Historical Platin Band 04
ist.“
Richard ließ sich von Barthélemy de Malville vom Ross helfen und erwies der Fürstin die Ehre.
Huldvoll von ihr aufgefordert, sich zu erheben, richtete er sich auf, nickte der Gemahlin zu und drehte sich zu einem Wagen um.
Die Worte, die Mellisynt sich zu seiner Begrüßung zurechtgelegt hatte, kamen ihr nicht mehr über die Lippen. Mit dem Rücken zu ihr harrte er aus, bis Pagen einer in einen Mantel gehüllten Dame beim Absteigen geholfen hatten. Dann ergriff er sie bei der Hand, wandte sich um und geleitete sie zur Landesherrin. Die Frau schlug die Kapuze zurück und beugte das Knie.
Ein Raunen ging durch die Schar der Zuschauer. Mellisynt hielt den Atem an. Vor der Herzogin kniete das schönste Weib, das sie je erblickt hatte.
„Wer seid Ihr?“, fragte Constance kühl.
„Isabeau de Brissac, Eure Hoheit. Ich gebe mich in Eure Obhut, damit Ihr wisst, dass mein Vater den Treueid nicht mehr brechen wird.“
Auch wenn sie den Kopf gesenkt hielt, hatte ihr Ton keineswegs unterwürfig geklungen. Sie hatte wundervoll im Sonnenlicht schimmerndes schwarzes Haar, eindrucksvolle grünblaue Augen und einen hellen, reinen Teint. Ihre Wangen waren leicht von der Kälte gerötet.
„Erhebt Euch!“, befahl Constance frostig. „Euer Vater hat gut daran getan, Euch in die Gewalt meines Gemahls zu geben. Vielleicht gelingt es Euch, den Grandseigneur mit ihm zu versöhnen. Sobald er aus England heimgekehrt ist, wird er über Euer Los und das Eurer Anverwandten befinden.“ Constance richtete die Augen auf den Statthalter und sagte freundlich: „Findet Euch bei mir ein, Sieur, sobald Ihr die Anstrengungen des langen Ritts abgestreift habt. Heute Abend werden wir den Sieg mit einem üppigen Mahl feiern.“
„Ich danke Euch, Madame, auch im Namen aller Hauptleute“, erwiderte Richard, verneigte sich und erteilte den Söldnern die Order, sich ins Zeughaus zu begeben.
Dann schaute er Mellisynt an, und sie hatte den Eindruck, ihre Anwesenheit überrasche ihn. „Ich heiße Euch willkommen, Sire“, murmelte sie steif.
Er verbeugte sich, hob ihre Hand zum Kuss an die Lippen und erwiderte: „Ich danke Euch, Madame.“
Sie schloss sich ihm an und hielt sich vor, es sei dumm von ihr gewesen, überschwängliche Wiedersehensfreude von ihm zu erwarten. Er war sichtlich erschöpft, und zudem konnte sie froh sein, dass er keine Verletzungen erlitten hatte. Dennoch war sie pikiert und konnte die Verstimmung nicht unterdrücken.
„Wartet hier“, wies er sie vor dem Eingang zur Rüstkammer an. „Weiber haben im Zeughaus nichts verloren. Sobald ich mich der Rüstung entledigt habe, werde ich ein Bad
nehmen.“
Schweigend schaute sie ihm hinterher, als er durch die Pforte trat, und harrte ungeduldig aus, bis er nach geraumer Zeit in einer einfachen Cotte und seinem Schultermantel zurückkam. Gemeinsam mit ihm und seinem Knappen begab sie sich in die an das Backhaus angebaute Badestube. Er entledigte sich seiner Sachen, stieg in den mit dampfendem Wasser gefüllten Zuber und streckte sich genüsslich aus.
Als der Knappe die Bürste ergriff, gebot Mellisynt ihm Einhalt, nahm sie ihm ab und sagte: „Das werde ich tun, Monsieur Barthélemy.“
Richard setzte sich auf, damit sie ihm den Rücken schrubben konnte.
Sie stellte sich hinter ihn, starrte ihn erschrocken an und sagte bestürzt: „ Mon Dieu ! Ihr habt eine sich bereits blau verfärbende Prellung unter dem Schulterblatt!“
„Ja, ein faustgroßer Stein hat mich dort getroffen“, gab Richard zu. „Ich habe den Schaden an der Rüstung schon bemerkt. Es wird nicht einfach sein, die Delle auszubeulen.“
„Es wird gewiss etliche Tage dauern, bis die Prellung sich gegeben hat“, meinte Mellisynt. „Das Beste ist, nach dem Bad einen Umschlag zu machen.“ Sie schaute den Knappen an und gab ihm den Auftrag, aus dem Gemach eine Salbe aus Melisse, Kalmus und Kümmel sowie sauberes Linnen zum Verbinden und frische Gewänder zum Anziehen zu holen.
Er verbeugte sich und verließ die Badestube.
Mellisynt legte die Bürste beiseite, nahm ein Tuch und tränkte es mit dem Absud von Seifenkraut. Dann wusch sie dem Gatten Hals und Rücken und goss schließlich Quendelöl ins Wasser.
Wohlig streckte Richard sich aus und ließ die Hitze einwirken.
Barthélemy kehrte mit den gewünschten Dingen zurück, legte sie auf einen Schemel und nahm das vorgewärmte Leintuch. Messire d’Edgemoor verließ den Zuber, und sogleich trocknete er ihn ab.
Mellisynt hieß den Gemahl,
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