Historical Platin Band 04
wurde hochgezogen, und der Tross setzte sich in Bewegung.
Kaum hatte der Stallbursche, der Isabeaus Braunen am Zügel führte, ihn in Bewegung gebracht, scheute das Pferd und stieß gegen den von Monsieur de Beauchamps gerittenen Wallach.
Der bleckte die Zähne und riss den Kopf hoch. Roger war genötigt, hart an der Kandare zu reißen, und sagte dann harsch: „Wenn du nicht imstande bist, Bursche, den Rotfuchs der Dame so zu führen, wie es sich gehört, muss sie zurückbleiben.“
Wütend schaute Isabeau ihn an und äußerte spitz: „Mischt Euch nicht in Dinge, die Euch nichts angehen, Sire. Es war nicht die Schuld des Knechtes, dass meine Stute unruhig geworden ist.“
Belustigt ließ Roger den Blick über die Demoiselle schweifen, die in lichtgrauer Seide und scharlachfarbenem Taffet ausgesprochen hübsch aussah, und entgegnete spöttisch: „Mir scheint, Dame Isabeau, bei Euch ist es vonnöten, dass jemand Euch an die Stränge nimmt.“
Die Dreistigkeit verschlug ihr die Sprache, und mehr denn je verabscheute sie ihn. Stets lag ihm eine ungebührliche Keckheit auf der Zunge, oder er machte sich lustig. Isabeau konnte sich nicht erklären, warum es ihr nicht gelang, ihn zu betören. Sie war überzeugt, jeden Mann in der Veste für sich einnehmen zu können, so sie es darauf anlegte.
Grollend ritt sie hinter ihm her und war froh, als der Burgherr auf dem Weg zur Schlucht, wo die Damen verweilen sollten, sich zu ihr gesellte. Er plauderte mit ihr, und mit der Zeit beruhigte sie sich etwas. Nach längerem Ritt über Felder und Wiesen erreichte man den Wald und das schmale Tal, wo man sich mit einem Imbiss vor der Jagd stärken wollte. Der Tross kam zum Halten, und die Reiter saßen ab.
Rossknechte halfen den Damen zu Boden; Knechte stellten die mitgebrachten Bänke und Tische auf, deckten die Tafel mit Linnen, der Wegzehr und den zinnenen Trinkgefäßen. Galant half Monsieur d’Edgemoor Demoiselle Isabeau beim Platznehmen, reichte ihr einen weingefüllten Becher und setzte sich zu ihr. Man ließ sich die mitgebrachten Köstlichkeiten schmecken und sprach dem Wein zu.
Wiewohl es ihr gleich war, ob die Waid erfolgreich verlief, äußerte sie, um ihn noch eine Weile an sich zu binden und mit ihm zu reden: „Hoffentlich spüren die Treiber einen Hirsch auf.“
„Ich denke, das wird der Fall sein“, erwiderte Richard gleichmütig. „Die Hartmonate waren nicht so streng, als dass sie den Bestand des Schalenwildes stark verringert hätten. Daher bin ich überzeugt, dass wir eine gute Strecke haben werden. Habt Ihr vor, Euch zum Jagdblasen einzufinden?“
„Ja“, antwortete Isabeau eifrig. „Ich bin oft mit meinem Vater auf der Waid gewesen. Manche Damen haben Angst, über Stock und Stein zu reiten, doch ich fürchte mich nicht. Ich habe kein Verständnis für zimperliche Weiber.“
Belustigt schaute Richard die Demoiselle an und entgegnete schmunzelnd: „Unsicherheit im Seitsattel, Dame Isabeau, hat nichts mit Schwäche zu tun.“
Sie bemerkte ein Stück hinter ihm den Baron von Beauchamps, der sie mit verkniffenen Augen betrachtete, und lächelte sogleich gewinnend den Sire d’Edgemoor an.
Im gleichen Moment ertönte ein Signal. Richard drehte sich um und sah Ewalt auf die Lichtung reiten. Sofort entschuldigte er sich bei der Demoiselle, stand auf und ging zum Wildhüter.
Flüchtig sah sie zu Monsieur de Beauchamps hinüber und wandte ihm dann brüsk den Rücken zu.
Erneut wurde ins Horn geblasen, und der Burgherr verkündete, ein prachtvoller Vierzehnender sei gesichtet worden. Geschwind versammelten alle Kavaliere sich bei den Pferden und saßen auf. Die Hundeführer brachten die Meute vor die Reiter; die Treiber und die Knechte mit den Waidspießen schlossen sich ihnen an.
Hastig erhob sich Isabeau, strebte zu ihrem Braunen und ließ sich in den Seitsitz heben. Herrisch winkte sie den Stalljungen herbei, der die Stute am Zügel zu halten hatte, und befahl ihm, dem Tross zu folgen.
Die Hunde hatten die Spur des Wildes aufgenommen und zerrten hechelnd an den Seilen. Schließlich, nachdem die Jagdgesellschaft weit genug ins Unterholz vorgedrungen war, gab Ewalt das Zeichen, das Rudel loszulassen. Die Stricke wurden ihnen abgenommen, und eifrig schnüffelnd verschwanden sie im Gehölz.
„Zah! Zah!“, schrien die Treiber hinter ihnen und schlugen mit den Stöcken gegen die Bäume. Die Jagdknechte rannten hinter den Hunden her; die Reiter preschten durch das Unterholz, mühsam gefolgt von den
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