Historical Platin Band 04
der Bank nieder.
Neidisch auf sie war Isabeau gefolgt und nahm den ihr von Monsieur Goll of Withern zugewiesenen Platz an dem rechts unterhalb der Ehrentafel stehenden Tisch ein. Es ergrimmte sie, dass man sie nicht auf der Estrade in der Nähe des Herzogs platziert hatte. Seit Monaten weilte sie in der düsteren, langweiligen Veste und hatte niemanden gehabt, der ihr Abwechselung vom tristen Dasein geboten hätte. Endlich, da es durch den Grandseigneur eine Ablenkung gab, musste sie sich damit begnügen, fernab von ihm zu sitzen. Am meisten grämte es sie jedoch, dass die Burgherrin die Aufmerksamkeit aller Kavaliere auf sich zu ziehen schien.
Es war ihr gleich, dass Madame d’Edgemoor ihr Freundlichkeit bewiesen hatte, und mit einem Achselzucken tat sie den Gedanken ab, auch sie habe Sympathie für sie empfunden. Im Moment war ihr nur wichtig, dass nicht sie im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand, sondern die hohe Frau.
Erneut blickte sie zur Ehrentafel hinüber, sah den Prinzen Geoffroir die Gemahlin des Burgherrn anlächeln und hätte sie am liebsten erwürgt. Es war ihr unerklärlich, warum der Herzog Gefallen an dieser faden, unscheinbaren Person fand.
„In meinen Augen ist Seine Hoheit ein herausragender Mann“, äußerte Edid hingerissen. „Nie habe ich jemanden gesehen, der so seidig wirkendes, gülden schimmerndes Haar hat.“
„Ja, er ist wirklich sehr schmuck“, bestätigte Fann lächelnd. „Mylord Richard jedoch sagt mir mehr zu. Er ist so kräftig und hat erregend markante Gesichtszüge. Ich hätte nichts dagegen, würde er bei einem Turnier für mich kämpfen.“
Geringschätzig schaute Isabeau die Damen Garforth und Rotherham an und warf abfällig ein: „Ihr dürft Euch glücklich schätzen, Demoiselles, wenn ein Dienstmann Euch die Schleppe trägt.“
Enid hatte die blasierte französische Dame von Anfang an nicht ausstehen können und erwiderte süffisant: „Oh, mir scheint, Ihr seid aufgebracht, Mylady of Brissac, weil Ihr die vom Herzog erhoffte Kunde, wem Ihr anvermählt werden sollt, nicht erhalten habt. Wahrscheinlich will nicht einmal ein einfacher Ritter Euch haben.“
„Ich bedauere, Dame Enid, Euch widersprechen zu müssen“, entgegnete Isabeau boshaft. „Erst in der vergangenen Woche hat der Euch Versprochene mir versichert, er habe niemals so herrliche Augen und einen derart makellosen Teint bei einer Dame erblickt.“
Der Schall eines Horns lenkte Isabeau ab, und neugierig blickte sie zum Eingang des Saals. Ein Herold senkte soeben die mit einem ihr bekannten Wappen versehene Trompete. Sie meinte, sich geirrt zu haben, und strengte die Augen an, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht täuschte.
Ungeduldig wartete sie darauf, dass der angekündigte Chevalier hinter den Pagen und Knappen erschien. Nur einen Herzschlag später trat er ein, und sie atmete erleichtert auf. Hastig setzte sie sich straffer hin, feuchtete sich flink die Lippen an und lächelte gewinnend.
In kostbare Brokatgewänder gehüllt, hielt Monsieur de Beauchamps Einzug in der Halle.
12. KAPITEL
Begierig suchte Isabeau den Blick des Barons, doch er schritt an ihr vorbei, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen, beugte vor Seiner Hoheit das Knie und verneigte sich dann vor Richard d’Edgemoor und dessen Gemahlin. Zutiefst verärgert, beobachtete sie, wie er etwas zur Burgherrin äußerte, die daraufhin hell und silbrig auflachte.
Huldvoll vom Herzog aufgefordert, sich mit auf die Bank zu setzen, stieg Roger die Stufe der Estrade hinauf und nahm an Madame d’Edgemoors linker Seite Platz.
Mellisynt beugte sich vor und sagte herzlich: „Ich freue mich, Euch zu sehen, Sire.“
„Ich habe das Vergnügen“, erwiderte Roger galant. „Euch wiederzubegegnen, Madame, ist vollauf den langen Ritt von der Küste her wert, durch Gegenden, die ich öder nie sah. Es ist eine Schande, Sieur, dass Ihr Eure liebreizende Gattin hier versteckt. Ich würde mich so gern um Eure Huld bemühen, Madame.“
Verlegen schaute sie den Gemahl an. In der Zeit, die sie in der Veste weilte, hatte sie nicht das Gefühl gehabt, die Gepflogenheiten eines fürstlichen Hofes zu vermissen. Die schmeichelhaften Äußerungen des Barons verursachten ihr daher leichtes Unbehagen.
„Ich rate Euch gut, Sieur, Euch nicht zu eingehend mit meiner Gattin zu befassen“, erwiderte Richard barsch.
„Eure Höflichkeit, Sire, lässt nach wie vor zu wünschen übrig“, entgegnete Roger lachend.
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