Historical Platin Band 04
die Minne.“
„Das nimmt mich nicht wunder, da Ihr mit diesem raubeinigen Bastard vermählt seid“, sagte Bernart abfällig.
Gelächter folgte seinen Worten, und unwirsch krauste Constance die Stirn.
Empört straffte sich Mellisynt, schaute erbost den Sänger an und hielt sich vor, sie dürfe nicht hinnehmen, dass der Gatte geschmäht wurde. „Und mich verwundert es nicht, Monsieur de Ventadon“, entgegnete sie scharf, „dass Ihr nicht überrascht seid. Wiewohl ich meinen Gemahl noch nicht sehr gut kenne, bin ich sicher, dass er die Leichtfertigkeit und Zügellosigkeit, die Ihr in Euren Versen propagiert, nicht billigt. Er hält Anstand, Tugend und Treue in Ehren und verabscheut einen schmählichen Lebenswandel!“
Jäh verstummte das Gerede der Höflinge. Unausgesprochen hing das Wort „Ehebruch“ in der Luft.
„Oh, Madame, Ihr solltet meine Weise nicht überbewerten“, sagte Bernart achselzuckend. „Die Reime sind nicht einmal sehr gut.“
„Wie wahr, Monsieur de Ventadon“, rief Roger ihm zu, löste sich aus der Schar der ihn umstehenden Höflinge und näherte sich ihm. Galant verbeugte er sich vor Madame d’Edgemoor, stellte sich vor und fügte hinzu: „Wir sind uns bereits begegnet, Madame. Ihr entsinnt Euch gewiss. Es geschah auf Eurem Weg hierher.“
„Ich erinnere mich“, äußerte sie trocken.
„Euer Gatte und ich haben oft Seite an Seite gekämpft, bevor wir in der letzten Zeit die Interessen unterschiedlicher Parteien vertraten. Würdet Ihr, Fürstin, mir erlauben, Madame Eurer Gesellschaft zu entziehen, damit ich ein wenig mit ihr plaudern kann?“
„Ihr habt meine Einwilligung“, antwortete Constance huldvoll.
Mellisynt lächelte flüchtig. Die verächtliche Bemerkung des Troubadours hatte sie zutiefst verärgert, doch die Höflichkeit des Sieur de Beauchamps ließ ihren Zorn verrauchen.
Er reichte ihr die Hand, half ihr auf und schlenderte mit ihr zu einem Fenster. „Ihr habt wohl daran getan, Madame, Messire Bernart in die Schranken zu weisen“, sagte er anerkennend. „Ich finde, er bildet sich entschieden zu viel auf seine poetischen Fähigkeiten ein. Andererseits rate ich Euch, vor ihm auf der Hut zu sein. Hier gibt er sich als friedfertiger Chevalier, ist jedoch in Wahrheit ein kampferprobter Haudegen. Vor allem hegt er seit Langem eine Abneigung gegen Euren Gemahl, weil dieser ihn vor einigen Sommern bei einem Turnier aus dem Sattel gehoben hat. Das hat seinen Stolz aufs Empfindlichste verletzt.“
Verdutzt schaute Mellisynt den Seigneur an und entgegnete: „Nehmt es mir nicht übel, Sieur, doch es fällt mir schwer, jemandes Rat zu beherzigen, der sich erst vor wenigen Tagen mit meinem Gatten schlagen wollte.“
„Damals war er das noch nicht“, stellte Roger lächelnd fest. „Wäre ich eher denn er bei Euch eingetroffen, hätte er Euch sicher nicht heiraten können.“
„Es nimmt mich wunder, Euch hier zu sehen“, sagte sie leichthin. „Wie kommt es, dass Ihr am Hofe Eures erklärten Gegners seid?“
„Monsieur le Duc war das nur bis zum Ende der verflossenen Woche“, antwortete Roger gleichmütig. „Nun ist er wieder mein Souverain.“ Er lehnte sich an die Wand, schmunzelte über Madame d’Edgemoors verblüffte Miene und fuhr erklärend fort: „Wie viele Baronsgeschlechter haben auch meine Ahnen überall in Frankreich und in England Besitzungen an sich gebracht, sei es mit Gewalt oder durch Belehnungen. Ich verfüge über Burgen, mit denen Prinz Richard mich im Herzogtum Aquitanien sowie in der Grafschaft Poitou bestallt hat, des Weiteren über mein vom Herzog hier in der Bretagne bestätigtes Erblehen sowie andere Ländereien. Meine Anwesenheit begründet sich dadurch, dass ich der Fürstin in Abwesenheit ihres Gemahls den Treueid erneuert habe.“
„Hat sie ihn entgegengenommen?“, wunderte sich Mellisynt.
„Ja“, antwortete Roger schlicht. „Immerhin habe ich bislang meine Abgaben stets regelmäßig entrichtet und ihm nie die Gefolgschaft versagt. Stets habe ich ihm die meinem Stand entsprechende Zahl bewaffneter Reiter und Rosse, Bogenschützen und Pagen zur Verfügung gestellt. Daher befand ich mich oft im Getümmel an der Seite Eures Gatten.“
Mellisynt war nicht überrascht zu hören, wie schnell jemand die Partei wechseln konnte. Sie hingegen sah sich außerstande, ihren Mantel leichten Herzens nach dem Wind zu hängen. Daher gelang es ihr auch nicht, den lang gehegten Groll gegen den Duc de Bretagne, Monsieur Geoffroir
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