Historical Platin Band 04
besorgt und musste sich zwingen, sie nicht an sich zu drücken.
„Das Kind macht mir zu schaffen“, murmelte sie.
„Wie lange hast du schon Schmerzen?“
„Ich hatte sie schon vor der Ankunft in Balfour. Manchmal sind sie kaum noch erträglich, aber zum Glück lassen sie bald nach.“
„Es walte Gott, dass wir sicher den Hafen erreichen, ehe deine Stunde gekommen ist“, murmelte Richard und schaute irritiert auf den Hauptmann, der nun neben dem Reisewagen erschien.
„Es ist ratsam, Sire“, rief Pierre ihm zu, „den Weg zu verlassen und Schutz im Gehölz zu suchen. Die Späher sind soeben zurückgekehrt und haben gemeldet, dass weiter vorn ein Trupp uns entgegenkommt. Die Wimpel der Vorreiter haben die Farben des Herzogs der Bretagne.“
Sogleich erteilte Richard Order, bei der nächsten Möglichkeit abzubiegen und weit in den Forst vorzudringen.
Pierre nickte, gab den Befehl weiter und setzte sich an die Spitze des Zuges. An einer breiten Schneise hielt man sich nach links, folgte ihr ein gutes Stück und kam, gut im Tann verborgen, hinter einer weit gezogenen Kurve zum Halten.
Bang lauschte Mellisynt auf jedes vom Weg herüberdringende Geräusch. Nach einer Weile vernahm sie dumpfen Hufschlag, der sich langsam entfernte und schließlich nicht mehr zu hören war.
„Der Zeit nach zu urteilen, die es gedauert hat, bis die Kavalkade vorbei war, hatte Monsieur le Duc mindestens zweihundert Berittene bei sich“, meinte Roger.
„Der Allmächtige schütze uns, wenn er erfahren hat, dass ich nicht mehr in der Veste bin“, murmelte Richard bedrückt.
Wider Willen stöhnte Mellisynt gepeinigt auf.
Bestürzt schaute Richard sie an.
„Nehmt keine Rücksicht auf mich, Sire“, äußerte sie hastig. „Die Wehen haben eingesetzt. Doch noch bin ich imstande, sie zu ertragen.“
„Seid Ihr sicher, Madame?“, fragte Richard skeptisch.
„Ja!“
Richard überlegte einen Moment und gelangte dann zu dem Entschluss, sie und das ungeborene Kind keinen weiteren Strapazen auszusetzen. „Wir ziehen nach Trémont!“, beschloss er. „Die Veste ist nicht weit von hier. Dort ist alles vorhanden, was Ihr in der Stunde Euer Niederkunft braucht.“
„Mit Verlaub, Sieur, doch ich rate Euch von diesem Vorhaben ab“, warf Jerome ernst ein. „Der Grandseigneur hat einen großen Teil der Burgmannen abgezogen, sodass die Landwehr jetzt stark geschwächt ist. Die noch vorhandenen Söldner können, selbst verstärkt durch unsere Soldaten, die Veste nicht auf Dauer verteidigen. Zudem könnte es sein, dass inzwischen das von Monsieur le Duc nach Trémont verlegte Kriegsvolk dort eingetroffen ist. Ich habe täglich damit gerechnet, dass die Burg besetzt wird.“
„Unter solchen Umständen ist es unerlässlich, Monsieur Richard, dass Ihr Euch mit Eurer Gattin fernab von Rennes haltet, unverzüglich nach Saint Broladre begebt und nach England segelt. Ich überlasse Euch zehn Berittene als Eskorte und presche mit den verbliebenen zur Stadt, um den Herzog abzulenken. Er wird uns gewiss verfolgen, ohne uns jedoch einholen zu können.“
Unschlüssig schaute Richard zwischen dem Baron, dem Seneschall von Trémont, dem Hauptmann und der Gemahlin hin und her und sagte schließlich: „Ihr habt recht, Messieurs, auch wenn es mir schwerfällt, Euren Rat anzunehmen. Denn es ist wahrlich nicht in meinem Sinne, dass Ihr Euch mir und meiner Gemahlin zuliebe in Gefahr begebt.“
„Zu einem Gefecht wird es nicht kommen, Sire“, entgegnete Roger leichthin. „Ich halte mich mit meinem Trupp gen Osten und bin gewiss längst auf des Prinzen Richard Hoheitsgebiet, ehe sein Bruder begriffen hat, dass er nicht hinter Euch her ist. So das Glück mir hold ist, bin ich morgen am Nachmittag in Beauchamps. Möge der Allmächtige Seine schützende Hand über Euch und Dame Mellisynt halten.“ Er verneigte sich vor ihr, lenkte den Hengst zu seinen Söldnern und suchte die zehn aus, die beim Sieur d’Egdemoor zu verbleiben hatten. Dann hob er grüßend die Hand und ritt mit den restlichen Männern in gestrecktem Galopp aus dem Forst.
Richard wies seine Eskorte an, den Wald zu verlassen und den kürzesten passierbaren Weg an Rennes vorbei zur Küste zu nehmen.
Furchtsam, immer wieder von Krämpfen geplagt, erduldete Mellisynt wacker die Unbilden der Reise. Wurden die Schmerzen zu stark, schmiegte sie sich Hilfe suchend an den Gemahl und empfand es als tröstlich, dass er sie dann umfangen hielt.
Er war in großer Sorge um sie. Wiewohl es ihn
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