Historical Platin Band 04
Partei für mich?“
„Ich versuche nur, Euch vor einer Unbesonnenheit zu bewahren. Die Folgen für Euch und die Bretagne sind absehbar, Sire, so Ihr gegen den Eurem Vater geleisteten Lehnseid verstoßt.“
„Wie wollt Ihr beurteilen, was König Henry tun wird?“, fragte Geoffroir zornig. „Ich weiß es nicht, und meine Mutter auch nicht. Sie hat mir gesagt, er habe den Verstand verloren und habe nichts anderes mehr im Sinn als Demoiselle Alix von Frankreich!“
„Nur weil er sie nicht Eurem Bruder Richard anvermählen will, heißt das noch lange nicht, dass er tatenlos zusehen wird, wie König Philippe und Ihr Euch eines Teils seiner Kronlehen bemächtigt.“
„Er wird nicht mehr lange der Souverain über alle seine Herrschaftsgebiete sein“, erwiderte Geoffroir abfällig. „Ehe der Mond verblasst ist, bin ich der uneingeschränkte Herr über die Grafschaften Anjou und Maine.“
„Um Vergebung, Monseigneur, aber Ihr seid verblendet. So Ihr Eure Absichten in die Tat umsetzt, wird Euer Vater Euch einkerkern lassen. Ich wiederhole, sie sind Hochverrat, und Ihr wisst, welche Strafe darauf steht. König Henry wird Euch so lange bekriegen, bis er Eurer habhaft ist.“
„Seit wann ängstigt Ihr Euch davor, in die Schlacht ziehen zu müssen? Kann es sein, dass Euer Weib Euch gegen mich aufgestachelt hat? Ist sie der Grund, weshalb Ihr Verrat an mir begeht?“
„Sire! Sie hat nichts mit dieser Angelegenheit zu schaffen!“
„Nein? Seit Ihr mit ihr vermählt seid, habt Ihr Euch verändert. Seid Ihr zum Schwächling geworden, zu einem Weichling, der am Rockzipfel eines Weibes hängt?“
„Würdet Ihr mich wirklich kennen, Eure Hoheit, sprächet Ihr nicht so!“
„Ich bedauere, Dame Mellisynt, doch ich kann Euch nicht behilflich sein“, sagte Constance de Bretagne ungeduldig und schaute mitleidig die vor ihr auf einem Schemel sitzende, hochschwangere Madame d’Edgemoor an. „In den verflossenen drei Monaten habe ich meinen Gebieter wiederholt ersucht, Euer Angebot anzunehmen. Jedes Mal hat er sehr unwirsch reagiert und mir vorgehalten, die Sache gehe mich nichts an. Er will einfach nicht auf mich hören, Madame.“
„Das begreife ich nicht, Eure Hoheit“, erwiderte Mellisynt gequält. „Aus welchem Grund lehnt er das Lösegeld ab? Wieso ist er nicht bereit, zumindest über die Bedingungen zu verhandeln?“
Constance lehnte sich auf dem Fauteuil zurück und antwortete bedrückt: „Ich befürchte, mein Gemahl ist sehr uneinsichtig geworden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er, seit er Euren Gatten in den Kerker hat werfen lassen, niemanden mehr hat, der ihn an sein Ehrgefühl erinnert.“
„Er hat meinen Herrn nicht verloren“, entgegnete Mellisynt eindringlich. „In der einzigen Botschaft, die mein Gemahl mir senden durfte, wies er mich an, Seiner Gnaden die Ergebenheit zu bewahren, bis er wieder in Freiheit ist.“ Sie hielt inne und dachte daran, wie schwer es ihr noch immer fiel, sich damit abfinden zu müssen, dass ihr Gatte seit mehr denn drei Monaten irgendwo in einem Hungerturm schmachtete. Seit diese Kunde ihr zugetragen worden war, hatte sie sich wiederholt beim Grandseigneur, dessen Vater und der Fürstin mit inständigen Bitten um seine Freilassung für ihn verwendet. Bisher hatte sie nicht vermocht, den Grund für seine Verhaftung herauszubekommen, und auch keine Ahnung, wo er dingfest gemacht worden war.
Dem Herzog der Bretagne hatte sie eine hohe Summe offeriert, aber bisher vergeblich. Aus dem Wunsch, dem Gatten zur Freilassung zu verhelfen, hatte sie dem König von England angeboten, ihm Edgemoor und Trémont zu überlassen, wenngleich sie in Sorge war, der Gemahl könne ihr das sehr verübeln. Aber auch diese Anstrengungen waren fruchtlos geblieben, denn der in Irland weilende Henry Plantagenet hatte ihr durch einen seinen Schreiber mitgeteilt, er werde sich zu gegebener Zeit mit der Angelegenheit befassen, so diese bis zu seiner Rückkehr nach England nicht geregelt sei.
„Mein Gebieter ist, was Euren Gatten betrifft, Dame Mellisynt, vollkommen unzugänglich geworden“, äußerte Constance bedauernd. „Mir kommt es vor, als wolle er mit niemandem etwas zu tun haben, der an sein Gewissen appellieren könnte, auch nicht mit mir.“
Die letzte Hoffnung, die Fürstin könne ihren Einfluss auf ihren Gemahl geltend machen, schwand. Den Tränen nahe, richtete Mellisynt sich auf dem Schemel auf und erkundigte sich bang: „Ist Euch geläufig, Eure Gnaden, wo mein Gemahl
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