Historical Platin Band 04
einem Ruck und zwängte die Gattin vor sich. Wütend sah er den Baron an und erwiderte erregt: „Ihr habt stets ein Faible für sie gehabt. Wollt Ihr Euch auch jetzt zwischen sie und mich stellen? Macht Ihr gemeinsame Sache mit ihr? Da dem so zu sein scheint, sagt mir, ob sie Euch dafür mit ihrer Gunst belohnt.“
„Wie könnt Ihr mir das unterstellen?“, fragte sie aufgebracht und versuchte, seine Finger hochzubiegen. „Ich schwöre, dass ich züchtig bin!“
Mit einem Schritt war Roger bei ihrem Gemahl und schlug ihm mit den Handkanten auf die Finger.
Überrascht ließ Richard sein Weib los.
Sie rettete sich in den Hintergrund der Kammer und sah verstört, wie Monsieur de Beauchamps ihrem Gatten einen wuchtigen Hieb unter das Kinn gab.
Richard torkelte zurück, prallte gegen jemanden und wurde zu Boden gerissen.
Keuchend hielten Lambert und Androuet ihn fest, bis die durch den Lärm herbeigelockten Schildwachen ihm die Lanzenspitzen auf die Brust setzten.
„Lasst es genug sein, Sieur“, wandte Mellisynt sich bittend an den Burgvogt.
Er beachtete sie nicht und sagte hart: „Bindet Monsieur d’Edgemoor!“
Lambert löste den zusammengerollten Strick vom Waffenriemen und fesselte den Gefangenen.
Grob rissen seine Gefährten ihn auf die Füße. Schnaufend starrte er den Burgvogt an und äußerte abfällig: „Nur die Wachen haben Euch vor mir bewahrt! Hütet Euch, Sire! So ich je Gelegenheit dazu haben werde, Euch ungehindert nahe zu kommen, wird nichts und niemand Euch vor mir beschützen können.“
„Ich bin Euch nie untreu gewesen“, warf Mellisynt eindringlich ein. „Das schwöre ich beim Heil meiner unsterblichen Seele! Indes war ich genötigt, mich an Monsieur de Beauchamps zu wenden, um jemanden zu haben, der mir beisteht. Er wird uns beide mit seinem Tross nach Rennes bringen.“
„Ich weigere mich, die Veste zu verlassen!“
„Ihr habt keine andere Wahl, Sieur“, schaltete Jerome sich jetzt ein. „Ihr werdet mit Gewalt vor das Konzilium geführt!“
„Wir müssen unverzüglich aufbrechen, Madame“, wandte Roger sich an sie. „Es tut not, noch vor Anbruch der Abenddämmerung in Rennes zu sein.“
„Wollt Ihr nicht mein Angebot annehmen, Euch einen Trupp Söldner als zusätzliche Eskorte mitzugeben?“, fragte Regnault stirnrunzelnd.
„Nein, Monsieur, das ist wirklich nicht nötig“, antwortete Roger. „Ich habe vierzig Männer bei mir. Das genügt. Aber ich danke Euch nochmals für Euer freundliches Anerbieten.“
„Wie Ihr wollt, Sire“, gab Regnault achselzuckend nach. „Ich halte es jedoch für ratsamer, den Gefangenen ins Eisen schmieden zu lassen.“
„Auch das ist nicht erforderlich“, entgegnete Roger ruhig. „Die Fesseln reichen aus. Meine Lanzenreiter werden ihn gut bewachen.“
„Mit Verlaub, Monsieur, doch nun ist es für uns an der Zeit, Euch Dank und Lebewohl zu sagen“, wandte Mellisynt sich an den Burgvogt und schaute dann eindringlich den Baron an. Unvermittelt bemerkte sie den zornigen Blick des Gatten, senkte verlegen die Lider und murmelte: „Mir ist daran gelegen, Messieurs, schnellstens in Rennes zu sein und mich von dieser unerfreulichen Begegnung erholen zu können.“
Die Türmer stießen Richard aus dem Raum, gefolgt von den beiden Schildwachen. Er spannte die Armmuskulatur an, um zu spüren, wie fest der Strick ihm um die Handgelenke gewunden war, und musste feststellen, dass er ihm sogleich in die Haut schnitt. Im Stiegenhaus ging einer der Wärter vor ihm her, und im Rücken fühlte er die scharfe Spitze einer Lanze.
Auf dem Innenhof angekommen, wurde er zu einem Pferd gestoßen und dann von zwei Knechten in den Sattel gehoben. An Flucht war nicht zu denken, da zahlreiche Bewaffnete ihn umringten. Grimmig blickte er zur Gemahlin hinüber, die schwerfällig zum Reisewagen ging. Galant reichte der Edle von Beauchamps ihr die Hand und half ihr auf die erste Stufe. Dann fasste er sie an der Taille und stützte sie, damit sie leichter den Wagenboden erreichte. Sichtlich angestrengt ließ sie sich unter der Plane auf der Bank nieder. Grimmig presste Richard die Lippen zusammen, legte die gefesselten Hände um die Hürde und starrte wutentbrannt auf den Wagen.
Roger schwang sich auf den Apfelschimmel, ergriff mit der Linken die Zügel und hob zum Zeichen des Aufbruchs die rechte Hand. Der Tross setzte sich in Bewegung und ritt an den Torhütern vorbei aus der Veste.
18. KAPITEL
Richard widerstand
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