Historical Platin Band 04
spöttisch und schaute sie lächelnd an.
Von seinem Lächeln hieß es, es sei so verführerisch wie das des Teufels. Andere Leute beschrieben es als das eines Engels. „Ja, ich fürchte mich“, gestand Fiona und nickte. „Doch davon lasse ich mich nicht beirren. Du bist hier der aufregendste Mann.“
„Wirklich? Ich wette, wenn dem nicht so wäre, würdest du mich nicht haben wollen.“ Er begann mit ihr den Moriskentanz, hielt sie bei den Händen, drehte sie im Kreis oder hüpfte neben ihr her, wie die Figuren es erforderten.
Jedes Mal, wenn er sie berührte, wuchs ihre Erregung. Von Anfang an hatte sie sich unaufhaltsam zu ihm hingezogen gefühlt. Es war ihr gleich, dass er sich verlobt hatte. Sie wollte mit ihm zusammen sein, um das brennende Sehnen zu stillen. „Ich will dich, Micheil!“, raunte sie ihm zu. „Ich verzehre mich schon lange nach dir.“
„Tatsächlich?“, fragte er schmunzelnd. „Die Nacht ist bald herum. Komm!“ Er nahm sie bei der Hand und zog sie aus dem Saal.
Niall sah die Schwester mit Micheil den Rittersaal verlassen, ballte die Hände und murmelte: „Der Bastard!“
„Du verfluchst deinen Vetter, Niall!“
Niall drehte sich um, sah Joris MacKeith vor sich und erwiderte rasch: „Ich habe nicht ihn …“
„Du musst dich nicht verteidigen. Auch ich kann den Hundsfott nicht ausstehen.“
„Eines Tages wird er sich etwas derart inständig wünschen, dass er willens ist, dafür zu töten, um es zu besitzen. Und dann werde ich derjenige sein, der es sich aneignet.“
„Lass es mich wissen, wenn dieser Tag gekommen ist.“
„Würdest du deinen Clan verraten?“, erkundigte Niall sich misstrauisch.
„Nein, nie!“, antwortete Joris hart. „Indes halte ich nicht zu den MacKendricks. Du willst Seana für dich, nicht wahr?“
„Das geht nur mich etwas an. Es genügt, wenn ich dir sage, dass man mir heute viel geraubt hat.“ Niall schaute sich ebenso argwöhnisch um wie Joris, gleichermaßen besorgt, welchen Eindruck die gedämpft geführte Unterhaltung erwecken könne. Er sah James MacGlendon ihn und Joris beobachten, wandte sich brüsk ab und mischte sich unter die Geladenen. Er vergaß indes nicht, was Joris geäußert hatte. Irgendwann konnte ihm das nützlich sein.
„Auf Niall und Joris müssen wir sehr achtgeben“, sagte James. „Die beiden wollen Micheil nichts Gutes.“
David nickte und erwiderte mit der Reife eines Knaben, der inmitten verfeindeter Clans aufgewachsen war: „Ja, wir werden ihn gut im Auge behalten.“ Jäh dröhnte ihm der Kopf, und gepeinigt schloss er die Augen. Er bemühte sich, die Vision keine klaren Formen annehmen zu lassen, konnte es jedoch, wie stets, nicht verhindern, dass sie sich ihm aufdrängte. Die blutroten, das Liebespaar umzüngelnden Flammen wurden schwarz. Er fragte sich, wem zuliebe er bei Niall und Joris auf der Hut sein müsse. Liams und Bridgets wegen? Oder war es Micheil, der die Frau in den Armen hielt?
Aufschreiend sank er vornüber. James hielt ihn jedoch sogleich fest. Niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit, als er den Bruder aus dem Saal führte. Er und der Bruder zitterten am ganzen Leib, nachdem David seine Vision beschrieben hatte. Und David irrte sich nie.
Noch lange, nachdem James sich zur Ruhe begeben hatte, starrte er in die Dunkelheit und bemühte sich, nicht auf die Geräusche der anderen Schläfer zu achten. Würden die von der Lohe umzüngelten Liebenden in den Flammen der Leidenschaft oder im Feuer des Krieges verbrennen?
2. KAPITEL
In diesem Jahr würde Micheil siebzehn Sommer zählen. In der Zeit, da er die Instandsetzungsarbeiten in Dirlot, der nahe dem Thurso gelegenen Veste, beaufsichtigt hatte, war beinahe ein Jahr vergangen, und nun drängte es ihn, daheim zu sein. Die Burg lag einsam auf einer Landzunge am Pentland Firth, gegenüber der Insel Hoy. In Spital, dem Weiler, wo sich in der Kirche des heiligen Magnus die Begräbnisstätten der Verstorbenen des Clans befanden, stand auch Uallas MacKeith’ Anwesen. Der Oheim nahm keinen Anstoß daran, dass die Tochter oft abwesend war, wenn der junge Mann in Dirlot weilte. Es hatte ihn auch nicht gestört, dass Fiona tobte, nachdem Micheil in der Frühe von den Brüdern abgeholt worden war.
Er war beim ersten Licht davongeritten. Sie war sicher gewesen, dass er kurz davorstand, ihr mitzuteilen, er würde nun seinen Vater bitten, die Verlobung mit Seana zu lösen. Er gehörte ihr. Sie würde ihn nie mit einem
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