der Bank und geleitete sie unter anzüglichen Zurufen der Chevaliers, derben Trinksprüchen und Gelächter hinaus.
Mellisynt kamen alle Vorwürfe in den Sinn, die der verblichene Gatte ihr gemacht hatte, alle Ermahnungen und Belehrungen des Kapellans über die ehelichen Pflichten. Ihr war sehr unbehaglich zumute, während sie sich mit Messire Richard durch einen dämmrigen Gang zum Schlafgemach begab. Beklommen hielt sie sich vor, er sei anders denn Monsieur Frodewin und dass sie gewiss imstande sein würde, das Beilager zu ertragen. Sie hoffte, es auch dann hinnehmen zu können, so es sich als ebenso abstoßend herausstellen sollte wie beim verstorbenen Gatten.
Richard machte die Tür der Ehekammer auf, ließ der Gemahlin den Vortritt und schloss die Hurt. „Möchtest du einen Becher Wein?“, erkundigte er sich leichthin.
„Ja, gern“, antwortete sie leise und spürte sich ob ihrer Schüchternheit erröten. Sie schluckte und setzte lauter hinzu: „Es wäre mir lieb.“
Richard ging zur Truhe, schenkte aus der Silberkanne Muskateller in zwei Becher und reichte einen der Gattin. „Du hast keinen Anlass, Angst vor mir zu haben, Mellisynt“, sagte er beruhigend. „Ich weiß, dass ich kräftig bin, doch ich versichere dir, rücksichtsvoll zu sein, so du dich mir willig hingibst.“
Unwillkürlich versteifte sie sich. Sie war erst wenige Stunden vermählt, und schon setzte er sie unter Druck. Sie trank einen großen Schluck Wein, stellte den Becher auf der Truhe ab und äußerte so gelassen wie möglich: „Ich werde dir beiwohnen, wie es sich geziemt.“
„Möchtest du, dass ich dir Mägde rufe, die dir behilflich sind, dich vorzubereiten? Ich nehme an, du möchtest eine Weile allein sein, um dich herrichten zu lassen.“
Erstaunt schaute Mellisynt den Gatten an und
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