Historical Platin Band 04
aushändigte, enthielt die Neuigkeit, der Duc d’Anjou sei nach Poitiers zurückgekehrt. Seine Mutter intrigiere stärker denn je gegen ihren königlichen Gemahl und könne sich dabei auf die Unterstützung ihrer Vasallen und ihrer beiden älteren Söhne verlassen.
„Was Ihr zu tun gedenkt, Monseigneur, ist Hochverrat!“
„Hütet Eure Zunge, Sire“, erwiderte Geoffroir drohend. „Auch wenn ich Euch gewogen bin, dulde ich nicht, dass Ihr solche Anschuldigungen gegen mich erhebt.“
„Mit Verlaub, Sieur, aber ich muss Euch auf die Unrechtmäßigkeit Eures Vorhabens hinweisen“, entgegnete Richard ruhig.
„Ich verbiete Euch jede weitere Einmischung in meine Absichten!“, herrschte Geoffroir ihn zornig an.
Innerlich seufzend schaute Richard sich in der Runde um. Keiner der Anwesenden schien auf seiner Seite zu sein. Im Gegenteil, aus manchen Mienen schlug ihm offene Feindseligkeit entgegen, und Monsieur de Ventadon grinste hämisch. Nicht gewillt zu resignieren, schaute er den Fürsten an, verneigte sich und äußerte entschlossen: „Um Vergebung, Sire, doch ich bitte Euch, auf meinen Rat zu hören. Euer königlicher Vater, hat von den Plänen, die Ihr mit Königin Eleonore ins Auge gefasst habt, gehört und ist auf dem Weg nach Portsmouth.“
„Ich frage mich schon seit Längerem, d’Edgemoor, wer ihm in die Hände spielt und woher Ihr Eure Informationen habt!“
Richard war sich gewahr, dass er mit seinem beständigen Widerstand gegen den Beschluss des Herzogs, sich an den Hof seines Vetters in Paris zu begeben, allein dastand. Die bretonischen Lehnsträger hatten Partei für ihren Herrn ergriffen, weil sie glaubten, durch ein Bündnis zwischen ihm und Philippe würden sie sich von der Oberhoheit Henry Plantagenets befreien können. Kein Wunder, dass sie Richard abweisend ansahen und ihn offen anfeindeten. Insbesondere Monsieur Bernart de Ventadon hatte sich zum Wortführer der gegen ihn gerichteten Partei aufgespielt.
„Man sieht Euch an, Sire“, wandte Richard sich an ihn, „dass Ihr etwas auf dem Herzen habt. Tut Euch keinen Zwang an und sprecht aus, was Euch nicht genehm ist!“
Bernart spürte sich vor Wut erröten. Noch immer grollte er dem Statthalter, weil er von ihm beim Turnier aus dem Sattel gehoben und lächerlich gemacht worden war. „Wie Ihr wünscht, Sire“, erwiderte er kalt. „Ich bin überzeugt, dass Ihr derjenige seid, der sich als Spitzel für König Henry betätigt. Ihr seid ein Verräter, weil Ihr Angst habt, Ihr könntet Eurer Lehen verlustig gehen.“
Ungestüm riss Richard das Schwert aus der Scheide, doch rasch trat Geoffroir zwischen ihn und den Edlen von Ventadon. „Monsieur!“, sagte er erbost. „Wie könnt Ihr es wagen, in meiner Gegenwart das Schwert zu ziehen!“
Richard musste sich zwingen, es wieder in das Leder zu stecken. „Pardon, Hoheit“, murmelte er grimmig. „Indes erhebt Monsieur Bernart unbewiesene Anklage gegen mich und nennt mich einen Verräter!“
„Ich habe den notwendigen Beweis, Monseigneur“, äußerte Bernart hasserfüllt. „Man hat mir ein Schreiben zugespielt, das einem Kurier abgenommen wurde, der gestern die Stadt verließ. Darin wird Euer Vater, Sieur, detailliert über Eure mit König Philippe geführten Unterhandlungen in Kenntnis gesetzt. Es ist nicht unterzeichnet, doch bei dem Boten wurden weitere Schriftstücke vorgefunden, die das Siegel des Statthalters tragen.“
„Das ist eine glatte Lüge, Sire!“, herrschte Richard den Baron an. „Holt den Kurier her, auf dass er Eure Angaben bestätigt. Ich bezweifele indes, dass es ihn gibt, von den Pergamenten ganz zu schweigen.“
„Sie sind in meinem Besitz, Monseigneur“, verkündete Bernart aufgeregt. „Ich habe Euch das nicht früher anvertraut, weil ich hoffte, den Boten zu dem Geständnis bewegen zu können, Monsieur d’Edgemoor habe ihm die Nachrichten ausgehändigt. Bedauerlicherweise hat er die Befragung nicht überlebt.“
„Dann holt die Handschriften!“, befahl Geoffroir hart. „Und Ihr, Messieurs, dürft Euch bis auf Monsieur Richard entfernen. Verbleibt jedoch im Rittersaal, damit Ihr verfügbar seid.“
Richard harrte aus, bis die Herren sich zurückgezogen hatten, und sagte dann ernst: „Ihr dürft dem Sire de Ventadon nicht Glauben schenken, Eure Hoheit.“
„Ich weiß nicht, was ich von dieser Sache halten soll. Seit ich hier weile, habt Ihr mir ständig in den Ohren gelegen, um mich von meinen Plänen abzubringen. Warum ergreift Ihr nicht
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