Historical Platin Band 04
Apothekenschrank Saft vom Vogelknöterich holen. Monsieur Barthélemy solle angehalten werden, die unverdünnte Arznei nach Bedarf einzunehmen und so lange im Wasserbottich zu stehen, bis er sich besser fühle.
„Sehr wohl, Madame“, erwiderte Colet und strebte zum Ausgang des Saales.
„Mir erscheint es ratsamer, Sire“, wandte Mellisynt sich an den Gatten, „dass ich mich im Verlauf der nächsten Stunden um Euren Knappen kümmere.“
„Muss das sein?“, murrte Richard.
„Ihr werdet Euch enthalten müssen“, antwortete sie schmunzelnd.
Richard bedachte sie mit einem missmutigen Blick und widmete sich dann wieder dem Mahl. Erst nach Stunden beschloss er, sich zurückzuziehen. Er stand auf und wartete, bis der Lärm in der Halle verstummte. Dann hob er den Becher, brachte, wie es sich bei besonderen Anlässen geziemte, den Trinkspruch auf die verstorbenen Angehörigen und Freunde des geselligen Kreises aus und erkundigte sich dann bei Monsieur de Beauchamps, ob er schon müde sei.
„Nein“, sagte Roger lächelnd.
„Dann lade ich Euch zu einem Trunk in meinem Studierzimmer ein“, schlug Richard vor.
„Mit Vergnügen“, willigte Roger ein.
„Die Herren werden mich entschuldigen“, murmelte Mellisynt. „Ich möchte nach Monsieur Barthélemy sehen.“
„Wie es Euch beliebt, Madame“, sagte Richard grollend.
Sie wünschte ihm und dem Baron einen guten Schlaf, raffte die Röcke und begab sich zum Quartier des Knappen.
Langsam folgte Richard ihr mit dem Baron, wechselte hie und da noch ein Wort mit den ranghöheren Gästen und schlenderte dann zu seinem Studio.
„Ich habe den Eindruck, Sire, dass es um die Geduld des Königs mit dem Prinzen Geoffroir nicht mehr gut bestellt ist“, meinte Roger.
„Was veranlasst Euch zu dieser Annahme?“, fragte Richard erstaunt, ließ ihm den Vortritt in das Gemach und schloss die Tür. „Nehmt Platz“, forderte er ihn auf, schritt zum Kasten und schenkte Wein in zwei Becher. Einen reichte er dem Edlen von Beauchamps und ließ sich ihm gegenüber in einem Fauteuil nieder.
„Ich vermute, der Souverain argwöhnt, Seine Gnaden beabsichtige, sich mit dem Herrscher Frankreichs zu verbünden“, sagte Roger bedächtig.
„Welchen Grund hätte er, Seiner Hoheit zu misstrauen?“
„Die Zuträger, die er in der Umgebung des französischen Königs hat, ließen ihn wissen, dieser bestürme den Herzog der Bretagne, gemeinsame Sache mit ihm zu machen, und habe ihm versprochen, ihn zum Seneschall Frankreichs zu ernennen.“
„Aber Monsieur le Duc hat doch das Fahnlehen der Bretagne“, wandte Richard stirnrunzelnd ein.
„Gewiss“, stimmte Roger zu. „Doch wer weiß, ob sein Vater sich nicht irgendwann eines anderen besinnt. Es ist gut möglich, dass er sich erneut gegen Monseigneur stellt, so wie das mit der Weigerung, dessen auf der Versammlung in Rennes gefasste Beschlüsse anzuerkennen, der Fall war.“
„Das verstehe ich nicht“, erwiderte Richard irritiert. „Monsieur Geoffroir hat doch, entgegen dem starken Widerstand seiner Barone, durchgesetzt, dass sie die neuen Verfügungen akzeptieren, die im Übrigen denen entsprechen, die sein Vater für England angeordnet hat.“
„Dennoch war König Henry sehr ungehalten“, sagte Roger ernst. „In meinen Augen treibt er ein sehr gefährliches Spiel mit seinen Söhnen. Erst hat er beschlossen, Richard die Prinzessin Alix zur Gattin zu geben. Nunmehr hat er beschlossen, das nicht zu tun. Es scheint viel Wahres an dem Gerücht zu sein, dass er sie selbst in sein Bett genommen hat und sie nunmehr nicht mehr aufgeben will. Oder Prinz Richard hat sich, wie es heißt, geweigert, die Buhle seines Vaters zu ehelichen. Gleichviel, auf diese Weise verhindert Henry Plantagenet, dass sein französischer Gegenspieler sie einem anderen Fürsten geben kann, und behält sie weiterhin bei Hofe.“ Roger grinste den Burgherrn an und setzte anzüglich hinzu: „Wie gut, dass Ihr nicht in Prinz Richards Lage seid!“
„Wie soll ich das verstehen?“, fragte Richard verständnislos.
„Nun, Ihr seid doch vermählt.“
„Oh, daran müsst Ihr mich nicht erinnern“, sagte Richard schmunzelnd, leerte den Pokal und stellte ihn ab. „Wenn Ihr erlaubt, werde ich mich jetzt zurückziehen und nachsehen, wo meine Gemahlin sich aufhält. Hoffentlich hat sie nicht vor, die ganze Nacht bei meinem Knappen zu wachen!“
Roger erhob sich mit dem Burgherrn, wünschte ihm eine angenehme Ruhe und ging, während dieser sich ins
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