Historical Platin Band 04
sich zu setzen, trug ihm die Salbe auf und schlang ihm die Bandage um den Oberkörper.
Er erhob sich, kleidete sich mithilfe des Wappners an und öffnete dann die Bourse. Er entnahm ihr einen kleinen Lederbeutel, hielt ihn der Gattin hin und verkündete: „Das ist Euer, Madame.“
Erstaunt schaute sie ihn an.
„Es ist Eure Morgengabe“, erklärte er. „Bisher gebrach es mir an der Zeit, etwas Geeigneteres für Euch zu besorgen.“
Zögernd ergriff sie das Ledersäckchen, machte es auf und ließ sich den Inhalt auf die Hand fallen. Es verschlug ihr die Sprache, als sie die güldene Scheibenfibel erblickte. Der herrliche Schmuck hatte in der Mitte ein verziertes Medaillon mit einem Aquamarin in Zackenfassung. Hingerissen strich Mellisynt über die Kostbarkeit und flüsterte ergriffen: „Ein so edelreiches Angebinde wurde mir noch nie gemacht, Seigneur.“
„Die Demoiselle de Brissac hat es mir nur widerstrebend überlassen“, gab Richard achselzuckend zu. „Ich war indes der Ansicht, es könne Euch gefallen.“
Mellisynt war verärgert, bemühte sich jedoch, das nicht zu erkennen zu geben. Sie senkte die Lider und krampfte die Finger um die Brosche, die ihr unversehens nichts mehr wert war.
„Nehmt Ihr Anstoß an meiner Gabe, Madame, weil es sich um ein Beutestück handelt?“, fragte Richard ernst und bedauerte, dass er ihr im Moment nur ein ihm zugefallenes Kleinod hatte geben können. „Es wäre falsch, Euch zu grämen. Der Sire de Brissac wusste, worauf er sich einließ, als er dem Herzog die Gefolgschaft verweigerte. Er kann von Glück reden, dass er nur seiner Besitztümer verlustig ging, den Kopf jedoch noch auf dem Hals trägt.“ Da die Gemahlin schwieg, fuhr er nach kurzer Pause streng fort: „Verachtet nicht, was ich Euch geschenkt habe, nur weil es erbeutet wurde. Einem Sieger steht es zu, sich zu bereichern.“
„Ihr tretet stets für die Belange des Herzogs ein, nicht wahr?“, fragte Mellisynt abfällig.
„Ja“, antwortete Richard hart. „Und ich bestehe darauf, dass Ihr Euch mit der nach einem Feldzug erworbenen Zierde schmückt, die ich Euch überlasse.“
Abweisend starrte Mellisynt ihn an.
Ihre ablehnende Haltung ergrimmte ihn, und erzürnt sagte er: „Ihr entschuldigt mich nun, Madame. Ich habe Ihrer fürstlichen Gnaden Rapport zu erstatten. Wir sehen uns beim Mahl.“
Im Gefolge der Herzogin betrat Richard den Rittersaal und hielt Ausschau nach der Gattin, die zu seinem Befremden nicht, wie es sich für sie geziemt hätte, auf ihn gewartet hatte, um sich mit ihm zum Mahl zu begeben. Es dauerte ihn, dass er in der Badestube so grob zu ihr gewesen war und nicht versucht hatte, den Grund herauszufinden, warum sie offenbar einen Groll gegen Seine Hoheit hegte. Ihre Respektlosigkeit gegen den Landesherrn, deren sie sich vor der Trauung erdreistet hatte, war Richards Ansicht nach nur auf ihre Aufregung und Ermüdung zurückzuführen gewesen, doch nach ihrem Verhalten im Badehaus waren ihm Bedenken gekommen. Möglicherweise lehnte sie sich innerlich gegen Geoffroir d’Anjou auf, weil er sie Richard zur Gattin bestimmt hatte. Andererseits konnte die Feindseligkeit dazu führen, dass sie, so die Gelegenheit sich ihr bot, dem Herzog und somit auch Richard in den Rücken fiel, eine Vorstellung, die erschütternd war.
Er sah die Gemahlin mit einer ihm unbekannten älteren Dame plaudern und ging auf sie zu, verhielt nach einem Augenblick jedoch den Schritt. Sie trug eine grüne Tunika und eine Cotte aus milchweißer Seide, allerdings nicht die Fibel, die er ihr überreicht hatte. Es versetzte ihn in Wut, dass sie gewagt hatte, seine Gabe zu schmähen.
„Seid gegrüßt, Messire d’Edgemoor.“
Nach den zwei Tagen, die es gedauert hatte, die Demoiselle de Brissac nach Nantes zu bringen, waren ihre Stimme und die von ihr verwendete Rosmarinessenz ihm vertraut. Er drehte sich um und erwiderte: „Gott mit Euch, Demoiselle. Seid Ihr mit Eurer Unterkunft zufrieden?“
„Nicht sonderlich“, antwortete sie auflachend. „Drei junge Mädchen aus dem Hofstaat der Fürstin sind noch in der Kammer untergebracht. Es wäre mir lieber gewesen, nicht mit so jungen Dingern nächtigen zu müssen, sondern mit gestandeneren Frauen, damit ich über alles gut informiert bin, was hier vorgeht.“
„Ihr seid gewiss nicht auf das Gerede der Höflinge angewiesen, Demoiselle“, entgegnete Richard lächelnd. „Ein Blick genügt, und alle Herren liegen Euch zu Füßen.“
Amüsiert schaute Isabeau
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